Österreich

Strahlentherapie-Zentrum für 2.400 Krebs-Patienten

Heute Redaktion
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Das neue Zentrum für Radioonkologie und Strahlentherapie im Donauspital ist fertiggestellt. Drei der vier High-Tech-Geräte laufen bereits auf Hochtouren.

Rund 40.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Österreich an Krebs, etwa 60 Prozent davon benötigen eine Strahlentherapie. Doch vor zwei Jahren schlug der Stadtrechnungshof Wien Alarm, da Krebspatienten oft zu lange auf eine Strahlentherapie warten mussten. Seitdem hat der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) nachgerüstet. Am Freitag ging nun auch das neue Zentrum für Radioonkologie und Strahlentherapie im Donauspital mit vier neuen Geräten (fast) in Vollbetrieb. Insgesamt stehen damit nun in Wien 15 Linearbeschleuniger zur Verfügung.

Vor drei Jahren lag die Behandlungskapazität mit Linearbeschleunigern noch bei rund 3.600 Patienten pro Jahr. Heuer werden es bis zu 6.000 sein. Zu verdanken ist dies auch dem neuen Zentrum im Donauspital. Derzeit sind dort drei neue Linearbeschleuniger (Linac "linear accelerator") in Betrieb.

Am vierten Gerät werden noch letzte technische Einstellungen vorgenommen. Die Schwerpunkte liegen derzeit unter anderem bei Prostata- und Brust-Krebs sowie Tumoren im Hirn oder im Rachen-Hals-Gaumenbereich.

Strahlendosis wird gezielter verabreicht

Dem Donauspital stehen mit den neuen Linac-Geräten ganz neue Technologien zur Verfügung. "Das setzt aber auch eine Phase der Einschulung und ausgedehnten Qualitätssicherung für alle Mitarbeiter voraus. Deshalb werden in den kommenden Wochen die letzten Ausbildungen neuer Mitarbeiter abgeschlossen", erklärt Andrea Reim, Leiterin des Instituts für Radioonkologie und Strahlentherapie im Donauspital. Im Vollbetrieb können im neuen Zentrum bis zu 2.400 Patienten pro Jahr behandelt werden.

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Die neuen Geräte ermöglichen eine Bestrahlung mit fünf verschiedenen Photonen-Energien. Dadurch können die Experten die Strahlendosis noch gezielter verabreichen, wodurch die Behandlung für die Patienten schonender erfolgt. Ein weiterer Fortschritt ist die Möglichkeit der VMAT-Bestrahlung (Volumenmodulierte Strahlentherapie). Dabei wird die Dosisverteilung über eine Rotationstechnik bei simultaner Bewegung des Bestrahlungskopfes um den Patienten appliziert. Diese Technik ermöglicht eine deutlich schnellere und gleichzeitig schonendere Verabreichung der Dosis. Es wird weniger umliegendes, gesundes Gewebe geschädigt, das sich im Gegensatz zu den Krebsgeschwulsten wieder regenerieren kann.

Die verwendete Strahlung ermöglicht außerdem eine höhere Kontrastauflösung, zusätzlich ist eine Röntgenaufnahme während der Bestrahlung möglich. Die neuen Linearbeschleuniger reagieren sogar auf Bewegungen der Patienten, etwa auf die Atmungsbewegung: Bewegt sich dadurch auch der Tumor, passt sich die Bestrahlung auf die leicht veränderte Lage des Tumors an.

Mit den Linearbeschleunigern verkürzt sich die Wartezeit auf Strahlentherapie-Plätze nun kontinuierlich. Derzeit dauert es von wenigen Tagen bis zwei Wochen zum Erstgespräch – je nach Dringlichkeit. Für die Planung der Behandlung werden je nach Komplexität des Falles weitere ein bis drei Wochen benötigt. Aufgrund der hohen Kapazität mit vier Linacs und Schichtbetrieb im Vollbetrieb dürften die geringen Wartezeiten auch künftig weiterbestehen beziehungsweise noch reduziert werden.

Bis zu 60 Prozent mehr Patienten werden behandelt

"Mit dem Vollbetrieb des neuen KAV-Strahlenzentrums im Donauspital können nun deutlich mehr Wiener behandelt werden", betont Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SP) bei der Eröffnung des Strahlentherapie-Zentrums. "Innerhalb von drei Jahren hat der KAV zwei neue Strahlentherapie-Zentren in Betrieb genommen – im Herbst 2017 im Krankenhaus Hietzing und nun im Donauspital", so Hacker.

"Wir haben enorme Anstrengungen unternommen, diesen Kapazitätsausbau mit der modernsten verfügbaren Technologie umzusetzen. Gegenüber dem Jahr 2017 kann der KAV ab heuer um bis zu 60 Prozent mehr Krebspatienten an den Linacs behandeln", unterstreicht auch Michael Binder, medizinischer Direktor des KAV.

Zweitgrößtes Strahlentherapie-Zentrum in Wien

Das Strahlentherapie-Zentrum im Donauspital gehört zu den kapazitätsstärksten Österreichs und ist nach jenem des AKH das zweitgrößte Zentrum in Wien. "Nicht nur die neuen Behandlungszentren, sondern auch die kontinuierlich verbesserte Auslastung unserer Linearbeschleuniger im Wilhelminenspital und dem Kaiser-Franz-Josef-Spital tragen zur Steigerung der Behandlungszahlen bei", erläutert Binder.

Mit dem Vollbetrieb des neuen Zentrums im Donauspital ist der Ausbau im Bereich der Linac-Strahlentherapie vorerst abgeschlossen.