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"Netrebko bringt bei der Probe Sandwiches für alle"

Am Samstag findet mit Giacomo Puccinis "Tosca" die letzte Opernpremiere der Salzburger Festspiele statt. Regisseur Michael Sturminger im "Heute"-Talk.

Fabian J. Holzer
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Regisseur Michael Sturminger
Regisseur Michael Sturminger
FRANZ NEUMAYR Pressefotos und Reportagen

Großes Kino im Großen Festspielhaus: Offiziell singen und sterben Anna Netrebko, ihr Ehemann Yusif Eyvazov und Bariton Ludovic Tézier in Michael Sturmingers Inszenierung von 2018. Gleichzeitig wird sich an dieser "Tosca" auch einiges sehr neu anfühlen. "Wir haben zwei neue Hauptdarsteller, die natürlich ein persönliches Profil mitbringen und da ist alles Mögliche im Detail sehr beweglich", meint Sturminger über Netrebko und Eyvazov. 

Die Dynamik, die das "Traumpaar der Klassik" einbringt, geht sogar noch ein wenig weiter: "Sie zeichnen ihre Figuren mit einer anderen Persönlichkeitsstruktur, da ändert sich das Temperament und der Rhythmus, es sind also andere Figuren, die hier agieren. Aber bei großen Künstlern ist das eben so, dass man versucht, ihnen die Figuren an den Leib zu denken. Also ich mache das zumindest so." 

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imago images/ITAR-TASS

Ist Netrebko jetzt jene Diva für die sie viele halten?

So dramatisch die Geschichte von Tosca, Mario und Scarpia im Stück auch sein mag, so entspannt ging es im Vorfeld dieser Wiederaufnahmen ab. Ist jetzt Anna Netrebko gar nicht jene oft distanzierte Diva, als die sie immer wieder wahrgenommen wird? „Gleichzeitig ja und überhaupt nicht. Sie ist eine ganz humorvolle und entspannte Person, Anna Netrebko bringt bei der Probe Sandwiches für alle. Also die beiden zusammen. Und sie bringen auch allen etwas zu trinken und sind locker. Und auch nicht distanziert oder unerreichbar. Gleichzeitig hat sie natürlich diese riesige Position und daher muss sie sich auch gewissermaßen von der Öffentlichkeit distanzieren. Aber in der Arbeit ist sie sehr sehr zugänglich und warmherzig.“

Hat Hauptdarstellerin etwa die Schlussprobe "gespritzt"?

Die Generalprobe musste aber ohne sie stattfinden, offiziell war sie erkrankt. Gleichzeitig kam es bei der Sopranistin ja auch bisher immer wieder vor, dass sie Proben gerne sausen lässt. Für die Premiere am Samstag kann Sturminger aber beruhigen: "So wie es ausschaut, wird Frau Netrebko am Samstag ganz sicher singen“. 

Und das sollte sie auch, denn die Zuschauer erwartet im Großen Festspielhaus offenbar eine sehr ungewöhnliche "Tosca": "Dadurch, dass Yusif und Anna ein echtes Liebespaar sind, beginnt diese „Tosca“ fast heiter und leicht. Sie spielen hier mit ihrer echten Eifersucht. Bei ihnen hat man das Gefühl, es könnte ein viel leichteres Stück werden. Und Schritt für Schritt zieht es die beiden dann hinunter.“ 

Ende diese "Tosca" vielleicht weniger tragisch?  

Geht es nach der Geschichte dieser Oper, sind am Ende alle tot. Das ist eigentlich in Stein gemeißelt. Oder etwa doch nicht? "Es ist uns jetzt gelungen, in dieser 'Tosca' zwei, drei Varianten anzubringen, die sehr gut mit dem Stück funktionieren und haben, ohne dem Libretto Unrecht zu tun, Möglichkeiten gefunden, noch ein paar Schlaglichter woandershin zu geben", sagt Sturminger. "Es wird also durchaus eine Überraschung am Schluss geben." 

Dieses Opernhighlight wird nächste Woche auch im TV laufen

Die Aufführung am Samstag (20 Uhr) im Großen Festspielhaus ist ausverkauft und die wenigen verbliebenen Karten für den 24., 27. und 31. August sind mit mindestens 275 Euro pro Karte alles andere als ein Schnäppchen. Dafür überträgt ORF 2 die "Tosca" vom 27. August live zeitversetzt um 20.15 Uhr.