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New Yorker Künstler vermietet Zelle um 1 Dollar

Heute Redaktion
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Bild: Miao Jiaxin

50 Millionen Touristen stürmen jedes Jahr New York. Dementsprechend teuer sind auch die Hotelpreise. Wer im Big Apple schlafen will muss im Schnitt laut "New York Times" 266 Dollar (rund 195 Euro) pro Nacht zahlen. Hier hakt der New Yorker Künstler Miao Jiaxin ein. Er vermietet ein Bett um nur einen Dollar pro Nacht. Der Nachteil: Das Hotelzimmer ist eine Zelle, potentielle Übernachtungsgäste müssen bei seinem Kunstprojekt mitmachen.

ein. Er vermietet ein Bett um nur einen Dollar pro Nacht. Der Nachteil: Das Hotelzimmer ist eine Zelle, potentielle Übernachtungsgäste müssen bei seinem Kunstprojekt mitmachen.

buchen - für mindestens zwei und höchstens fünf Nächte. "Gefängnis sucht Häftlinge", lautet der Titel seiner Werbeseite. "Um in meiner Gefängniszelle zu übernachten, musst du kein Verbrechen in New York begehen", schreibt er. "Allerdings musst du die Regeln befolgen."

Die Regeln:


Gäste müssen jeden Morgen mindestens drei Stunden in dem Käfig sein
Kein Internet
Keine elektrischen Gerät
Leseverbot
Sprechverbot
Sportverbot
Schlafverbot


Wer gegen die Regeln verstößt, muss 100 Dollar Strafe pro Tag zahlen.

Kamera filmt mit - Aufnahmen kommen auf Facebook

Zwei Überwachungskameras filmen ab August die Zelle samt darin eingebauter Toilette und Waschbecken. Die Aufzeichnungen werden rund um die Uhr auf Miaos Facebookseite veröffentlicht. Außerdem lässt Miao während der drei Stunden Haftzeit Besucher in das Atelier, die sich sein Kunstobjekt ansehen können.

Außerhalb der drei Stunden können sich seine Übernachtungsgäste frei im Haus bewegen. Auf dem Dach werden sie laut Facebook "von frischer Luft und einem grandiosen Blick über Brooklyn und Manhattan begrüßt".

In New York wohnen ist "wie in einem Käfig zu leben"

Mit der Ein-Dollar-Zelle wolle er mehrere Botschaften übermitteln, sagt Miao. "Ich bin vor acht Jahren in die USA emigriert. Nach all diesen Jahren erkenne ich immer noch eine Distanz zwischen den Menschen", erklärt der Künstler mit den chinesischen Wurzeln. "Du lebst hier (in New York), aber wahrscheinlich lernst du niemals deinen Nachbarn kennen. Das ist als würde man in einem Käfig leben - körperlich oder geistig."

Technikentzug soll Nähe schaffen

Miao sieht einen Grund für die zunehmende Distanz zwischen den Menschen darin, dass Smartphones und andere Technik einen immer größeren Platz in ihrem Leben einnehmen. In der Zelle sollen sie erkennen, dass sie auch ohne diese Geräte zurecht kommen.

Auch Künstler bieten sich als Versuchskaninchen an

Andere Künstler interpretieren sein Werk weiter. Anfang Juli sperrte sich der New Yorker Straßenkünstler Matthew Silver in der Zelle ein. Das Video zu der Aktion trägt den Titel: "Wenn du andere verurteilst, bringst du dich in deinen eigenen Käfig."

August ist bereits ausgebucht

Für August ist Miaos Zelle schon ausgebucht. Einer der Besucher habe sich für zwei Tage angemeldet und wolle 48 Stunden lang die Regeln befolgen, erzählt der Künstler. Auch Jordan Thomas Wagner aus Walla Walla im Bundesstaat Washington hat reserviert. Er kommt im Oktober. "Ein Dollar ist ziemlich günstig für eine Dachwohnung in Brooklyn, auch wenn es ein Käfig ist!", schreibt er auf Facebook. Er habe einen Artikel über Miaos Angebot gelesen und sich gedacht: "Warum nicht?"

Miao Jiaxin: Karrierestart mit Prostituierten und Transvestit-Star - bitte umblättern

Bevor Miao nach New York kam, lebte er bis 2006 in Shanghai. Am Anfang seiner Karriere fotografierte er Prostituierte, dann verkleidete er sich selbst als eine und schließlich kreierte er im Internet einen Transvestit-Star. Oft stellt er seine Arbeit mit Hilfe von Fotos oder Videos dar, die er als eigenständige Kunstwerke betrachtet.

Besonders bizarr war eine Aktion, zu der seine Eltern per Skype zugeschaltet waren. Vor ihren Augen rasierte er sich Kopf und Augenbrauen, verbrannte die Haare sowie seinen chinesischen Pass und aß die Asche mit einem Sandwich.