577 Anzeigen, zehn verletzte Stadionbesucher und 17 verletzt Polizisten – das ist die traurige Bilanz nach dem Duell der beiden Wiener Großklubs Rapid und Austria am Sonntag im Allianz Stadion. Dass sich die Hütteldorfer auf dem Rasen mit 2:1 durchsetzten, geriet da zur Nebensache.
Auf dem Feld kam es zu wilden Schlägereien zwischen den rivalisierenden Fangruppierungen. Zunächst hatten Austria-Hooligans Böller und Feuerwerkskörper auf die Osttribüne im Stadion, wo viele Familien sitzen, gefeuert. Danach stürmten Rapid-Hooligans auf den Rasen. Und auch Austria-Chaoten kamen auf das Spielfeld. Wie, das ist gerade Gegenstand von Ermittlungen. Beide Vereine, die Bundesliga und die Polizei sind weiterhin damit beschäftigt, Videomaterial auszuwerten.
So tauchte nun ein neues Video auf, das das Geschehene im Stadioninneren festhielt. Auf dem Clip ist zu sehen, wie Ordner zunächst das Tor öffneten, um weitere Securitys und szenekundige Polizisten – erkennbar an den schwarzen Jacken – auf das Spielfeld zu lassen. Das nützten augenscheinlich auch Austria-Chaoten, um auf den Rasen zu stürmen, das Tor konnte nicht mehr verschlossen werden.
Zuvor waren auf einem Clip, der die andere Seite des Tores zeigt, zwei Männer in schwarzen T-Shirts zu sehen gewesen, die lossprinteten, als Rapid-Fans auf den Rasen stürmten. Danach konnten die "Veilchen"-Hooligans ungehindert auf den Rasen laufen.
"Szenekundige Beamten der Wiener Polizei, zuständig für die Fans der FK Austria Wien, befanden sich einige Minuten vor dem Platzsturm neben dem Gästesektor im Sektor der 'Familientribüne', um seitlich auf die Austria Fans deeskalierend einzuwirken. Als dieser Versuch keine Wirkung zeigte und der Ordnerdienst die SKB ersuchten, auf das Spielfeld zu kommen, gingen szenekundige Beamte gemeinsam mit dem Ordnerdienst zum Tor, welches zum Platz führt. Der Ordnerdienst öffnete das Tor und sowohl der Ordnerdienst als auch die szenekundigen Beamten gingen durch das Tor", hieß es vonseiten der Polizei auf "Heute"-Nachfrage.
"Einige Fans befanden sich ebenfalls in diesem Bereich. Der Versuch der Beamten das Tor rasch wieder zu schließen gelang aufgrund des Drucks der vielen Fans nicht. Die szenekundigen Beamten versuchten in weiterer Folge am Spielfeld deeskalierend auf die Fans einzuwirken", hieß es weiter. Keiner der Polizisten habe die Schlüssel für das Tor gehabt.
Rapid-Präsident Alexander Wrabetz erklärt auf die "Heute"-Frage, wie die Fans beider Lager aufs Feld gekommen sind: "Das sind laufende Untersuchungen, daher will ich nichts sagen. Auf unserer Seite haben wir den Zaun um einen Meter erhöht, das war offensichtlich nicht ausreichend. Warum dieses Tor zum Austria-Fansektor, das eigentlich eine Sicherheitsschleuse ist, geöffnet wurde, lag nicht in unserem Bereich. Das muss man genau analysieren. Es wurde nicht von Personen, die im Einflussbereich von Rapid sind, geöffnet."
Die Bundesliga wird am kommenden Montag über Sanktionen tagen. Bereits jetzt haben sich Rapid und Austria darauf geeinigt, die nächsten vier Derbys ohne Auswärtsfans zu bestreiten.