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"Finde es nicht schlecht, wenn Musik politisch ist"

Wir haben mit Nico Santos über die Deluxe-Edition seines Debütalbums, die anstehende Tour und Politik im Pop geplaudert.

Heute Redaktion
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2019 startet Nico Santos mit einem Re-Release seines Debütalbums und einer großen Tour voll durch. Mit "Rooftop", "Safe" und "Oh Hello" hat er im letzten Jahr drei großartige Hits abgeliefert, die Deluxe-Version von "Streets Of Gold", die am 15. März erscheinen wird, beinhaltet noch einmal vier brandneue Titel, die der sympathische Wahlberliner seinen Fans um die Ohren singt.

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Mit "Achterbahn" von Helene Fischer oder Mark Forsters "Wir sind groß" hat er schon das momentane Who-is-Who der deutschen Musikszene als Songwriter mit Hitmaterial beliefert. Auch darüber hat sich der 26-Jährige mit "Heute" unterhalten.

Heute: "Streets of Gold" ist ja erst am 18.10.2018 erschienen. Warum jetzt die Entscheidung, es nochmal herauszubringen?

Nico Santos: Ich war vor gut zweieinhalb Monaten in London, hab dort mit guten Freunden von mir geschrieben, und daraus sind quasi in drei Tage drei Songs entstanden, die jetzt neu rauskommen. Wir haben uns gedacht, die Songs sind so gut, releasen wir die mal.

Heute: Das heißt, Sie haben in drei Tage drei komplett neue Songs geschrieben und aufgenommen. Ist das nicht ein bisschen ungewöhnlich, so eine schnelle Arbeitsweise?

Nico Santos: Ja. Ganz, ganz oft ist es so, dass man erst was Kleines anfängt, mit einem Chorus, dann macht man den Vers eine Woche später. Da hat aber alles perfekt gepasst. Die Produktion dauert dann natürlich noch etwas länger. Ich bin sehr, sehr happy.

Heute: Sind die Songs jetzt tatsächlich so gut, dass es für die Fans den Anreiz gibt, das Album noch einmal zu kaufen?

Nico Santos: Für mich definitiv, weil die auch sehr anders sind, als die Songs vom regulären Album. Sie zeigen nochmal eine andere Seite. "Dance Like you Holding Me" ist sehr rhythmisch, die Produktion ist ein bisschen 'Michael Jackson in modern'. Das ist sehr neu. "Welcome Home" ist eine sehr schöne Ballade, die ganz andere Akkorde hat, als die, die man sonst eigentlich benutzt. Viel klassischer als sonst.

Heute: Die erste Single der neuen Songs heißt "Unforgettable". Können Sie uns darüber etwas erzählen?

Nico Santos: "Unforgettable" hab ich mit sehr guten Freunden geschrieben, die auch schon mit James Arthur gearbeitet haben. Die hat eine sehr, sehr schöne Message, und zwar, dass solange diese eine Nacht ist, dass man da das Beste daraus macht. Das man die unvergesslich macht.

Heute: Apropos unvergesslich. Ein paar Wochen nach dem Re-Release von "Streets of Gold" geht es auf Tour. Am 2. Mai ist auch in Wien ein Konzert in der Arena. Was ist da alles geplant?

Nico Santos: Einiges. Wir sind jetzt seit zwei Wochen konstant nur am Proben. Es ist ja meine erste Tour, deswegen probiere ich da so viele Überraschungen zu bereiten, wie es nur geht. Es wird sehr, sehr groß.

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Heute: Wird der Fokus auf der Musik liegen, oder gibt es auch Showelemente, Backgroundtänzer,...?

Nico Santos: Der Fokus liegt definitiv auf der Musik. Ich hab auch einen super coolen Supportact mit Kelvin Jones, der auch ein guter Kumpel ist. Er macht alleine mit der Gitarre eine unglaubliche Show. Und es wird dreisprachig, das ist auch was Neues.

Heute: War es einfach, die Songs vom Album umzuarrangieren und auf die Bühne zu bringen?

Nico Santos: Nein, es ist quasi wie die Songs neu zu schreiben. Das ganze Arrangement muss ja viel länger werden, manchmal auch kürzer, damit das mit der Dynamik passt. Songs, die eigentlich ruhiger sing, haben wir jetzt ganz groß gemacht. Es war viel Arbeit, hat aber auch viel Spaß gemacht.

Heute: Besteht das Programm nur aus Nico Santos-Songs, oder wird man auch den einen oder anderen Song hören, den Sie für andere Künstler geschrieben haben?

Nico Santos: Mmh, das kuck ich noch.Wahrscheinlich. Vielleicht macht man so ein Medley aus Songs, die ich mitgeschrieben habe. Oder vielleicht als Zugabe, ein oder zwei Cover. Das werden wir auf jeden Fall proben.

Heute: Schreiben Sie mit ihrem Team nach wie vor Songs für andere Künstler oder liegt der Focus jetzt auf Nico Santos?

