Bei Ausgrabungen in Pompeji haben Archäologen neue Hinweise darauf gefunden, dass die antike römische Stadt nach dem verheerenden Vulkanausbruch wieder besiedelt wurde. Laut dem Leiter der Ausgrabungsstätte bei Neapel, Gabriel Zuchtriegel, dürfte es sich dabei aber eher um eine „informelle Siedlung“ gehandelt haben, „in der die Menschen unter prekären Bedingungen lebten, ohne die für eine römische Stadt typische Infrastruktur und Dienstleistungen“.
Die Forscher gehen davon aus, dass vor allem Überlebende in die zerstörte Stadt zurückgekehrt sind, weil sie sich anderswo kein neues Leben leisten konnten. Dazu kamen auch Menschen, die auf der Suche nach einem neuen Zuhause oder nach wertvollen Funden in den Ruinen waren.
Besonders die oberen Stockwerke der alten Häuser wurden laut den Angaben wieder bewohnt. Die verschütteten Erdgeschoße hat man zu Kellern umgebaut, in denen Öfen und Mühlen betrieben wurden.
„Dank der neuen Ausgrabungen ist das Bild nun klarer“, sagte Zuchtriegel. Nach dem Ausbruch des Vulkans sei Pompeji nicht mehr wirklich eine Stadt gewesen, sondern „eine prekäre und graue Agglomeration, eine Art Lager, eine Favela inmitten der noch erkennbaren Ruinen des einstigen Pompeji“.
Hinweise auf eine Wiederbesiedlung hat es zwar schon früher gegeben, doch der Fokus der Archäologen lag bisher darauf, „die farbenfrohen Fresken freizulegen und die noch intakten Häusern Pompejis zu erhalten“. Dabei seien „die schwachen Spuren der Wiederbesiedlung buchstäblich beseitigt und oft ohne jegliche Dokumentation weggefegt“ worden, bedauerte Zuchtriegel.
Im Jahr 79 nach Christus wurde Pompeji beim Ausbruch des Vesuvs verschüttet, durch die Vulkanasche aber außergewöhnlich gut erhalten. Seit 1997 zählen die Überreste der Stadt zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Ausgrabungsstätte bei Neapel ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in Italien – nur das Kolosseum in Rom hat noch mehr Besucher.
