Österreich

Neue Broschüre zeigt Wiens Position in Europa

Heute Redaktion
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Am 26. Mai wählen die Österreicher ihre Abgeordneten für das Europäische Parlament. Passend dazu liefert die MA23 Zahlen zum Thema "Wien in Europa".

Derzeit wird Österreich im Europäischen Parlament von 18 Abgeordneten vertreten. Davon entfallen je fünf Mandate auf SPÖ und ÖVP, vier auf die FPÖ, die Grünen halten drei und die Neos eines. In der heurigen Wahl gehen Othmar Karas (ÖVP), Andreas Schieder (SPÖ), Werner Kogler (Grüne), Johannes Voggenhuber (Liste Jetzt), Harald Vilimsky (FPÖ) und Claudia Gamon (Neos) als Spitzenkandidaten ins Rennen.

Welche Rolle die EU aber für Wien und umgekehrt, die Bundeshauptstadt in Europa spielt, hat die MA23-Wirtschaft, Arbeit und Statistik in einer neuen 22-seitigen Info-Broschüre zusammengefasst.

Wien sechstgrößte Stadt in Europäischer Union

Wien ist mit 1,9 Mio. Einwohnern die sechstgrößte Stadt der

Europäischen Union. Vier von 1.000 EU-Bürger kommen aus Wien. Damit spielt die Bundeshauptstadt in punkto Bevölkerungszahlen damit in Europa eine eher kleine Rolle, Europa ist hingegen in Wien sehr präsent: 13 % der Wiener stammen ursprünglich aus einem anderen EU-Staat, 64 % der Flughafenpassagiere kommen aus oder fliegen in andere EU-Länder und 74 % der österreichischen Exporte gehen in die EU.

"Der Binnenmarkt, die wirtschaftlichen, kulturellen und persönlichen Verflechtungen mit der EU sind für Wien

nicht mehr wegzudenken. Sie sind fester Bestandteil unseres Wohlstandsmodells und unserer hohen Lebensqualität – und stellen uns auch vor so manche Herausforderung", erklärt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ).

Dennoch scheint die Größe und Vielfalt der Union dazu zu führen,

dass "die EU" für viele Wiener weit weg ist. Das zeigt sich auch an der vergleichsweise geringen Wahlbeteiligung bei

Europawahlen. Im Durchschnitt ist sie mit rund 40 % nur etwa halb so hoch wie bei Nationalratswahlen.

"Die großen Entscheidungen werden aber weiterhin in Österreich oder den Bundesländern getroffen, egal ob zu Steuern, Sozialem, Arbeit, Infrastruktur oder Bildung. Die Behauptung, dass mehr als drei Viertel der Gesetze "aus Brüssel" kämen, ist ein Mythos, denn tatsächlich sind es rund 20%", so Hanke.

Wien seit EU-Beitritt um 350.000 Menschen gewachsen

Seit 1995 ist die Wiener Bevölkerung um 350.000 Menschen gewachsen, das entspricht der Größe von Brünn. Heute kommen 240.000 der insgesamt 1,9 Mio. Stadtbewohner aus anderen EU-Ländern. Ihre Zahl hat sich seit dem EU-Beitritt versechsfacht.

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Dadurch zählt Wien zu den diversesten Städte der EU: 70% sind Österreicher, 13% EU-Bürger und 17% Drittstaatsangehörige. Besonders gerne wohnen die EU-Bürger offenbar in den Innenstadtbezirken, etwa in Margareten oder dem Alsergrund.

Der Bildungsstand der EU-Bürger ist etwa so hoch wie der der Österreicher, nur bei der Gruppe der Universitäts- oder Fachhochschulabsolventen liegen sie mit 38% um sieben Prozent vorne.

Wien im Herzen Europas

Die Bundeshauptstadt wird von 74 Airlines regelmäßig mit 195 Destinationen verbunden. Im europäischen Vergleich nimmt der

Wiener Flughafen eine mittlere Position ein (2017 ergab ein Passagieraufkommen von 24.286.503 den 21. Platz; Spitzenreiter war London mit 169.940.731 Passagieren).

Dennoch ist er eine wichtige Drehscheibe zwischen Ost und

West und wurde als einer von nur zehn europäischen Airports mit

dem 4-Sterne-Gütesiegel von Skytrax ausgezeichnet.

Die Zahl der Passagiere, die von Wien aus in andere EU-Staaten

und umgekehrt reisen, hat sich seit dem EU-Beitritt verdreifacht. Die beliebtesten Ziele waren 2017 London, Frankfurt und Zürich.

Über 200 internationale Unternehmen haben Hauptsitz in Wien

Die EU spielt naturgemäß für die Wiener Wirtschaft eine wichtige Rolle. Die EU-Länder bleiben die wichtigsten Handelspartner, 74% der Exporte gehen dorthin. Die engen Verflechtungen sind auch für internationale Betriebe interessant: Schon jetzt haben über 200 Unternehmen ihr Headquarter in Wien.

Bei den Pendlern, die nach Wien kommen, um hier zu arbeiten, ist der Anteil der EU-Bürger aber im Vergleich zu den Bundesländern relativ gering: Pro Tag pendeln rund 260.000 Österreicher nach Wien ein, 90.000 Menschen pendeln in die Gegenrichtung.

Aus den umliegenden EU-Staaten pendeln 5.500 Ungarn, 3.000 Slowaken, 600 Tschechen und 2.900 aus sonstigen Ländern ein.

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Neue Höhenflüge für Wien-Tourismus

Stark von der EU profitieren kann Wien auch im Bereich des Tourismus. Die Zahl der Übernachtungen hat sich seit 1994 mehr als verdoppelt, Tendenz weiter steigend. Ein großer Teil der Gäste kommt aus anderen EU-Ländern.

So hat sich etwa die Anzahl der Gäste aus Irland und Rumänien seit 1994 verzehnfacht. Von den insgesamt 16.483.497 touristischen Übernachtungen des Jahres 2018 entfielen 44% auf Gäste aus EU-Ländern, rechnet man Österreich mit, sind es sogar 62%.

Die Top-3-Herkunftsländer sind übrigens: Deutschland, Österreich und die USA.

Wenn Wien ein EU-Staat wäre...

In der neuen Broschüre führt die MA23 auch ein Gedankenexperiment durch und geht der Frage nach, wie Wien als unabhängiger "Stadtstaat" dastehen würde. Wie die Zahlen zeigen, gar nicht so schlecht.

Wien wäre nicht einmal das kleinste (Wien wäre vor Malta flächenmäßig nur der zweitkleinste EU-Staat), aber das am dichtesten besiedelte EU-Mitglied. Beim Wohlstand würde Wien gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf auf den dritten Platz kommen.

Auch bei Frischgemüse steht Wien gut da: In der Bundeshauptstadt werden nicht nur mehr Gurken geerntet als in den anderen Bundesländern, sondern auch mehr als in ganz Belgien und fast so viele wie in Ungarn.

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Die gesamte Broschüre ist ab sofort auf der Webseite der MA23 online abrufbar. Darin finden sich noch mehr spannende Zahlen und Fakten zum Thema "Wien in Europa". (lok)