Österreich

Neuer Stadtschulratschef: "Deutsch ist Pflicht"

Heute Redaktion
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Der neue Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer (38) wünscht sich mehr - und vor allem längerfristig - Geld und mehr Experten für Integration, für ihn ist klar: "Deutsch ist Pflicht". Im "Heute"-Interview spricht Himmer über faire Voraussetzungen für alle Schüler, weniger Bürokratie für die Schulen und "Bodenhaftung".

Der neue Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer (38) wünscht sich mehr – und vor allem längerfristig – Geld und mehr Experten für Integration, für ihn ist klar: "Deutsch ist Pflicht". Im "Heute"-Interview spricht Himmer über faire Voraussetzungen für alle Schüler, weniger Bürokratie für die Schulen und "Bodenhaftung".
Ein kleiner Sessel mit einem Kaktus steht im neuen Büro von Stadtschulratschef Heinrich Himmer (38). Was es damit auf sich hat? "Das ist ein Geschenk von meinen besten Freunden für den neuen Job. Sie meinten, das könnte ein Stuhl sein, der manchmal sticht", erklärt Himmer. Toll: Als Andenken an "seine Schüler" gab's für den Stadtschulratschef – bisher Lehrer an einer Hietzinger HAK – ein Fotoalbum samt persönlichen Einträgen als Abschiedsgeschenk. "Mit meinen Schülern habe ich viel erlebt", sagt Himmer. "Meine Maturaklasse begleite ich noch, weil ich mit gutem Gewissen in den neuen Job gehen will", erzählt der neue Stadtschulratschef. Unbezahlt wird er in seiner Freizeit die Schüler bis zum Abschluss begleiten.

"Heute": Was ist die wichtigste Aufgabe als Stadtschulratspräsident? 

Stadtschulratschef Heinrich Himmer: "Fairness ist einfach eine Grundvoraussetzung der Schule. Die wichtigste Aufgabe ist, dass jede Schule in Wien die besten Voraussetzungen für die Kinder schaffen kann und alle Talente gezielt fördert. Natürlich gibt es in Wien aufgrund der Bevölkerungszusammensetzung bestimmte Themen, die ganz wichtig sind. Das ist zum Beispiel Deutsch. Deutsch ist Pflicht. Unser Bürgermeister hat gesagt, jeder Wiener und jede Wienerin sollte zwei Sprachen können – und davon muss eine Deutsch sein. Das sehen wir hier genauso."

"Heute": Was brauchen die Schulen?

Himmer: "Die Schulen brauchen vor allem genug Unterstützung von Experten, die sich auskennen. Die Sprachförderlehrer sind etwa in den letzten Jahren verdoppelt worden. Bei der Flüchtlingswelle hat die Stadt Wien die Kinder von einem Tag auf den anderen eingebunden. Das ist eine Herausforderung. Mit der Gratisnachhilfe gibt es eine Förderung für alle. Wichtig ist aber auch, dass es da, wo es wirklich notwendig ist, noch zusätzliche Mittel gibt. Dort, wo es die größten Herausforderungen gibt, braucht es noch mehr Unterstützung. Was wir dringend brauchen, ist vor allem langfristige Unterstützung. Wir haben jetzt Geldmittel, die nur für ein Schuljahr zur Verfügung stehen. Unser großer Wunsch an die Bundesregierung ist, das Geld – etwa für Sozialarbeiter – längerfristig zur Verfügung zu stellen."

"Heute": Ein Beispiel, wo das funktioniert? 

Himmer: "In der Klasse, in der ich Klassenvorstand bin, haben 80 Prozent der Schüler Deutsch nicht als Muttersprache. Sie werden heuer die Abschlussprüfung an der Handelsschule haben. Wichtig ist einfach, früh mit der ersten Klasse Volksschule zu beginnen."

"Heute": Das heißt, dort, wo es mehr soziale Probleme gibt, braucht es mehr Lehrer?

Himmer: "Es braucht Unterstützung. Das kann ein zusätzlicher Lehrer sein. Es stellt sich immer die Frage, wofür es Unterstützung braucht. Das können aber auch Psychologen oder Sozialarbeiter sein."

"Heute": Was ist wichtig für Schulen und Lehrer?

Himmer: "Es braucht Unterstützung. Das kann ein zusätzlicher Lehrer sein. Klar ist: Jede Schule braucht ein Sekretariat als Unterstützung in der Verwaltung. Dann haben die Lehrer mehr Zeit für die Schüler. Keiner wird Lehrer, um Akten zu verwalten."

"Heute": Was nehmen Sie aus Ihrer Tätigkeit als Lehrer mit?

Himmer: "Bodenhaftung. Ich weiß aus der Praxis, was draußen los ist."