Wien

AKH-Kinderpsychiatrie hat jetzt dreimal so viel Platz

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH platzt aus allen Nähten. Nun zieht die Abteilung in ein neues Gebäude mit moderner Ausstattung um. 

Christine Ziechert
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    Künstler Artur Bodenstein gestaltete für die neue Klinik Bilder.
    Künstler Artur Bodenstein gestaltete für die neue Klinik Bilder.
    Helmut Graf

    Rund 20 m² große Zimmer, die oft mit vier Patienten belegt waren, kein Platz für Tische, Sessel oder einen Sichtschutz, Sanitäranlagen am Gang, keine altersstufengerechte Ausstattung oder Rückzugsmöglichkeiten: Im heurigen Jänner kritisierte der Stadtrechnungshof unter anderem die Infrastruktur der Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH. Nun wurde ein Gebäude am AKH-Gelände rundum erneuert und neu ausgestattet. Am 19. Oktober ziehen dort bereits die ersten jungen Patienten ein, zwei Tage später öffnet auch die neue Ambulanz ihre Tore.

    Der neue Standort verfügt über drei Ebenen: Auf Ebene 3 befinden sich Ambulanz und Tagesklinik, auf Ebene 4 und 5 zwei Stationen mit insgesamt 30 stationären und zehn tagesklinischen Betten – das sind um vier Betten (zwei stationäre und zwei tagesklinische) mehr als am alten Standort. Der große Unterschied zur bisherigen Abteilung: "Wir haben jetzt viel mehr Platz", freut sich Pflege-Bereichsleiterin Jasmina Quintanar e Jandel-Simic. Mit rund 9.000 m² Netto-Grundfläche wurden die Räume der Klinik schließlich um das Dreifache vergrößert. 

    Dachgarten und Therapieküche für junge Patienten

    Künstlerisch ausgestaltet wurde die Klinik mit Bildern von Artur Bodenstein – "Be kind to your inner monster" ("Sei freundlich zu deinem inneren Monster") heißt es etwa bei einem mehrere Meter hohen Kunstwerk im Aufenthaltsbereich. Neben Ein- und Zweibett-Zimmern sorgen nun großzügige Freiflächen wie Terrassen und ein Dachgarten mit Spiel- und Turngeräten für genügend Rückzugsmöglichkeiten: "Es darf kein Luxus sein, dass es hier nur mehr Ein- und Zweibett-Zimmer gibt, sondern das muss gerade im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie State-of-the-Art sein", erklärt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bei der Eröffnung. 

    Weiters ist die Klinik mit Räumen für Ergo- und Musiktherapie, Logopädie, einem Turnsaal und einem Sonder-Kindergarten ausgestattet. Auch eine Therapieküche wurde eingerichtet: Hier können Patienten mit Essstörungen – ein Behandlungsschwerpunkt der Klinik – eine gemeinsame Mahlzeit zubereiten. Neben Essstörungen liegt der Fokus zudem auf Kindern mit Störungen im Sozialverhalten und Persönlichkeits-Entwicklungsstörungen. Der Altersdurchschnitt der Patienten beträgt etwa 14 Jahre.

    Der Dachgarten kann als Rückzugsort genützt werden.
    Der Dachgarten kann als Rückzugsort genützt werden.
    Helmut Graf

    Neue Möglichkeiten für Forschung

    Zudem gibt es nun Möglichkeiten für Neuro- und Biofeedback-Forschung sowie ein Virtual-Reality-Labor: "Für uns war es wichtig hier am Gelände, eingebettet in ein Versorgungs- und Forschungs­netzwerk, moderne Behandlungsräume vorhalten zu können. Das schafft auch die Möglichkeit, dass die Studierenden der Medizinischen Universität Wien unser Fach direkt kennenlernen können, um die nächste Generation von Ärztinnen und Ärzten für unser Gebiet zu begeistern", so Klinik-Leiter Paul Plener.

    Die Kosten für das erneuerte und erweiterte Gebäude belaufen sich auf rund 31,3 Millionen Euro, der Zeitplan wurde eingehalten: "Die Versorgung im kinder- und jugend­psychiatrischem Bereich ist uns ein besonderes Anliegen und wir sind stolz, die Fertigstellung dieses wichtigen Gebäudes trotz der aktuell sehr schwierigen Bedingungen geschafft zu haben", betont AKH-Direktor Herwig Wetzlinger.

    Stadtrechnungshof kritisierte Betten-Mangel

    Schon seit Jahren fehlen Betten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie: Wie der Bericht des Stadtrechnungshofes ergab,  mussten deshalb zwischen 2015 und 2018 insgesamt 542 Minderjährige ab zwölf Jahren an psychiatrischen Abteilungen für Erwachsene aufgenommen werden. Die größte betroffene Altersgruppe bildeten dabei die 17-Jährigen. Laut Gesundheitsstadtrat Hacker wurde die Bettenanzahl in den vergangenen zwei Jahren von 64 auf 104 erhöht.

    Laut Wiener Gesundheitsverbund gibt es derzeit in Wien insgesamt 104 psychiatrische Betreuungsplätze (88 stationär und 16 tagesklinisch) für Kinder und Jugendliche an den drei Standorten AKH Wien, Klinik Hietzing (Neurologisches Zentrum Rosenhügel) und Klinik Floridsdorf (KH Nord). Am Standort Rosenhügel wurde die bestehende Abteilung ausgebaut und weitere 15 stationäre Betten geschaffen. In der Klinik Floridsdorf wurden eine Akutambulanz  und die regionale Tagesklinik etabliert – der stationäre Bereich ist allerdings aufgrund eines Fachärztemangels geschlossen. Die Klinik Favoriten soll in den nächsten Jahren um 40 Betten erweitert werden.