Wien

Neubau: Kostenlose und CO2-neutrale Zustellung startet 

Bei "Neubau liefert grün" werden online bestellte Pakete an einem Ort gesammelt und gratis zum Wunschtermin zugestellt. Und das völlig klimaneutral.

Louis Kraft
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    "In Neubau beginnt eine neue Zeitrechnung in Sachen Paketzustellung", freuen sich Michael Punzet ("Green To Home", l.) und Bezirkschef Markus Reiter (Grüne, r.).
    "In Neubau beginnt eine neue Zeitrechnung in Sachen Paketzustellung", freuen sich Michael Punzet ("Green To Home", l.) und Bezirkschef Markus Reiter (Grüne, r.).
    Denise Auer

    Der Trend zum Online-Bestellen hält an. Insgesamt 66 Prozent der Österreicher kaufen online, 30 Prozent tun das mehrmals in der Woche, 54 Prozent einmal pro Monat. Schätzungen zufolge wurden 2019 im Raum Wien 95 Millionen Pakete zugestellt, das entspricht beinahe einer Verdopplung des Aufkommens aus dem Jahr 2014. Alleine in Neubau wurden 2019 1,5 Millionen Pakete an private Haushalte geliefert. Durch die Coronapandemie und ihre Lockdowns ist die Zahl weiter gestiegen. Für die Wiener Grätzl bedeutet das mehr Lieferverkehr, mehr Lärm und mehr Abgase. Dazu kommt oft noch der Ärger über Zusteller, die nicht anläuten oder die dann kommen, wenn man nicht zu Hause ist.

    Paket gehen an zentralen Hub, werden zum Wunschtermin ausgeliefert

    Im 7. Bezirk startet mit heute ein neues Pilotprojekt, das für diese Probleme eine umweltfreundliche Lösung bietet. Bei "Neubau liefert grün" können Besteller ihre Packerl mit einer c/o-Adresse an eine zentrale Sammelstelle ordern. Diese befindet sich derzeit in Perchtoldsdorf, sollten die Neubauer das Angebot annehmen, will man näher in die Stadt. Von dort werden die Pakete dann zum Wunschtermin einmal pro Woche mit umweltfreundlichen Fahrzeugen wie E-Lastenräder an die Privatadresse zugestellt. Das Angebot ist kostenlos und gilt in ganz Wien.

    Als Pionierbezirk ist der Neubau der erste Bezirk, der das neue ökologische Zustellservice gemeinsam mit den Logistik-Profis von "Green To Home" und der Wirtschaftskammer Wien anbietet. Für Bezirkschef Markus Reiter sieht bei "Neubau liefert grün" gleich mehrere Vorteile: Erstens wird durch die gezielte Zustellung das Verkehrsaufkommen im Bezirk deutlich reduziert. "Wir fangen damit Dieselbusse und LKW schon an der Stadtgrenze ab", betonte er. Durch das Pilotprojekt sinke aber auch die Belastung durch Abgase, Lärm und die Parkplatzsuche – in Neubau ohnehin schwierig – wird ein wenig leichter. 

    Kein Ärger mehr mit dem Postmann, der niemals klingelt

    Zudem fällt für die Kunden der Ärger mit nicht zugestellten Paketen weg, da sie nach der Registrierung genau angeben können, wann sie ihre Pakete geliefert bekommen wollen. Ein Beispiel wäre "jeden Mittwoch zwischen 16 und 18 Uhr". Die ausgewählten Zustellzeiten lassen sich jederzeit mit nur wenigen Klicks ändern, falls man dann doch nicht zu Hause sein sollte. 

    Durch den gesunkenen Lieferverkehr gebe es mehr Platz für die Menschen. Das sei auch dringend notwendig, wie Reiter bei der Präsentation von "Neubau liefert grün" heute, Mittwoch, am Siebensternplatz (Neubau) erklärte. "Wir haben im Bezirk nur drei Prozent Grünraum, aber 25 Prozent Verkehrsfläche". Um der Klimakrise entgegen zu treten, sei es notwendig, den Bezirk "cool" zu machen. "Dabei war es naheliegend, sich auch den Lieferverkehr anzusehen".

    Nur 40 Prozent der Neubauer haben noch ein Privat-Auto

    Der Neubau – mit seinen coolen Straßen und der "kühlen Meile Zieglergasse" ohnehin schon ein Vorreiter für die klimafreundlichere Gestaltung des öffentlichen Raumes – hat einen weiteren Vorteil, der dem Pilotprojekt einen großen Erfolg bringen könnte: Nur noch knapp 40 Prozent der Neubauer Haushalte verfügt über einen Privat-PKW, der Anteil der Radler macht bereits rund ein Drittel des Verkehrsaufkommens aus. Und dass der Transport eines neuen Kühlschranks mit dem Drahtesel keine gute Idee ist, liegt auf der Hand.

    Das Pilotprojekt habe aber noch einen weiteren wichtigen Vorteil: er unterstützt auch die lokalen Händler in Neubau. "Es geht nicht darum, den Online-Handel zu bekämpfen, sondern darum, auch die lokalen Unternehmen dabei mitzunehmen", erklärt Reiter. Um die Betriebe beim Vertrieb via Internet zu unterstützen, können sie ihre Produkte und Dienstleistungen auf einem eigenen Online-Marktplatz präsentieren und verkaufen.

    So funktioniert der neue klimafitte Zustelldienst

    Das Mitmachen bei "Neubau liefert grün" funktioniert einfach und in nur drei Schritten. Nach der Anmeldung auf der Webseite des Projekts oder bei "Green To Home" einfach die erforderlichen Daten wie Wunschzustelladresse und -zeit eingeben. Danach einfach wie gewohnt online einkaufen. Dabei ist es egal, wo online geshoppt wird, wichtig ist, bei den Händlern die c/o-Adresse der "Green To Home"-Sammelstelle als Lieferadresse anzugeben. Nach der Anmeldung leitet die Webseite "Neubau liefert grün" durch alle Schritte durch.

    Zu dem Besteller werden die Pakete einmal pro Woche zu den fixierten Zeiten mittels elektrischer und damit emissionsfreier Zustellfahrzeuge geliefert. Wer will, kann bei "Green To Home" auch Zusatzoptionen wie etwa das Abholen von Retourwaren oder von Altpapier bestellen, wie Michael Punzet von "Green To Home" gegenüber "Heute" erklärt. Je nach Service kostet das drei bzw. sechs Euro im Monat. 

    Für Punzet liegt der Vorteil auf der Hand: "Egal wie viele Online-Händler, es gibt nur noch einen Zusteller. So bringen wir gezielt Privatkunden und Unternehmen zusammen". In Mödling läuft das Projekt schon recht erfolgreich, "ein paar Hundert" seien derzeit angemeldet, erklärt Punzet. Reiter hofft, dass bis Ende des Jahres auch rund 1.000 Neubauer dabei sind. In den nächsten Wochen werden Mitarbeiter mit Tablets im Bezirk unterwegs sein, um über das neue Service aufzuklären. Wer will, kann sich dabei auch gleich anmelden. "Wenn es uns gelingt, im Bezirk auch nur zehn bis 15 Prozent einzusparen, können wir die Umweltbelastung substanziell reduzieren. Ziel ist es in weiterer Folge, vom 7ten ausgehend das Angebot auf die ganze Stadt und auch darüber hinaus auszuweiten", so Reiter.

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