Nico Santos: Ich sage mal 75 Prozent zu 25 Prozent. Jetzt grade mache ich nur für mein Projekt. In letzter Zeit habe ich aber auch immer wieder mal ein, zwei Tage gefunden, wo ich für andere Künstler gearbeitet habe. Für Lena Meyer-Landrut, da kommt jetzt bald ein neues Album raus. Mit Sido hab ich einen Song geschrieben, jetzt neu für sein Album.

Heute: Viele wissen ja nicht, dass Sie auch für andere Musiker, wie Helene Fischer, Mark Forster oder Kool Savas Sachen schreiben. Wie kann man sich das als Laie vorstellen?

Nico Santos: Die Genres sind ja schon sehr verschieden und ich mach ja Musik auf Englisch. Die Sachen, die ich komponieren, sind ja meistens für deutsche Künstler, also weiß ich meistens, was für mich ist und welche Titel für die anderen sind.

Heute: Wie hoch ist Ihr Output? Wie viele Songs schreiben Sie pro Woche, im Monat? Kann man das irgendwie festmachen?

Nico Santos: Ich mach echt viele, viele Songs. Der endgültige Output und die Quote sind dann schon viel niedriger, als man denkt. Für mein Album habe ich 200-300 Songs geschrieben und am Ende sind dann vierzehn drauf. Die anderen sind für den Papierkorb oder den Desktop.

Heute: Woraus ziehen Sie Ihre Inspiration?

Nico Santos: Das ist immer anders. Seit einem Jahr habe ich mein erstes Klavier bei mir in der Wohnung stehen, das ist sehr inspirierend, da häng ich schon die meiste Zeit ab jetzt. Das wichtigste ist, sich einfach hinzusetzen, ins Studio zu gehen. Da ist es auch gut, wenn das Studio nicht bei einem zu Hause ist, dass man quasi zur Arbeit fährt. Es fühlt sich zwar nicht an wie Arbeit, es ist ja immer noch Musik, aber es ist wichtig, fokussiert zu bleiben.

Heute: Sie selber sind musikalisch eher im Pop unterwegs, die Künstler, für die Sie schreiben, reichen vom Schlager bis in den HipHop. Wie sehen Sie die globale musikalische Entwicklung, dass HipHop dem Pop momentan den Rang abläuft?

Nico Santos: Das ist natürlich sehr Spotify-bedingt, dass die Zielgruppe sehr jung ist und die haben natürlich auch mehr Zeit Musik zu hören. Die Adele-Songs oder Ed Sheeran-Songs werden dann nur einmal gestreamt, Capital Bra-Songs werden gleich zwanzig Mal gestreamt. Ich liebe HipHop, deswegen finde ich es cool, dass es da jetzt den Push gibt. Irgendwann wird es sich aber wieder die Waage halten. In England zum Beispiel ist momentan eine sehr schöne Mischung zwischen Pop und HipHop.

Heute: Was läuft bei Ihnen gerade in der Playlist?

Nico Santos: Shindy - Road To Go. Ist grade raus. Keine Single, sondern ein neuer Song. Von John Mayer "I Guess I Just Feel Like". Aber auch ein paar Popsongs, wie zum Beispiel Dermot Kennedy "Power Over Me".

Heute: Sie haben vorher Michael Jackon erwähnt. Verstehen sie die ganze Kontroverse rund um die Doku "Leaving Neverland"?

Nico Santos: Ich bin schon seit so langer Zeit Fan, Sarah Connor ist auch ein riesen Michael Jackson Fan. Wir telefonieren und schreiben immer miteinander. Man ist nicht dabei gewesen. Man hält immer noch an der Musik fest, die einen so inspiriert hat. Deswegen ist es schwer, alles wegzunehmen von Michael.

Heute: Sollten die Anschuldigungen stimmen, kann man den Künstler Michael Jackson und die Privatperson Michael Jackson trennen?

Nico Santos: Ja, das sollte man trennen. Wenn es in eine ganz andere Richtung geht, wie bei R. Kelly, wo man ja handfeste Beweise hat und die Videos. Ich war früher auch großer R. Kelly Fan, das hat sich aber dann auch geändert.

Heute: Darf/muss Popmusik heutzutage politisch sein, oder soll man das komplett außen vor lassen?

Nico Santos: Also, ich finde das gar nicht so schlecht, wenn Musik auch politisch ist. Manche Leute haben mehr Ahnung von Politik, manche weniger, deswegen muss jeder für sich selber sehen, ob er sich da beteiligen will, ob er da auch mit der Musik was bewegen will. Ich finde es eine sehr schöne Sache, wenn man das macht. Natürlich sollte man gegen Diskriminierung und solche Sachen auf jeden Fall nicht die Schnauze halten.

Heute: Auch auf die Gefahr hinauf, dann als Künstler an den Social-Media-Pranger gestellt zu werden?

Nico Santos: Das ist dann so der Rattenschwanz, den man hat. Wenn man eine Reichweite hat und auch eine Vorbildfunktion und einen Weg zu ebnen hat, der jetzt gedanklich nicht in die falsche Richtung geht und diskriminierend ist, dann ja.