Politik

Neuer Minister will Experten-Kommissionen "straffen"

Neue Test-Strategie, Maßnahmen gegen die Coronazahlen, sein Job: Der neue Gesundheitsminister Johannes Rauch im Interview mit Christian Nusser.

Christian Nusser
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Johannes Rauch lobt Wiener Weg
Johannes Rauch lobt Wiener Weg
Sabine Hertel

Wie oft er seine Entscheidung bereut hat:

"Keine Sekunde."

Warum?

"Wenn ich mich für etwas entschieden habe, dann ziehe ich das auch durch."

Sein neuer Job:

"Wer bin ich, mich als Minister zu beklagen? Vor allem im Vergleich mit dem, was etwa Pflegekräfte in den Spitälern derzeit leisten."

Wie Familie reagiert hat:

"Meine Frau und meine beiden Töchter haben ihr Okay gegeben."

Mit Begeisterung:

"Begeisterung schaut anders aus, aber sie tragen es voll und ganz mit."

Wie er lebt:

"Im Hotel, im April beziehe ich eine Wohnung."

Die neuen Wiener Verschärfungen:

"Ich sehe den vorsichtigen Wiener Weg positiv."

Ob er die Maßnahmen gern landesweit hätte:

"Ich habe die Öffnungen geerbt. Mit den stark steigenden Zahlen und aus heutiger Sicht waren die Schritte in der Geschwindigkeit etwas zu früh."

Die Entwicklung von Corona:

"Nach den Prognosen hätten wir das Plateau bei den Infektionszahlen früher erreichen sollen. Die Zahlen werden noch eine Zeitlang steigen."

Wie lange?

"Ich bin inzwischen vorsichtig mit Prognose. Es hat sich gezeigt, dass sich die gegenwärtige Variante nicht wirklich gut berechnen lässt."

Ob Verschärfungen kommen:

"Wir prüfen sehr genau, welche Schritte angemessen sind. Meine Haltung ist: Nicht immer gleich alles am nächsten Tag umstoßen, aber es ist auch nichts in Stein gemeißelt."

Wann die Verordnung zu den Tests kommt:

"Im Lauf der nächsten Woche."

Generell zum Testen:

"Ich hätte gern ein bundeseinheitliches System und keinen Fleckerlteppich. Ich wäre vor einem Jahr dafür gewesen, das Wiener System zu übernehmen. Das funktioniert, das ist ausgereift, das ist einfach, das ist akzeptiert. Es ist nicht so gekommen, damit muss ich leben."

Ab 1. April sind nur mehr 10 Test im Monat gratis. In Wien ist gilt in Altenheimen 2G+. Das heißt, wer Angehörige häufig besucht, muss Tests bezahlen.

"Die Screening-Programme in vulnerablen Settings werden weiterhin vom Bund finanziert. Wie das künftig logistisch ausgestaltet sein kann, wird aktuell gemeinsam mit den Ländern geprüft. Dort liegt die Verantwortung für die Umsetzung."

Die Zukunft der Tests:

"Wenn im Herbst möglicherweise eine neue Welle kommt, dann muss ich auf etwas aufbauen können. Wenn in einem Sporthotel die Wintersaison zu Ende ist, dann reißt man auch nicht das Hotel ab. Deswegen muss die Struktur erhalten bleiben."

Alle Gratistests verbraucht, ich fühle mich krank, was tue ich?

"Ich rufe 1450 an, dort wird mir gesagt was ich zu tun habe. Hier gibt es Unterschiede zwischen den für die Durchführung der Testungen zuständigen Bundesländer: Entweder es kommt jemand zu mir nach Hause und führt den Test dort durch oder ich werde gebeten, mich zu einer speziell für leicht symptomatische Fälle vorgesehenen Teststation zu begeben. Beim symptomatischen Testen handelt es sich jedenfalls um eine eigene Schiene, die unverändert weiterläuft."

Was Tests kosten werden:

"Das legt der jeweilige Anbieter fest."

Die Folgen der Impfmüdigkeit:

"Das ist die wichtigste aller Fragen. Im Moment haben 54 Prozent eine Vollimmunisierung. Fix ist, dass eine Kampagne von oben herab nicht funktioniert. Ich will das umdrehen, vielleicht schaffe ich es, die Hausärztinnen und Hausärzte zu motivieren, auf ihre Patienten einzuwirken. Mit Videobotschaften von meinem Schreibtisch aus werde ich die Leute nicht überzeugen."

Viele Experten-Kommissionen:

"Das muss man straffen, das halte ich für dringend notwendig. Das ist so nicht mehr handle bar, das ist zum Teil widersprüchlich. Das geht besser."

Seine Entspannungsmethoden:

"Skitouren, ist in Wien aber eher schwierig. Ich fahre leidenschaftlich gern Rennrad, auch Touren bis zu 100 Kilometer am Stück."

Was von ihm bleiben soll:

"Ich bin gelernter Sozialpolitiker. Ich will als Sozialminister Menschen vermitteln, dass ich mich um sie kümmere, dass sie mir wichtig sind. Ich bin sehr bemüht, bereits jetzt im Haus zu signalisieren, Leute, das ist mir ein Anliegen."

Debatten daheim (seine Frau ist Ärztin und SPÖ-Landeschefin in Vorarlberg):

"Wir diskutieren intensiv, konstruktiv, es ist spannend. Wir lieben uns."

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    Gesundheitsminister <strong>Johannes Rauch</strong> während seiner <a target="_blank" data-li-document-ref="100195913" href="https://www.heute.at/g/neue-teststrategie-johannes-rauch-100195913">Pressekonferenz zur geänderten Corona-Teststrategie</a> am 15. März 2022 in Wien
    Gesundheitsminister Johannes Rauch während seiner Pressekonferenz zur geänderten Corona-Teststrategie am 15. März 2022 in Wien
    TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com