Österreich

Neue Markt-Regelung erhitzt die Gemüter

Bei neuen Lebensmittel-Ständen verbietet die Stadt nun das Servieren von Speisen und Getränken. Opposition und Wirtschaftskammer toben.

Heute Redaktion
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Naschmarkt
Naschmarkt
Bild: Helmut Graf

„Das Gastronomieangebot ist ein wichtiger Faktor auf unseren Märkten, aber klar ist: Wir haben einen Versorgungsauftrag, wollen die Märkte als Nahversorger erhalten und keine reinen Fressmeilen fördern. Daher werden seit 1. Juli bei Neuanmeldungen von Gemüse- und anderen Lebensmittelständen keine sogenannten 'Nebenrechte' mehr vergeben, die faktisch das Betreiben eines kleinen Gastro-Standes (bis zu 8 Sitzplätze) erlaubt haben. Das heißt, genehmigt wird nur noch der reine Lebensmittelhandel, die Ausschank von Getränken oder das Angebot von Speisen ist bei neuen Genehmigungen von z.B. Gemüsestandeln nicht mehr erlaubt", stellt die für Märkte zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) klar.

Die neue Regelung stößt Wirtschaft und Opposition sauer auf.

Wirtschaftskammer: "Erhaltung der Vielfallt wichtig"

„Es kann nicht sein, dass Lebensmittelhändler jetzt dafür büßen müssen, dass die Gemeinde es jahrelang verabsäumt hat, die Vergabe der Marktstände nach Branchen-Ausgewogenheit zu organisieren", meint Margarete Gumprecht, Obfrau des Wiener Lebensmittelhandels. Die Erhaltung der Vielfalt der Märkte sei wichtig für die Bevölkerung und die vielen Touristen in unserer Stadt.

FPÖ: Rot-Grün schuld am "Gastro-Wildwuchs"

"Rot-grüne Gastro-Regulierung auf Märkten geht nach hinten los", ist FPÖ-Marktsprecher Udo Guggenbichler überzeugt. Schuld am "Gastronomie-Wildwuchs auf den Wiener Märkten" seien unkontrolliert vergebenen Gastro-Lizenzen durch die rot-grüne Stadtregierung.

ÖVP: Rot Grün "größte Bedrohnung" für Standler

Auch die Wiener ÖVP schlägt sich auf die Seite der Standler: „Viele Marktstandler haben es nicht leicht. Darüber hinaus bedrohen Bürokratie, Vorschriftenmarathons und starre Öffnungszeiten Existenzen und das wirtschaftliche Überleben täglich immer mehr", so Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel. Die größte Bedrohung für die Marktstandler sei die rot-grüne Stadtregierung.

Sie präsentierten am Freitag einen Forderungskatalog:

- Der Markt soll am Markt entscheiden

Flexible Öffnungszeiten die sich jeder Marktstandler selber gestalten kann. Jeder Standler weiß, wann seine Kunden Zeit zum Einkaufen haben. Auch die Sonntagsöffnung muss möglich sein, für jene die es wollen!

- Neugestaltung und flexiblere Handhabe bei Verabreichungsplätzen

Ein Markplatz muss mit Leben erfüllt sein und zum Verweilen einladen, um attraktiver Lebensraum zu sein. Daher muss das Ziel ein Attraktivieren der Flächen sein. Die Regelungen sind überbürokratisch, viel zu einschränkend, starr und überholt.

- Bier ja, Wein nein – das kann es nicht sein

Anpassung der Ausschankbestimmungen an das 21. Jahrhundert: Es darf zwar Bier angeboten werden, aber kein Glas Wein – weil diese Regelungen aus grauen Vorzeiten stammen. Damit muss Schluss sein.

- Mehr Markt mit mehr Märkten

Im Vergleich zu etwa München hat Wien sehr wenig Märkte. Wir wollen vor allem den Wiener Landwirtschaftsbetrieben und auch Betrieben aus dem Umland vermehrte Möglichkeiten und einen größeren Markt geben! Wir müssen alles daran setzen, regionale Produktion zu stärken und zu unterstützen.

Neos: Stadtregierung will offenbar Märkte "umbringen"

„Rot-Grün sollte Maßnahmen setzen, um die Märkte zu beleben, anstatt ihnen mit noch mehr Verboten endgültig den Todesstoß zu versetzen", fordert Neos-Wirtschaftssprecher Markus Ornig. "Anstatt die Sitzplatzbeschränkung für Handelsstände zu lockern, werden den Marktstände nun die Verabreichungsplätze komplett gestrichen. Das ist absoluter Wahnsinn, die Stadtregierung will offenbar die Wiener Märkte umbringen."

(ck)