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Superhelden-Serie zeigt sehr seltsames Österreich

Heute Redaktion
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Die Netflix-Superhelden-Serie "Titans" spielt auch in Österreich. Doch das "Österreich" im DC-Universum wirkt nur vage vertraut – eine schmunzelnde Spurensuche.

Seit Oktober läuft auf Netflix die neue Superhelden-Serie "Titans". Dort kämpfen unter anderem Batman-Sidekick Robin sowie dessen Superhelden-Kollegen Starfire, Beast Boy, Raven, Hawk und Dove gegen allerlei Bösewichte. Gleich in der ersten Folge verschlägt es die außerirdische Superheldin Starfire ins sehr irdische Österreich – genauer: nach Wien.

Doch das Wien des "Titans"-Universums (und dessen Umland) wirkt zwar irgendwie vertraut, aber größtenteils dann doch wieder seltsam fremdartig. Das verwundert nicht, denn sie Serie wurde eigentlich in der Gegend um Toronto in Kanada gedreht. Zumindest die Klimazone passt also in etwa.

Der Rest soll für Amerikaner und Kanadier hauptsächlich exotisch-mitteleuropäisch wirken. Doch die etwas schlampige Recherche führt dazu, dass die Österreicher unter den Zusehern dann doch ziemlich schmunzeln müssen.

Das beginnt schon in der ersten Szene, die "außerhalb von Wien" spielt. Auf einer einsamen Landstraße mitten in einem Wald mit imposanten Alpengebirgszügen im Hintergrund.

Nur blöd, dass die Szene laut Ortsschild zwischen Königstetten und Zeiselmauer spielt, also mitten im Tullner Feld. Dort gibt es bekanntlich ebenso wenig steile Gebirgsketten wie dichte Wälder.

Apropos Zeiselmauer: Laut dem Ortsschild in der Serie liegt die Ortschaft entweder 85,2 oder 852 Kilometer (es ist sehr schwer zu entziffern) von Königstetten entfernt. In der Realität trennt die beiden Ortschaften allerdings gerade einmal eine knapp fünfminütige Autofahrt von 4,5 Kilometern. Aber für US-Fernsehzuschauer, die ganz andere Entfernungen gewohnt sind, wirkte das wohl zuwenig nach "Nirgendwo".

Google Translate is' a Hund, wie auch "Titans" beweist. Abgesehen von dem bereits oben erwähnten "Alpenpanorama" sticht bei der Tankstelle vor allem die Beschilderung ins Auge: Die englische "Gas Station" wird da schnell einmal zum "Petrol Bahnhof".

Da im ländlichen Raum Nordamerikas kreative oder traditionelle Geschäftsnamen weniger üblich sind, tragen Läden dort oft die nüchterne Aufschrift "Store". Ein mit "Geschäft" beschildertes Geschäft würde in Österreich eher als Schmäh wirken. Und selbst, wenn man in Österreich an der Tankstelle noch in Schilling zahlen würde, wäre ein Dieselpreis von 112,9 doch sehr teuer geraten.

Das Wiener Rathaus ist rund ums Jahr ein beliebter Veranstaltungsort. Vom Eistraum im Winter über den Life Ball bis zum Filmfestival am Rathausplatz ist immer was geboten. Was es dort allerdings nicht gibt, sind Übernachtungszimmer für Touristen.

Aber den "Titans"-Machern waren die noblen Ringstraßen-Hotels in Wien wohl nicht imposant genug oder zu klein. Daher musste das Rathaus als das "Hotel Das Alpen" herhalten. Dafür scheint es am Rathaus sogar im Winter (siehe Autounfall-Szene) sommerlich grün zu sein. Wien ist eben anders.

Dafür war dann im Gegenzug die Wiener Club-Szene nicht fetzig genug, so dass der Wiener Nachtclub einfach nach Prag verlegt wurde. Es ist ja für US-amerikanische Größenverhältnisse praktisch eh nur ein Vorort von Wien.

Hauptsache es macht Spaß

Selbstverständlich trüben diese kleinen "Übertragungsfehler" nicht das Sehvergnügen der österreichischen Fans. Immerhin ist es ja auch ganz flashig, wenn Österreich einmal als Location für Superhelden-Action herhalten darf.

(rp/hos)