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Das letzte Foto  – Nasa-Sonde kracht in Asteroid

Die nur mit einer Kamera ausgestattete Sonde der Mission "Dart" (Double Asteroid Redirection Test) steuerte wie geplant in den Asteroiden Dimorphos.

Die Mission "Dart" (Double Asteroid Redirection Test) war im November mit der Hilfe einer «Falcon 9»-Rakete vom US-Bundesstaat Kalifornien aus gestartet.
Die Mission "Dart" (Double Asteroid Redirection Test) war im November mit der Hilfe einer «Falcon 9»-Rakete vom US-Bundesstaat Kalifornien aus gestartet.
REUTERS

Erstmals ist eine Sonde der US-Raumfahrtbehörde Nasa bei einem Abwehr-Test absichtlich in einen Asteroiden gekracht. Es handelt sich dabei um einen ersten Versuch, ob es möglich sein könnte, die Flugbahn eines Asteroiden auf diese Weise abzuändern.

Im Kontrollzentrum in Laurel im US-Bundesstaat Maryland brachen Ingenieure und Wissenschaftler in Jubel aus, als die Übertragung nach der Kollision endete. "Wir brechen auf in eine neue Ära – eine Ära, in der wir möglicherweise in der Lage sind, uns vor so etwas wie einem gefährlichen Asteroideneinschlag zu schützen", erklärte die Chefin der Nasa-Abteilung für Planetenforschung, Lori Glaze.

Die Sonde selbst wurde bei dem Zusammenstoß mit Dimorphos zerstört. Wenige Minuten nach dem Aufprall sollte aber ein kleiner Satellit, der vor ein paar Wochen von dem Raumfahrzeug abgedockt war, an der Kollisionsstelle vorbeifliegen und Nahaufnahmen von ihr liefern. Es wird allerdings Wochen und Monate dauern, bis diese Bilder auf der Erde eintreffen. Auch Teleskope auf der Erde und im All, darunter das extrem leistungsfähige James-Webb-Teleskop, sollen das Experiment beobachten.

Erste Daten Anfang Oktober

Anfang Oktober sollen dann erste Daten über den Einschlag geliefert werden. Dafür wird der Einschlagkrater von dem Raumschiff Hera untersucht. Dieses startet 2024 und soll Didymos im Jahr 2027 erreichen.

Die unbemannte Sonde der Mission "Dart" (Double Asteroid Redirection Test) war im November mithilfe einer "Falcon 9"-Rakete vom US-Bundesstaat Kalifornien aus gestartet. Von der rund 330 Millionen Dollar teuren Mission erhofft sich die Nasa Erkenntnisse darüber, wie die Erde vor herannahenden Asteroiden geschützt werden könnte.

Asteroidenabschüsse sollen in Zukunft die Erde schützen

Dimorphos, eine Art Mond des Asteroiden Didymos mit einem Durchmesser von rund 160 Metern, stellt Berechnungen der Nasa zufolge derzeit keine Gefahr für die Erde dar – und die Mission ist so angelegt, dass der Asteroid auch nach dem Aufprall der Sonde, die nur eine Kamera an Bord hat, keine Gefahr darstellen soll.

Die Nasa will mit dem Experiment erproben, ob es möglich ist, den Kurs eines Asteroiden zu verändern. Durch den Aufprall soll die Umlaufbahn von Dimorphos leicht verändert werden: Die Umlaufzeit von bisher knapp zwölf Stunden soll um bis zu zehn Minuten verkürzt werden. Um einen gefährlichen Asteroiden an der Erde vorbeizulenken, wären bei einem frühzeitigen Eingreifen auch nur minimale Kursänderungen nötig.

Dimorphos, der mit einem Durchmesser von 160 Metern etwa so groß ist wie eine ägyptische Pyramide, war auf den Live-Bildern der Nasa rund eine Stunde vor der Kollision zum ersten Mal als Lichtfleck zu sehen. In den letzten Minuten vor dem Aufprall mit der Sonde, die etwa die Größe eines Autos hatte, war dann sogar seine felsige Oberfläche zu erkennen.

Nur wenige als potenziell gefährlich eingestuft

Von den Milliarden Asteroiden und Kometen in unserem Sonnensystem werden nur sehr wenige als potenziell gefährlich für die Erde eingestuft. Für die kommenden 100 Jahre wird mit keinem Einschlag gerechnet. Aber "ich garantiere Ihnen, wenn man lang genug wartet, wird es ein Objekt geben", sagte Nasa-Chefwissenschaftler Thomas Zurbuchen.

Das lehrt auch die Weltraum-Geschichte: Vor etwa 66 Millionen Jahren schlug im heutigen Mexiko der rund zehn Kilometer große Chicxulub-Asteroid ein. Er sorgte für einen Dauer-Winter und wird mit dem Aussterben der Dinosaurier sowie drei Viertel aller übrigen damaligen Arten in Verbindung gebracht. Der Einschlag eines Asteroiden von der Größe von Dimorphos hätte zwar nur regionale Auswirkungen. Er hätte aber mehr Wucht als jede Atombombe und könnte eine ganze Stadt zerstören.

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