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Neuer WKOÖ-Direktor: "Bin gerne von Grün umgeben"

Heute Redaktion
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Hermann Pühringer, neuer Direktor der Wirtschaftskammer Oberösterreich
Hermann Pühringer, neuer Direktor der Wirtschaftskammer Oberösterreich
Bild: WKOÖ

Ab heute ist Hermann Pühringer neuer Direktor der oö. Wirtschaftskammer. "Heute" sprach mit ihm über seine Pläne und wie er sich einrichtet.

"Heute": Sie sind ab heute Direktor der oö. Wirtschaftskammer. Haben Sie sich ihr neues Büro schon eingerichtet? Was haben Sie geändert? Und warum?

Pühringer: Im Wesentlichen – mit Ausnahme von kleinen Adaptierungen – übernehme ich das Büro meines Vorgängers Walter Bremberger.

Ich liebe Farben und ich bin gerne von „Grün" umgeben. Aus diesem Grund wird der Raum noch ausgemalt und die Blumen werden mich ins neue Büro „begleiten".

"Heute": Welche persönlichen Dinge haben sie mitgenommen? Und warum?

Pühringer: Natürlich nehme ich meine Bilder und Fotos mit, zu denen ich einen ganz besonderen Bezug habe und mit denen mich auch oft besondere Geschichten verbinden. Nachdem ich sehr wenig Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringe, möchte ich diese zumindest „bildlich" um mich haben. Ganz im Zentrum des neuen Büros hängt auch ein Landschaftsbild aus dem Mühlviertel – meine Heimat, mit der ich tief verwurzelt bin.

"Heute": Wie wollen Sie die Kammer fit für die Zukunft machen?

Pühringer: Ich freue mich sehr auf die neue verantwortungsvolle Aufgabe. Ich sehe mich als „Manager der Veränderung". Wir gestalten die Wirtschaftskammer OÖ zukunftsfit in allen unseren Geschäftsbereichen.

Unser ambitioniertes „Fitnessprogramm" besteht aus fünf maßgeblichen Stationen: Verschlankung der Organisation, Effizienzsteigerung bei den internen Prozessen, Digitalisierungsoffensive für unsere rund 300.000 jährlichen Services an unsere Mitglieder, Konzentration in der Interessenvertretung auf die fünf wichtigsten Themenfelder unseres wirtschaftspolitischen „WKOÖ-Masterplans", um Oberösterreich unter die TOP-10-Standorte Europas zu positionieren und Entwicklung neuer Bildungsinitiativen, um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

"Heute": Vor welchen Herausforderungen steht die oö. Wirtschaft? Und wie kann gewährleistet werden, dass Oberösterreich weiter Job-Motor bleibt?

Pühringer: Vor einem Jahr haben wir gemeinsam mit unseren Leitbetrieben, unseren WKOÖ-Experten und dem WIFO den sogenannten „WKOÖ-Masterplan" entwickelt, mit dem Ziel, den Standort OÖ in die „Champions League" der europäischen Wirtschaftsräume zu führen. Die wichtigste Herausforderung für den Wirtschaftsstandort ist der eklatante Fachkräftemangel. Schon jetzt fehlen uns in Oberösterreich etwa 20.000 Fachkräfte – mit stark steigender Tendenz. Der Fachkräftemangel wird immer mehr zur Konjunkturbremse. Daher hat die WKOÖ mit der „Dualen Akademie" ein ganz neues Instrument entwickelt, um zusätzliche Potenziale für den Lehrberuf zu erschließen. Im Fokus stehen dabei vor allem AHS-Maturanten und Studienabbrecher.

Ganz wesentliche „Stellschrauben", um den Standort OÖ weiter zu entwickeln, sind zudem die Themenfelder „Export", „Innovation", „Digitalisierung", „Kooperation" und „Entlastung".

Hermann Pühringer wurde am 30. Oktober 1965 in Linz geboren, ist verheiratet mit Susanna Pühringer und hat einen Sohn, Helmut (15 Jahre). Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der JKU, promovierte im März 2005 zum Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Pühringer war von 1991 bis 2001 Landesgeschäftsführer der Jungen Wirtschaft Oberösterreich, danach bis 2013 Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik und Außenhandel in der WKOÖ. Seit 2014 war er stv. Direktor der WKOÖ, ab 16. Juli ist er Nachfolge von Walter Bremberger und WKOÖ-Direktor.

