Gesundheit

Neuer Corona-Impfstoff für Krebspatienten entwickelt

Das neuartige Vakzin CoVac-1 soll besonders Krebs-Patienten schützen. Es setzt auf die Aktivierung von T-Zellen anstelle von Antikörpern.

Sabine Primes
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Vulnerable Gruppen sind die Zielgruppe des neuen Impfstoffes CoVac-1.
Vulnerable Gruppen sind die Zielgruppe des neuen Impfstoffes CoVac-1.
Getty Images/iStockphoto

Vulnerable Gruppen sind im Falle einer Corona-Infektion besonders gefährdet. Dazu zählen Menschen, deren Immunsystem aufgrund einer Erkrankung nicht voll funktionsfähig ist. Für jene haben Forscher am Uniklinikum Tübingen (Deutschland) einen neuen Impfstoff entwickelt.

Der Impfstoff CoVac-1 kann das SARS-CoV-2-Virus an mehreren Stellen angreifen und bietet daher einen breiten Schutz gegen alle bislang bekannten Virusvarianten. Das Besondere: Er setzt nicht auf die Bildung von Antikörpern, sondern aktiviert die T-Zellen zur Immunabwehr. Das ist wichtig für Menschen, die keine Antikörper bilden können.

T-Zellen statt Antikörper

Entwickelt wurde CoVac-1 von Prof. Dr. Juliane Walz und ihrer Arbeitsgruppe am Universitätsklinikum Tübingen. Sie arbeitet bereits seit Jahren in der Abteilung für Immunologie in Tübingen an Krebsimmuntherapien, die T-Zellen aktivieren. "CoVac-1 ist ein Peptid-basierter Impfstoff. Dafür haben wir gezielt Peptide – kurze Virusbestandteile – ausgesucht, die die T-Zellen für eine Immunantwort aktivieren. Das unterscheidet CoVac-1 von anderen Impfstoffen, die vorrangig auf die Aktivierung von Antikörpern abzielen", erklärt Walz. Die für CoVac-1 eingesetzten Peptide sind nicht auf das Spike-Protein begrenzt, sondern stammen aus ganz vielen verschiedenen Proteinen des SARS-CoV-2-Virus. Dies ermöglicht einen wesentlich breiteren Impfschutz.

Zielgruppe

Immungesunde Patienten sollten weiterhin mit den bereits vorhandenen Impfstoffen geimpft werden, denn für eine gesunde Immunreaktion bilden Antikörper die erste Abwehrlinie, die T-Zellen unterstützen sie.

Für Menschen, die einen Immundefekt haben, und für diejenigen, die keine Antikörper bilden können, ist dagegen eine starke und breite T-Zellen-Antwort enorm wichtig. Dazu zählen viele Tumorpatienten, die aufgrund der Erkrankung selber oder aufgrund der Tumortherapie keine Antikörper bilden können. Sie umfasst auch Menschen mit Rheuma- oder Autoimmunerkrankungen, Patienten mit angeborenen Immundefekten sowie Empfänger von Organ- oder Stammzellenspenden.

Denkbar ist, dass die Zielgruppe für CoVac-1 zukünftig auf ältere immungesunde Patienten ausgeweitet wird, denn bei ihnen hält die Antikörperantwort nach Impfung mit den bereits zugelassenen Vakzinen nachgewiesenermaßen nur kurz an. "Eine ergänzende Impfung mit unserem Impfstoff könnte hier möglicherweise als Booster für eine starke T-Zellenantwort fungieren", so Walz. 

Zulassung Anfang 2023 geplant

Die Behörden haben dem Vakzin – ähnlich wie beim Impfstoff von BioNTech/Pfizer – ein beschleunigtes Zulassungsverfahren in Aussicht gestellt. Phase I und II sind bereits abgeschlossen. Jetzt steht die letzte Phase III an. "Unsere Hoffnung ist, dass wir im Herbst 2022 mit der Phase-III-Studie beginnen. Sie soll so designt sein, dass wir sehr schnell Ergebnisse bekommen. Dann könnte es bereits Anfang 2023 mit einer Zulassung von CoVac-1 klappen."