Österreich

WG vereint Menschen mit und ohne Behinderung

Heute Redaktion
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Selbstbestimmtes Wohnen auf Augenhöhe von Menschen mit und ohne Behinderung. Das bietet die neue WG von Jugend am Werk in der Leopoldstadt. Heute wurde sie eröffnet.

In der Adambergergasse, zwischen Augarten und Karmelitermarkt (Leopoldstadt) gelegen, wohnen vier Menschen mit Behinderung und zwei Menschen ohne Behinderung gemeinsam in einer modernen Wohngemeinschaft des Vereins Jugend am Werk. Das Besondere ist: Hier leben alle auf Augenhöhe, die Bewohner ohne Behinderung haben keine pädagogische oder betreuerische Funktion, sondern sind einfach Mitbewohner.

Die neue barrierefreie WG verteilt auf rund 220 Quadratmeter neben den Einzelzimmer der Bewohner auch Gemeinschäftsräume, zwei Küchen sowie die nötigen Nassräume wie Bad und WC. Alle Entscheidungen, die die Wohngemeinschaft betreffen werden nach dem Prinzip des inklusiven Wohnens durch die sechs Bewohner getroffen. Unterstützt werden sie dabei von den Mitarbeitern des Jugend am Werk-Standorts in der Berggasse (Alsergrund), etwa durch das Angebot einer regelmäßigen verpflichtenden Supervision. Die Mitarbeiter betreuen auch die Bewohner mit Behinderung und/oder Lernschwäche und bieten die Hilfe, die diese brauchen.

Für alle gleich ist auch die Monatsmiete. Jeder Bewohner zahlt monatlich rund 263 Euro, Hauptmieter ist das Jugend am Werk, alle WG-Bewohner haben mit dem Verein einen Vertrag geschlossen. Die Kosten für Strom, Gas und Fernwärme wird von Jugend am Werk vorgestreckt und dann von den Mietern refundiert.

"Wien unterstützt konsequent bei selbstbestimmten Leben"

"Die neue Wohngemeinschaft von Jugend am Werk steht stellvertretend für die Behindertenpolitik dieser Stadt: inklusiv und im Herzen Wiens. Mit der vierten Inklusiven WG verfolgen wir konsequent das Ziel, Menschen mit Behinderung ein gleichberechtigtes und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Wohnen ist dabei ein ganz wesentlicher Eckpfeiler und ich freue mich, dass wir heute die neuen Bewohnerinnen und Bewohner offiziell begrüßen dürfen", erklärte Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ), der die neue WG heute, Freitag, offiziell eröffnete.

Um Platz für die neuen Bewohner zu schaffen, wurde die zuvor bestehende Wohneinheit komplett umgebaut. Im Jahr 2018 starteten mit Unterstützung durch den Fonds Soziales Wien die Überlegungen, ein neues, inklusives Wohnkonzept zu planen. Von der Idee, eine gemeinsame inklusive Wohnform für Menschen mit und ohne Behinderung umzusetzen, waren vor allem die Selbstvertretungsgremien für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderung bei Jugend am Werk, der Werkstättenrat und der Wohnrat, begeistert.

Grundausstattung wird zur Verfügung gestellt, Zimmer werden frei gestaltet

Neben großzügig angelegten Einzelzimmern (alle sind gleich groß) sowie einer modernen und farbenfrohen Gestaltung ist die spiegelbildlich gleiche Gestaltung des Wohnraumes mit Nassräumen beziehungsweise den beiden Küchen einzigartig. Die Grundausstattung wird bereit gestellt, die Zimmer waren beim Einzug leer und konnten frei und nach dem eigenen Geschmack gestaltet werden.

Mit 1. November 2019 sind die sechs Bewohner im Alter von Anfang 20 bis Mitte 30 am Standort eingezogen, bisher seien die Rückmeldungen sehr positiv. "Ich habe mich sehr auf das neue Wohnangebot und die neuen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner gefreut", so Bewohner Sharon Kravitz. "Denn ich bin gerne unter Menschen. Die Lage der Wohnung nahe der Innenstadt ist super, denn ich gehe am Wochenende gerne aus. Die ganze Wohngemeinschaft ist bunt und cool, da würde jeder gerne wohnen."

"Jugend am Werk ist nicht nur bei der Kundenbetreuung eine kompetente und erfahrene Partnerorganisation für den Fonds Soziales Wien. Auch wenn es darum geht, Neues auszuprobieren und Verantwortung zu übernehmen, kann der FSW auf die Organisation setzen. Als Fördergeber ist es uns wichtig, viele verschiedene Angebote bedarfsgerecht für unsere Kundinnen und Kunden anbieten zu können. Mit der inklusiven Wohngemeinschaft ist uns ein weiteres Puzzlestück gelungen," freut sich Martina Plohovits, Fachbereichsleiterin im Fonds Soziales Wien (FSW).