Österreich
FP Niederösterreich wollte Juden-Liste anlegen
Koscheres Fleisch aus Niederösterreich solle nur mehr an Juden verkauft werden, die sich registrieren lassen, so der Plan des FP-Landesrates. ÖVP drehte die Reform rasch ab.
Das Vorhaben des FP-Landesrates Gottfried Waldhäusl sorgt für Wirbel. Geschächtetes Fleisch solle künftig nur noch an Juden verkauft werden dürfen, die nachweislich koscher essen. Nur sie hätten einen Bedarf, so die Begründung. Damit einhergehend müssten jene koscher essenden Juden namentlich erfasst werden. Der umstrittene Entwurf zu neuen Richtlinien zum Schächten von der Abteilung Naturschutz wurde von Koalitionspartner ÖVP rasch abgedreht.
Kultusgemeinde besorgt
Bei der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) läuten angesichts der Diskussion die Alarmglocken. Der Wiener IKG-Präsident Oskar Deutsch sorgt sich um ein Verbot koscheren Fleisches in Niederösterreich. Einerseits solle demnach der Export von koscher geschlachtetem Fleisch verboten sein, andererseits werde der Zugang zu koscherem Fleisch massiv eingeengt, berichtete die "Wiener Zeitung" am Dienstag unter Berufung auf die Kultusgemeinde. Seitens des Amts werde nämlich argumentiert, man wisse, dass es religiöse und nicht so religiöse Juden gäbe.
Der für den Tierschutz zuständige Landesrat Waldhäusl (FP) sagte dazu: "Wir prüfen, ob der Bedarf des Fleisches an den Wohnsitz gekoppelt werden kann. Es ist nicht einzusehen, warum Wiener nach Niederösterreich fahren und hier tausende Tiere schächten lassen." Außerdem sei das Schächten aus Sicht des Tierschutzes generell abzulehnen.
ÖVP beruhigt
Auch VPNÖ-Klubchef Klaus Schneeberger meldete sich zu Wort: "Die Regelungen bezüglich Schächten sind im Tierschutzgesetz des Bundes geregelt. Nur die Vollziehung dieses Gesetzes obliegt den Ländern." Außerdem beruhigt er, dass selbstverständlich niemand registriert werde, der koscheres Fleisch kaufen wolle. Derartiges solle es nicht geben: "Wir gehen davon aus, dass kurzfristig die Arbeitsgruppe entsprechende Lösungen finden wird und damit den vorgenannten Bedenken entgegen getreten wird."
Eine Einschränkung des Schächtens würde abgesehen von Juden auch Muslime vor Probleme stellen. Immerhin gibt es auch im Islam bestimmte Schlachtvorgaben.
(red)