Wien

"Neunerhaus" Gesundheitszentrum in Wien schlägt Alarm

Das "Neunerhaus" Gesundheitszentrum warnt vor Engpass bei medizinischer Versorgung von wohnungs- und obdachlosen sowie nichtversicherten Menschen.

Teilen
Das neunerhaus Gesundheitszentrum in Wien.
Das neunerhaus Gesundheitszentrum in Wien.
zVg

Die Fallzahlen in Österreich steigen rasant, die heimische Gesundheitsversorgung steht mehr und mehr unter Druck. Das spüren auch obdachlose und nichtversicherte Menschen, für die es nur sehr wenige Anlauf- bzw. Andockstellen im Gesundheitssystem gibt.

"Seit die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie den Zugang zu medizinischer Versorgung für obdachlose oder nichtversicherte Menschen erschweren, wird der Andrang bei uns größer und wir stoßen an unsere Grenzen", warnt Elisabeth Hammer, "Neunerhaus"-Geschäftsführerin.

Und weiter: "Während andere niederschwellige Gesundheits- und Sozialeinrichtungen ihre Angebote in den letzten Wochen und Monaten zum Teil einschränken mussten, haben wir seit Ausbruch der Krise auf die Fortführung unseres Präsenzangebots gesetzt und unsere Arztpraxis immer offen gehalten, um die medizinische Versorgung unserer Zielgruppe in vollem Umfang sicherstellen zu können. Man kann sagen, wir sind nicht nur wichtiger Pfeiler im System, sondern de facto Teil der sozialen Infrastruktur – leider".

Fast 40 Prozent mehr Patienten

Das neunerhaus Gesundheitszentrum im 5. Wiener Gemeindebezirk ist österreichweit einzigartig und seit Jahren eine verlässliche Anlaufstelle für armutsbetroffene Menschen ohne Krankenversicherung. Allein im Jahr 2019 versorgten die neunerhaus ÄrztInnen und SozialarbeiterInnen 5.300 Menschen, davon 240 Kinder. 2020 ist pandemiebedingt auch hier alles anders, allein in der neunerhaus Arztpraxis gab es im ersten Halbjahr einen PatientInnen-Anstieg von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

"Wir sehen einen großen Bedarf nach unseren medizinischen Angeboten. Derzeit behandeln wir in unserer Arztpraxis um die 40 Personen pro Tag, in der Zahnarztpraxis sind es im Durchschnitt 25. Schon seit dem Sommer arbeiten wir so viel wie sonst nur zur Grippezeit. Dabei steht die Infekt-Saison in diesem Winter erst bevor. Mittlerweile sind unsere Kapazitäten voll, es kommt vor, dass wir Menschen auf den nächsten Tag vertrösten müssen, weil Zeit und Personal nicht reichen. Das ist besonders dramatisch, wenn man bedenkt, dass viele von ihnen unversorgt auf die Straße zurückkehren", so Daniela Unterholzner, "Neunerhaus"-Geschäftsführerin.

Gesundheitstelefon

Seit Beginn der Pandemie konnte neunerhaus nicht nur all seine Hilfsangebote für obdach- und wohnungslose sowie nichtversicherte Menschen offenhalten, sondern hat sein medizinisches Leistungsspektrum um ein wesentliches Angebot ergänzt: Mit dem neunerhaus Gesundheitstelefon leistet neunerhaus seit Ende März einen zentralen Beitrag, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu stoppen.

Derzeit sind neunerhaus-Mitarbeiter – darunter auch immer ein/e ÄrztIn – täglich telefonisch für Corona-Verdachtsfallabklärung und Beratung erreichbar, wenn nötig auch mit Audiodolmetsch. Das Angebot, eine Kooperation mit dem Fonds Soziales Wien und im Auftrag der Wiener Gesundheitsbehörde, richtet sich an Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe, der Flüchtlingshilfe und der Frauenhäuser, die dadurch in ihrer Arbeit unterstützt werden und Hilfestellung in medizinischen Fragen bekommen.

1/57
Gehe zur Galerie
    <strong>18.01.2025: Wiener Linien zahlen dir 500 € im Monat fürs Öffifahren.</strong> Die Wiener Linien starten ein neues Projekt, um das Öffi-Verhalten zu erforschen. Dafür werden <a data-li-document-ref="120084179" href="https://www.heute.at/s/wiener-linien-zahlen-dir-500-im-monat-fuers-oeffifahren-120084179">jetzt Haushalte werden dafür ausgewählt. &gt;&gt;&gt;</a>
    18.01.2025: Wiener Linien zahlen dir 500 € im Monat fürs Öffifahren. Die Wiener Linien starten ein neues Projekt, um das Öffi-Verhalten zu erforschen. Dafür werden jetzt Haushalte werden dafür ausgewählt. >>>
    Getty Images