Neutralität?

Seit 1955 steht die „immerwährende Neutralität“ Österreichs in der Verfassung. Sie war eine Bedingung für den Staatsvertrag, der Österreich die Freiheit gebracht hat. Stellt der erschütternde Krieg in der Ukraine unsere Neutralität infrage? Kann unser Land diesem schweren Unrecht gegenüber neutral bleiben?

Eines ist sicher: Neutral sein heißt nicht gleichgültig sein. Das gilt ganz besonders gegenüber dem Leid. Gerade darin hat Österreich gezeigt, wie es seine Neutralität versteht: nicht einem Militärbündnis angehören, sondern eine Brücke sein, ein Ort der Begegnung und der humanitären Hilfe.

Ich war 11 Jahre alt, als 1956 die sowjetischen Panzer die Sehnsucht des ungarischen Volkes nach Freiheit niedergeschossen haben. Ich sehe noch die Scharen an Flüchtlingen aus Ungarn, die überall Aufnahme fanden. Und so war es 1968, als die sowjetischen Tanks den Prager Frühling niederschlugen, so 1981, als sie in Polen das Kriegsrecht einführten, 1991 und Folgejahre, als Ex-Jugoslawien blutig zerfiel. Auch jetzt zeigt Österreich, was für uns Neutralität bedeutet.

Danke allen, die den ukrainischen Kriegsflüchtlingen beistehen!