Wien

Neue Strategie: Polizei lässt Klima-Kleber einfach pick

Bei der heutigen Klebe-Aktion bei der Urania ist die Polizei überraschend zu einer neuen Strategie übergegangen: Man ließ sie vorerst einfach picken.

Leo Stempfl
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    Tag 2 startete mit einer Blockade von Ring, Aspernbrücke und Donaustraße.
    Tag 2 startete mit einer Blockade von Ring, Aspernbrücke und Donaustraße.
    Denise Auer

    Die Mai-Aktionswoche soll insgesamt bis zu vier Wochen lang andauern, kündigte die "Letzte Generation" im Vorfeld an. Bei dieser Aussage war aber wohl nicht gemeint, dass die Aktivisten vier Wochen lang am Stück durchgehend am Asphalt festkleben. Danach sah es zwischenzeitlich aber aus.

    Chaos am Donaukanal – Klima-Kleber schlagen wieder zu >>

    Denn wie "Heute" erfuhr, ist die Wiener Polizei am zweiten Tag der Klebe-Aktionen zu einer völlig neuen Strategie übergegangen: Man ließ die Personen vorerst einfach picken!

    Sie kleben und kleben

    Die eine Blockade auf Höhe der Friedensbrücke (Spittelauer Lände) war recht schnell wieder aufgelöst. Die größere Spontan-Versammlung fand bei der Urania statt. Dort klebten sich rund zehn Aktivisten an der Fahrbahn der Aspernbrücke fest, sorgten so für ein Stau-Chaos auf Ring und Donaustraße. Unterstützt wurden sie dabei diesmal von Ärzten, selbstverständlich war auch "Klima-Shakira" Anja Windl mit dabei.

    Doch anstatt die Aktivisten von der Straße zu lösen, hielt sich die Polizei auch eine Stunde nach Beginn der Blockade noch zurück. Denn auch spontane Versammlungen sind vom Versammlungsrecht geschützt, und bei ebenjener würden derzeit keine Gründe für eine Auflösung vorliegen. "Die Verkehrsbeeinträchtigung ist gering", erklärt die Wiener Polizei, der Verkehr konnte vollständig über die angrenzenden Brücken umgeleitet werden. Sogar der Verkehr am Ring floss bald wieder problemlos.

    Wenig später wurde die Lage dann aber doch noch neuerlich beurteilt. "Insbesondere aufgrund einer erhöhten Beeinträchtigung des Individualverkehrs" entschlossen sich die Behörden nun doch dazu, die Versammlung aufzulösen. "Derzeit werden die Aktivist*innen von der Straße gelöst", schrieb die Polizei um kurz nach 9 Uhr.

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    Auch Arzt klebt
    "Die empörten Bürger:innen greifen zu diesem drastischen Mittel, weil sie nicht nachvollziehen können, warum die allereinfachsten, billigsten Schutzmaßnahmen wie Tempo 100 auf der Autobahn immer noch nicht umgesetzt sind", heißt es in einer dazugehörigen Aussendung.
    "Wir alle wollen eine lebenswerte Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder. Und das ist möglich! Echter Klimaschutz muss heute beginnen, denn was wir heute tun, hat Einfluss auf die Zukunft. Ich will mit friedlichem zivilen Widerstand meine Mitmenschen aufrütteln, während unsere Regierung sich mit Scheinklimaschutz aufhält, die versprochenen Klimaziele verfehlt und wertvolle Zeit verplempert", wird darin etwa die fünffache Mutter und Oma Isabelle Stöger (61) zitiert, die Teil des Protests ist.
    Fach- und Notarzt Manfred Stöger (69) sieht es ähnlich: "Die Lösungen liegen auf dem Tisch und wir haben die Technik, um sie umzusetzen. Was fehlt, ist der politische Wille. Wir müssen unsere Emissionen jedes Jahr um sieben Prozent senken. Aktuell schaffen wir nur ein Zehntel davon. Das ist ein Armutszeugnis! Wir alle, aber vor allem unser Kanzler Karl Nehammer und die Regierenden müssen endlich ihrer Verpflichtung nachkommen und beginnen, meine Kinder und die Bevölkerung vor drohenden Klimakatastrophen zu schützen."

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