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Niederösterreich lässt gefährdete Biber fangen und t...

Heute Redaktion
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Im 19. Jahrhundert wurde in Österreich der letzte Biber abgeknallt, rund 100 Jahre lang war die Tierart bei uns ausgestorben. Nach mühevoller Neuansiedlung freuen sich Biber-Freunde seit den 70ern über einen Anstieg des Bestands. Das könnte sich bald ändern. Niederösterreich hat eine Aufweichung des Schutzes abgesegnet. Aus teilweise stark umstrittenen Gründen können die seltenen Tiere jetzt wieder viel leichter umgebracht werden.

 

Bisher war es extrem schwer, eine "Lizenz zum Töten" für einen Biber zu bekommen. Das hat sich mit Donnerstag (1.9.) geändert. Das Land Niederösterreich fürchtet um Kindergärten, Schulen, Hochwasserschutz und Fischaufstiegshilfen. Diese treppenförmigen Bauten sollen Fischen das flussaufwärts-Schwimmen erleichtern. 

Doch wie groß ist die Gefahr wirklich? Gibt es reichlich Böschungen am Ufer, baut ein Biber keinen Damm. Den braucht er nur, wenn der Wasserstand in seinem Bau zu niedrig wird und sich der Biber dadurch gefährdet fühlt. Doch egal was er tut, er ist den Zuständigen ein Dorn im Auge, vor allem im Marchfeld. Gräbt das monogame Tier in die Böschung, wird ihm vorgeworfen, er gefährde Radwege; fällt er Bäume, will man ihm an den Pelz, weil er unter anderem Fischaufstiegshilfen verstopfen (!) oder beschädigen könnte. Das kritisierte der WWF schon im März, reagiert wurde darauf nicht. 

Gewässeraufsicht beseitigt Biberschäden - und darf über Leben und Tod entscheiden

Wenn die "öffentliche Sicherheit" (zum Beispiel der Fische, siehe oben) gefährdet ist, kann man ab sofort innerhalb weniger Tage eine Genehmigung bekommen, um die Biber zu beseitigen. Ob es wirklich notwendig ist, die Tiere zum Abschuss freizugeben, darf die Gewässeraufsicht entscheiden. Die Stelle, der mehr Arbeit entsteht, wenn Biber durch ihre normale Lebensweise Schaden verursachen, ist vielleicht nicht die beste Aufsichtsbehörde, die über Leben und Tod der Biber entscheiden sollte. 

Wie groß ist die Gefahr für Kindergärten und Schulen wirklich?

Das Land Niederösterreich gibt an, mit der Aufweichung des Artenschutzes Kindergärten, Schulen und Hochwasserschutzanlagen schützen zu wollen. Wie groß die Gefahr durch das vegetarische Nagetier wirklich ist, sollte näher geklärt werden, bevor man dafür geschützte Tiere umbringt. Umwelt-, Tier- und Naturschutzorganisationen zumindest kritisieren die Maßnahme scharf. Natur- und Tierschützer befürchten, dass schlecht qualifizierte Kontrolleure allzu schnell die "Lizenz zum Töten" ausstellen. In zwölf Abschnitten in Niederösterreich können Biber nun laut ORF "gefangen und getötet werden". 

Biber: Vegetarier und treu bis zum Tod

Über Biber sind - teils aus Unwissenheit - viele Lügen im Umlauf. Viele wissen nicht, dass Biber beispielsweise Vegetarier sind. Die größten Nagetiere Europas sind ihr Leben lang monogam und leben in kleinen Familienverbänden. Mutter, Vater und die Kinder leben in einem Bau zusammen. Laut Niederöstrreichischen Naturschutzbund wird geschätzt, dass knapp 3.000 Biber in Niederösterreich in Familienverbänden leben. Das Land Niederösterreich setzt seine Schätzung um mehr als Tausend Exemplare höher an. Ausgerechnet 2016, im Jahr des Bibers, könnte sich der Bestand aber erstmals in über hundert Jahren schnell wieder reduzieren. 

Hier wird In Wien sind Biber sicher: