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Neue "elektrische Zunge" erleichtert Tablettenschlucken

Vielen Patienten graut vor der Bitterkeit von Medikamenten. Die wollen Forscher jetzt mittels "elektrischer Zunge" vorherzusagen.

Heute Life
Neue "elektrische Zunge" erleichtert Tablettenschlucken
Der bittere Geschmack mancher Arzneien halten Patienten davon ab, sie regelmäßig zu nehmen. 
Getty Images/iStockphoto

Wir haben es alle schon erlebt: Tabletten, die im Rachen stecken bleiben und furchtbar schmecken. Und nicht nur das: Der meist bittere Geschmack kann dort stundenlang bleiben. Das schreckt viele Menschen von der Einnahme von Medikamenten ab. Jetzt könnten Wissenschaftler aus Cambridge und vom UCL Abhilfe schaffen. Sie haben eine "elektrische Zunge" entwickelt, um den bitteren Geschmack von Medikamenten vorherzusagen.

Geschmack maßgeblich für Therapietreue

Der Geschmack ist entscheidend dafür, dass Menschen ihre Medikamente regelmäßig einnehmen, und er ist ein wichtiger Bestandteil der Arzneimittelentwicklung. So hat sich beispielsweise herausgestellt, dass der Geschmack bei Kindern das größte Hindernis für die Einhaltung der Einnahme von Medikamenten darstellt, aber auch bei Erwachsenen ist der Geschmack ein Problem, insbesondere bei Erwachsenen, die Langzeitmedikamente einnehmen, z. B. gegen HIV. Vor diesem Hintergrund verwendeten die Forscher eine elektronische Zunge - ein Gerät mit Sensoren, die auf den Geschmack reagieren - um den Bitterkeitsgrad von Medikamenten zu bewerten und so die zu erwartende Abneigung der geplanten klinischen Dosis abzuschätzen.

Elektrische Zunge misst Bitterkeit

Die elektronische Zunge misst, wie stark die Bittermoleküle an einem Kunststoffsensor haften, der sich wie die menschliche Zunge verhält, und vergleicht dies dann mit einer klaren Probe. Die Differenz zwischen den beiden Messungen gibt den theoretischen Bitterkeitsgrad eines Arzneimittels an. Die Verwendung einer elektronischen Zunge bedeutet, dass Medikamente schneller und effektiver getestet werden können als die alternative Möglichkeit, einen Versuch am Menschen durchzuführen. Nun arbeitet das Team mit Experten für maschinelles Lernen zusammen, um die Entwicklung von Medikamenten mithilfe eines KI-Modells weiter zu beschleunigen. Unter Verwendung von Daten aus der elektronischen Zunge zerlegt das KI-Modell ein Medikament in eine Reihe von molekularen Deskriptoren (z. B. Anzahl der Atome, Gesamtoberfläche des Moleküls), die den Geschmack bestimmen, um den Grad der Bitterkeit vorherzusagen.

Teamleader Dr. Hend Abdelhakim von der UCL Global Business School for Health erklärte gegenüber dem "Telegraph": "Wir lassen einen Algorithmus für maschinelles Lernen laufen, um zu sehen, wie die chemische Struktur, die Molekularstruktur und andere chemisch-physikalische Parameter aussehen, die das Medikament bitter machen, und versuchen herauszufinden, ob es einen Zusammenhang gibt".

red
Akt.