Wie ein erfolgreiches Unternehmen haben wir uns bei all diesen für den Standort essentiellen Bereichen konkrete Ziele gesetzt: So wollen wir in den nächsten 5 Jahren zusätzlich 2.500 Betriebe in den Export begleiten oder die Fachkräfte aus der Lehre um 5.000 erhöhen. Hinter unseren Zielen stehen eigene konkrete Maßnahmen der Wirtschaftskammer OÖ. Die finanziellen Mittel dieser Initiativen kommen aus der Verschlankung und Effizienzsteigerung unserer Wirtschaftskammer Oberösterreich.

"Heute": Wie stehen Sie zur neuen 12-Stunden-Arbeitszeit-Regelung?

Pühringer: Unsere Arbeitswelt hat sich grundsätzlich verändert. Flexibilität ist dringend notwendig, um auf Dauer Arbeitsplätze und Wohlstand zu sichern: 60 Prozent unseres Wohlstandes werden von unseren erfolgreichen Unternehmen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf internationalen Märkten verdient. Auch bei vielen Klein- und Mittelbetrieben gibt es Auftragsspitzen, die entsprechend den Kundenwünschen abzuarbeiten sind.

Die Diskussion um die neue flexible Arbeitszeit wurde vielfach unsachlich und polemisch geführt: Der 8-Stunden-Tag und auch die 40-Stunden-Woche bleiben erhalten. Es gibt keinen generellen 12-Stunden-Tag. Nur fallweise kann bis zu 12 Stunden pro Tag gearbeitet werden und dies nur im Einvernehmen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und glauben Sie mir, ein erfolgreicher Betrieb schaut auf „seine" Mitarbeiter – gerade auch diese wollen mehr Flexibilität.

"Heute": Junge Unternehmer beklagen, dass die Banken (zu) vorsichtig bei der Vergabe von Krediten sind. Folge: Sie investieren weniger bzw. können weniger investieren (etwa in Expansion und Stellenausbau). Wie kann man diesen Unternehmern helfen?

Pühringer: Ich habe meine berufliche Laufbahn als Geschäftsführer der „Jungen Wirtschaft" begonnen und habe daher großes Verständnis für die Anliegen und Themen von Gründern und Start-ups. Mein Tipp: Auf dem Weg in die Selbständigkeit sollen sich Gründer/Jungunternehmer unbedingt beim Gründerservice der WKOÖ beraten lassen. Dort erhalten Sie auch wichtige Tipps zur Finanzierung. Neben der reinen Bankfinanzierung gibt es interessante Instrumente, wie etwa den „OÖ. Gründerfonds" oder spezifische Eigenkapitalgarantien. Insgesamt steigt die Kreditvergabe gerade bei den oö. Banken rasant. Leider unterliegen unsere Kreditinstitute großen EU-Regularien, die oft – gerade auch bei Gründern – die Kreditvergabe einschränken.

"Heute": Wirtschaftstreibende wie Hans Peter Haselsteiner oder IV-Chef Georg Kapsch unterstützen die Aktion von Landesrat Anschober „Ausbildung statt Abschiebung" – und kämpfen darum, dass Asylwerber, die in Österreich eine Lehre begonnen haben, diese auch abschließen können. Wie stehen Sie dazu?

Pühringer: Bei diesem Thema ist eine sachliche Diskussionsführung notwendig. Zum einen ist klar zu unterscheiden zwischen „Asyl" und „Migration". Viele Experten sehen einen Lösungsansatz zu Linderung des Fachkräftemangels durch eine gesteuerte Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften. Bei den angesprochenen Fällen bedarf es einer Änderung des aktuellen Fremdenrechts, zudem müsste nach Abschluss der Lehre eine Umstiegsmöglichkeit auf die „Rot-Weiß-Rot-Karte" vorgesehen werden.

"Heute": Glauben Sie, dass die Sozialpartner in Österreich an Bedeutung verlieren?

Pühringer: Die Sozialpartner haben in Zeiten rasanter Veränderung – getrieben vor allem durch die fortschreitende Globalisierung, Digitalisierung der Arbeitswelt oder die demografische Entwicklung – hohe Bedeutung für die Stabilisierung unserer Gesellschaft. Zudem verfügen die Sozialpartner über eine sehr hohe fachliche Expertise bei der Bewältigung dieser großen Herausforderungen der Zukunft. Was aber in diesem Zusammenhang dringend notwendig ist, ist eine Weiterentwicklung der Sozialpartnerschaft hin zu einer modernen „Standortpartnerschaft". Es geht heute nicht mehr um das „Verteilen", sondern um klare Visionen und um ein Miteinander aller Akteure in einem rauer werdenden globalen Umfeld.

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(ab)