Politik

Neue Gesundheitsministerin will Komplett-Rauchverbot

Heute Redaktion
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Bild: Lisi Niesner

Eine Stunde nach ihrer Angelobung hat Oberhauser (SP) ihren ersten Termin im neuen Büro im 8. Stock des Gesundheitsministeriums. "Heute"-Interview mit einer leidenschaftlichen Wiener Ärztin.

ihren ersten Termin im neuen Büro im 8. Stock des Gesundheitsministeriums. "Heute"-Interview mit einer leidenschaftlichen Wiener Ärztin.

Als Kinderärztin und ÖGB-Vizepräsidentin ging es ihr um Gerechtigkeit und Gesundheit. Als Ministerin setzt die mit dem Radiologen Gerold verheiratete Mutter von Sophie und Franzi diese Tradition fort.

"Heute": Vor einer Stunde angelobt, jetzt das erste Interview im neuen Büro. Sind Sie im Stress?

Sabine Oberhauser: "Ich hantle mich von Termin zu Termin.

"Heute": Wie finden Sie Ausgleich?

Oberhauser: "In dem ich mit meinem Hund Felix spazieren gehe oder ganz bewusst an nichts Berufliches denke. Und ich versuche, 10.000 Schritte am Tag zu gehen.

"Heute": Zählen Sie die Schritte?

Oberhauser: "Ich habe eine App [zeigt ihr Smartphone, darauf: 8.990].

"Heute": Ihre wichtigsten Ziele bis 2018?

Oberhauser: "Das Gesundheitswesen muss solidarisch bleiben. Es geht darum, die Krankenkassen zu finanzieren. Und ich werde mit Ländern, Ärztekammer, Sozialversicherungen viel reden müssen, um die Gesundheitsreform voranzutreiben.

"Heute": Wann kommt das komplette Rauchverbot in Lokalen? Wird es Ausgleichszahlungen geben?

Oberhauser: "Ich möchte mit der Wirtschaft reden, ob Ausgleichszahlungen für Wirte wirklich nötig sind oder nicht.

"Heute": Die österreichische Lösung fällt?

Oberhauser: "Ja, als Gesundheitspolitikerin kann man nur für klare Lösungen sein. Auch für die Gastronomen ist es fair, wenn für alle das Gleiche gilt, nämlich dass nirgends geraucht wird.

"Heute": Ab wann gilt das Rauchverbot?

Oberhauser: "Ich würd’s gern jetzt finalisieren, eine Übergangsfrist vereinbaren und zu einem Stichtag – Horizont: fünf Jahre – das Verbot in Kraft treten lassen.

"Heute": Nächster großer Brocken ist ELGA: Wie wollen Sie die Ärzte ins Boot holen? Immerhin haben sich 170.000 Personen abgemeldet.

Oberhauser: "Wenn ELGA nicht so funktioniert, dass jemand rasch den Nutzen sieht, wird er sich dagegen wehren. Ich verwehre mich, dass Ärzte Patienten instrumentalisieren. Gesundheitspolitik kann man nicht gegen Ärzte machen. Aber: Ich lasse mich nicht erpressen. Wir werden einen Kompromiss finden. 

"Heute": Wer darf keinen Zugriff auf die Krankenakte haben?

Oberhauser: "Zum Beispiel Betriebsärzte. Und: Jeder Zugriff von Berechtigten wird protokolliert. Aber natürlich: Wenn selbst Angela Merkel abgehört werden kann, wissen wir, dass es unmöglich ist, 100 % Datensicherheit zu erreichen.

"Heute": Wie regiert eine Gewerkschafterin?

Oberhauser: "Ich bin es gewohnt, mit einer Position "A" in einer Verhandlung zu gehen und mit einer Position herauszugehen, die zwischen "A" und "B" liegt. Als Schülerin, als Ärztin, als Gewerkschafterin war die Person Oberhauser die selbe, die sie als Ministerin sein wird.

"Heute": ÖVP und Opposition haben ihre Nominierung positiv kommentiert.

Oberhauser: "Das ist eine hohe Hürde. Ich weiß, dass die Erwartungen hoch sind. Ich gehe es vorsichtig an.

"Heute": Arbeitnehmerrechte: In Niederösterreich verdienen Ordinationshilfen für 40 Wochenstunden Arbeit 927 Euro netto im Monat. Die Gewerkschaft fordert einen Mindestlohn von 1.300 Euro brutto. Werden Sie sich aus diesem Konflikt heraushalten?

Oberhauser: "Als Vizepräsidentin des ÖGB habe ich mit Kolleginnen und Kollegen vor der niederösterreichischen Ärztekammer demonstriert. Als Gesundheitsministerin ist es nicht meine Aufgabe. Die Interessen der Arbeitnehmer weiß ich bei der Gewerkschaft in guten Händen. Einmischen werde ich mich nicht.

"Heute": Gibt es in Österreich eine Zwei-Klassen-Medizin? Wie stehen Sie zu Privatversicherungen?

Oberhauser: "Sie können sich ein Herz nicht auf zwei Klassen kaufen. Das ist ganz wichtig und gilt auch für Nieren, Chemotherapie, teure Medikamente. Aber es gibt die Möglichkeit, ein schöneres Zimmer zu haben, auszuweichen in Privatspitäler. Die Privatversicherungen haben im öffentlichen Bereich auch einen Nutzen für den ganz normalen Kassenpatienten. Ein Teil des Geldes bleibt in den Häusern, wird zur Verbesserung der Infrastruktur verwendet. Dagegen, dass wir Zustände wie in Amerika haben, werde ich mit Zähnen und Klauen kämpfen.

"Heute": Haben Sie einen Gesundheitstipp für den Alltag von Herrn und Frau Österreicher?

Oberhauser: "Bei mir ist es der Versuch, wirklich abzuschalten, mit meinem Hund Felix spazieren zu gehen, durchaus auch einmal nichts zu lesen, einfach ins Leere zu schauen. Und zu versuchen, sich halbwegs vernünftig zu ernähren. Im Stress nicht einfach die Zuckerln in den Mund stecken. Oft reichen zehn Minuten, um wieder zu sich zu finden.