Gesundheit

Neues Betreuungsangebot für Eltern todkranker Babys

Das St. Josef Krankenhaus Wien unterstützt Eltern, deren Kind es aufgrund einer schweren Erkrankung nicht ins Leben schaffen wird.

Sabine Primes
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Im St. Josef Krankenhaus werden Eltern schwer kranker Babys bis nach der Geburt betreut.<br>
Im St. Josef Krankenhaus werden Eltern schwer kranker Babys bis nach der Geburt betreut.
Adobe Stock/Inna Vlasova

„Die meisten Paare, die zu uns kommen, wissen bereits mit Sicherheit, dass ihr Kind an einer lebenslimitierenden Erkrankung leidet. Nur die genaue Ausprägung des Syndroms ist manchmal noch nicht klar“, beschreibt Oberärztin und Kinderärztin Dr. Andrea Schiller. „Beim Erstgespräch stellen wir unser Betreuungsangebot vor und versuchen die Eltern in ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen.“

Unter der Leitung der Kinderärztin hat sich in der „Perinatalen Palliativambulanz“ im Wiener St. Josef Spital ein interdisziplinäres Team zusammengefunden, zu dem Hebamme Gudrun Simmer, Klinische Psychologin Esther Ingerle und Gesundheits- und Krankenpflergerin Brigitte Falli gehören. Im Rahmen der perinatalen Palliativbetreuung begleiten sie Familien, die im Bewusstsein der lebenslimitierenden Erkrankung ihres Kindes die Schwangerschaft fortsetzen möchten.

Umfassende Betreuung und Beratung

Wie kann die Geburt ablaufen? Wie wird unser Kind aufgrund seiner Erkrankung aussehen? Wird es Schmerzen haben? Wie können wir es begrüßen, wie uns von ihm verabschieden? All das sind Fragen, die bei einer schweren, lebenslimitierenden Erkrankung des eigenen Kindes unweigerlich auftauchen. Im St. Josef Krankenhaus Wien erhalten die Betroffenen umfassende geburtshilfliche, neonatologische, psychologische und seelsorgliche Betreuung und Beratung. Die Wünsche der Eltern spielen dabei eine zentrale Rolle. „Es ist uns wichtig, die Eltern möglichst bedürfnisorientiert zu betreuen, sie emotional zu begleiten und ihnen trotz der angespannten Situation ein positives Bild zu vermitteln“, erklärt Hebamme Gudrun Simmer.

Wichtig sei es auch, die Betroffenen auf alle Eventualitäten gut vorzubereiten. So erstellt das Team gemeinsam mit den Eltern einen Geburts- und Palliativplan. Man bespricht also Therapien, die die Symptome mildern, da die ursächliche Krankheit nicht heilbar ist. Bei der Palliativversorgung des betroffenen Neugeborenen stehen Schmerzfreiheit und die bestmögliche Lebensqualität für das Kind und dessen Familie im Vordergrund. Besondere Unterstützung erhalten die Eltern auch in der Beziehungsentwicklung zum Kind und im Trauerprozess. „Die Eltern können sich so von ihrem Baby verabschieden, wie sie es möchten, mit allen Ritualen, die für sie wichtig sind“, beschreibt Gudrun Simmer.

Jeder Frau wird außerdem eine persönliche Hebamme zugeteilt, die sie individuell auf die Geburt vorbereitet und bei der Geburt durchgehend begleitet. Während des gesamten Betreuungszeitraums erhalten die Eltern zusätzliche Unterstützung durch eine Klinische Psychologin und Psychotherapeutin.

Hohe Akzeptanz und eine erste Auszeichnung

Wie wichtig das Angebot der perinatalen Palliativbetreuung ist, zeigt sich oft schon bei den Erstgesprächen. „Die meisten Eltern sind dankbar, dass sie in dieser schwierigen Zeit aufgefangen und professionell begleitet werden“, so Andrea Schiller. Auch über eine erste Auszeichnung darf sich das Team bereits freuen: Die perinatale Palliativbetreuung im St. Josef Krankenhaus Wien zählt zu den drei Gewinnerprojekten des Fürst Franz Josef von Liechtenstein Preises, die unter 77 Bewerbungen ausgewählt wurden. Der Preis 2020/2021 wird für besondere Leistungen zur Unterstützung von Frauen und Paaren beim Tod ihres Kindes in der Schwangerschaft oder rund um die Geburt verliehen.

Detailinfos und Kontaktmöglichkeiten unter www.sjk-wien.at