Szene

Nina Proll: "Sexualität ist immer ein Übergriff"

Schauspielerin Nina Proll verteidigt im Interview ihre Ansichten über die Me-Too-Debatte.

Heute Redaktion
Teilen

In Ö3-"Frühstück bei mir" sprach Schauspielerin Nina Proll heute mit Claudia Stöckl unter anderem über sexuelle Belästigung und erklärte: "Sexualität ist immer ein Übergriff und nur die Reaktion darauf entscheidet ob es jetzt unangenehm oder angenehm war. Sexualität an sich ist ein gewaltsamer Akt der immer übergriffig ist. Und nur wenn es der andere geil findet, dann ist es in Ordnung und wenn er das nicht tut ist es ein Übergriff."

"Brauchen wir jetzt für Frauen eigene Gesetze"

Die Aufregung über ihre Aussagen bezüglich der Me-Too-Debatte sorgte bei der 46-Jährigen für Verwunderung: "Ich glaube das Wichtige ist die sexuelle Selbstbestimmung, egal ob Mann oder Frau. Gehen wir davon aus, dass Frauen Wesen sind wie Kinder oder Behinderte die eigene Gesetze brauchen, weil sie zu schwach sind und nicht in der Lage sind einen eigenen Willen zu äußern, oder gehen wir davon aus Frauen sind erwachsene Menschen wie Männer auch und sind in der Lage mit Sexualität umzugehen wie erwachsene Menschen. Oder brauchen wir jetzt für Frauen eigene Gesetze, weil die sind ja arme hilflose Wesen, die sonst nicht zurechtkommen. Es geht mir ums Menschenbild. Was haben wir denn für Vorstellungen von einer modernen Frau", so die Schauspielerin.

Proll kritisiert Harvey-Weinstein-Prozess

Auch über den Weinstein-Prozess (dem Hollywood-Filmproduzenten Harvey Weinstein wird sexuelle Belästigung, Nötigung und Vergewaltigung vorgeworfen) hatte Proll einiges zu sagen. "Von 80 Frauen die ihm Vorwürfe machen gibt es noch zwei die wirklich vor Gericht sind." Eine davon ist Schauspielerin Rose McGowan, die auch von Proll in ihrem neuen Programm "Kann denn Liebe Sünde sein" zitiert wird. "Die spricht immer von Vergewaltigung. In Wahrheit beschreibt sie selbst in ihrem Buch, dass überhaupt keine Gewalt stattgefunden hat, sondern, dass sie nicht in der Lage war zu sagen sie will es nicht. Sozusagen auch noch einen Orgasmus vorgespielt hat. Also wie sollte bitte ein Mann wissen, wenn eine Frau einen Orgasmus erlebt, dass sein Handeln unerwünscht ist. Da muss man sich schon fragen, wo ist jetzt die Verantwortung der Frauen. Ich bin gespannt, ob es da überhaupt zum Urteil kommt, oder ob sich das eh alles mit Geld regeln lässt."

Nicht auf "einer Wellenlänge" mit Maria Köstlinger

Für ihre umstrittenen Ansichten wurde Proll auch von Schauspielkolleginnen offen kritisiert. "Freundschaften haben sich dadurch distanziert, weil man unterschiedlicher Meinung war. Auch mit Schauspielkolleginnen. Es gab aber auch viele in meinem privaten Umfeld die meiner Meinung waren und gesagt haben, das ist eine Diskussion von privilegierten Frauen, die sich damit inszenieren wollen. Mir war wichtig gegen die Scheinheiligkeit und Doppelmoral mit der die Diskussion geführt wurde aufzutreten." Ob das auch ein Grund war, warum von ihren "Vorstadtweiber"-Kolleginnen niemand bei der Premiere im Rabenhof-Theater war? "Maria Köstlinger wollte kommen, konnte aber nicht weil sie Abendprobe hatte. Bei den anderen weiß ich es nicht. Maria Köstlinger und ich sind nicht auf der gleichen Wellenlänge, aber wir haben es geschafft bei der Arbeit ein respektvolles Miteinander zu haben, obwohl wir nicht der gleichen Meinung sind."

Programmpassagen wegen Alma Zadic gestrichen

Auch im Netzt wurde Proll für ihre Einstellung zum Feminismus und Sexualität angefeindet. Auf der Bühne wollte die 46-Jährige über Hasspostings sprechen – strich jedoch aus Respekt vor Justizministerin Alma Zadic, die vor allem wegen ihrer bosnischen Herkunft einer Hasskampagne im Internet ausgesetzt war, die Passagen aus ihrem Programm. "Ich habe mich da eigentlich auf Postings von Sigi Maurer bezogen. Also wenn ich mich damit aufhalte, was Leute im Netz über mich sagen, da kann ich gleich zu Hause bleiben. Diesen Dingen darf man keine Aufmerksamkeit schenken. Die meisten Menschen sind ja nur im anonymen Internet mutig. All das was sie auf Facebook schreiben würden sie dir niemals ins Gesicht sagen."

"Sexuelle Fantasien ausleben"

Was laut Proll wirklich wichtig für die Frauenbewegung wäre: "Dass Frauen in ihre eigene Lust kommen und sich nicht über die Lust des Mannes definieren. Wenn sie nämlich ihre eigene Lust und ihr eigenes Begehren leben würden, dann würden sie sich vielleicht garnicht mehr darum kümmern, was Männer für seltsame Wünsche oder Witze machen. Sie würden ihre eigenen blöden Witze machen und ihre eigenen sexuellen Fantasien ausleben und ihnen vielleicht nachgehen und sie einfordern und das wäre so wichtig, dass Frauen ihre eigene Sexualität entdecken und sich überlegen welchen Mann möchte ich am Arsch greifen, welchem würde ich gerne eine obszöne Nachricht schicken. Man hat ein Klima geschaffen in dem man völlig verklemmt und voll Zwängen miteinander umgeht."

"Sexleben hält eine Ehe zusammen"

Ihr eigene Sexualität lebt die Schauspielerin und Sängerin völlig offen. Laut Proll, ist das auch das Geheimnis einer gut funktionierenden Ehe. "Ich bin froh, dass mein Mann mich nach all den Jahren liebt und begehrt. Was Schöneres kann mir nicht passieren. Wichtig ist, dass beiden das Sexleben gleich wichtig ist. Ich glaube, das ist auch das Einzige was eine Ehe zusammenhält. Wenn das nicht mehr ist, ist man Bruder und Schwester. Letztlich trennen sich viele Paare auch aus dem Grund." Ob sie, wie ihr Ehemann Gregor Bloeb in einem Interview verriet, wirklich zwei bis drei Mal pro Tag Sex hat? "Ich bin da nicht immer dabei. Mehr sag ich dazu nicht."