Wirtschaft

Neue Boeing 777X sorgt für Auftragsrekord

Heute Redaktion
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Im Kampf um die Vorherrschaft in der Flugzeugindustrie trumpft Boeing mit einer Rekordbestellung auf. Der amerikanische Erzrivale des europäischen Airbus-Konzerns sicherte sich bisher für seinen neuen Hoffnungsträger 777X bereits 259 Orders im Wert von 100 Milliarden Dollar (74,29 Mrd. Euro) nach Listenpreisen. Das ist das größte Auftragspaket in der Boeing-Geschichte.

Mit diesem Polster im Rücken gab der Konzern am Sonntag zu Beginn der Branchenschau in Dubai den offiziellen Startschuss für das Nachfolgemodell seines erfolgreichen Langstreckenfliegers 777, der mit der A350 von Airbus konkurriert. "Die Resonanz auf die 777X war erstaunlich", sagte Boeing-Verwaltungsratschef James McNerney. Das Projekt befeuert allerdings Amerikas Dauerstreit mit Europa über Luftfahrt-Subventionen. Airbus protestiert gegen milliardenschwere Hilfszusagen des US-Bundesstaates Washington für den Boeing-Flieger.

Auch 50 A380 bestellt

Am ersten Tag der Dubai Airshow zeigten sich die Fluggesellschaften spendierfreudig und gaben insgesamt Flugzeuge im Wert von 150 Milliarden Dollar in Auftrag. Auch die EADS -Tochter schloss eine Reihe lukrativer Verträge ab. Die Airlines aus den Emiraten machen den krisengebeutelten europäischen Wettbewerbern vermehrt Konkurrenz und werden für die Flugzeughersteller als Kunden immer wichtiger. Emirates aus Dubai bestellte nicht nur bei Boeing 150 Maschinen vom Typ 777X, sondern auch bei Airbus 50 A380-Superjumbos.

Damit kann Airbus-Vertriebschef John Leahy aufatmen, denn zuvor hatte er in diesem Jahr noch keine Käufer für die A380 gefunden. Eine Order über 50 A350-Flieger erhielt er von Etihad Airways. Mit diesem Modell konnten die Europäer zuletzt wichtige Erfolge einheimsen. So zogen sie im September einen Großauftrag der Deutschen Lufthansa an Land und brachen im Oktober mit einer spektakulären A350-Bestellung die Vormachtstellung von Boeing in Japan.

777X fliegt ab 2020

Dadurch sieht sich das Boeing-Management nun offenbar verstärkt unter Druck. Ein US-Gewerkschafter sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Konzernführung habe in den jüngsten Tarifverhandlungen deutlich gemacht, dass sie die 777X-Entwicklung beschleunigen wolle. Der Boeing-Spitzenmanager Marty Bentrott bekräftigte allerdings das Ziel, die neuen Maschinen ab Mitte des Jahres 2020 auszuliefern.

Lange vor dem ersten Flug ist die 777X bereits zum Zankapfel geworden. Nachdem die Beschäftigten am Standort Seattle in Washington sich gegen den von Boeing angebotenen Tarifvertrag ausgesprochen haben, will sich das Management nun neu umschauen, wo das neue Modell hergestellt werden soll. Der US-Bundesstaat stellt dem Unternehmen 8,7 Milliarden Dollar an Steuererleichterungen und anderen Anreizen in Aussicht.

Airbus protestiert

Aus Sicht von Airbus ist dies ein Verstoß gegen Auflagen der Welthandelsorganisation (WTO). "Boeing missachtet erneut die WTO, internationale Verträge und fährt fort mit seinen Handlungen, die den Internationalen Handel verzerren", kritisierte eine Airbus-Sprecherin laut "WirtschaftsWoche".

Dem Magazin zufolge sieht dagegen die Regierung des Bundesstaates in den Hilfen kein Problem, solange noch kein abschließendes Urteil der WTO in dem schon seit Jahren währenden Streit über bisherige Flugzeugsubventionen vorliege. Ein hochrangiger Branchenvertreter sagte Reuters: "Airbus kämpft mit aller Macht dafür, die Bedeutung der 777X gering zu halten."

APA