Österreich

Nirgends schlägt der Blitz so oft ein wie hier

In den Sommermonaten schlägt in Österreich durchschnittlich zwischen 100.000 und 250.000 Mal ein Blitz am Boden ein, zwei bis drei Menschen sterben daran jährlich. "Heute" hat die Blitz-Hotspots Österreichs.
Rene Findenig
04.06.2020, 09:59

Jetzt beginnt die Hauptsaison der Blitze. "Die Monate Juni, Juli und August bringen in Österreich rund 80 Prozent aller Blitzeinschläge eines gesamten Jahres", sagt Experte Gerhard Diendorfer von ALDIS, dem Österreichischen Blitzortungssystem. ALDIS registriert in den Sommermonaten durchschnittlich 70.000 bis 180.000 Einschläge (Wolke-Erde-Blitze). Zählt man alle georteten Einzelentladungen (etwa Teilblitze in den Wolke-Erde-Blitzen und Entladungen innerhalb der Wolken), blitzte es in den Sommermonaten in Österreich zwischen 600.000 und eine Million Mal.

Weniger Tote durch Blitzschlag

Die Zahl der Toten durch Blitzschlag ist in Österreich in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. In den 1960er-Jahren starben pro Jahr 20 bis 40 Menschen in Österreich durch Blitzschlag. Mittlerweile sind es durchschnittlich zwei bis drei Blitztote pro Jahr. Zum einen sind die Wetterprognosen und die Informationen in der Bevölkerung deutlich besser geworden. Zum anderen gab es die meisten Verletzten und Toten früher bei den in der Landwirtschaft beschäftigen Personen. Hier sind die Menschen heute meistens durch Traktoren und andere Fahrzeuge mit Metalldach besser geschützt.

Die Zahl der Toten durch Blitzschlag ist in Österreich in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen
C.Diendorfer

Ein Großteil der Unfälle ereignet sich mittlerweile bei diversen Freizeitaktivitäten. So gab es 2019 mehrere Blitzunfälle auf Klettersteigen in den Alpen. Die meisten Unfälle wären relativ leicht vermeidbar, so Diendorfer. "Es kling banal, aber der beste Schutz ist, überhaupt nicht in ein Gewitter zu kommen. Denn im Freien gibt es keinen absolut sicheren Standort und hier ist jede Art von Blitzeinschlag lebensgefährlich", so Diendorfer. Vor Wanderungen, Radtouren und Badeausflügen solle deshalb immer die Wettervorhersage beachtet werden.

Auch der zweite wichtige Tipp betrifft das Verhalten vor einem Gewitter. "Schon bei den ersten Anzeichen eines Gewitters sollte man sich überlegen, wo man sich in Sicherheit bringen kann", empfiehlt ALDIS-Blitzexperte Diendorfer. "Erstens können Gewitter relativ schnell aufziehen, zweitens schlagen Blitze manchmal auch in einiger Entfernung der Gewitterwolke ein, noch bevor es dort regnet. Der sprichwörtliche 'Blitz aus heiterem Himmel' ist also durchaus möglich."

Österreich ist eines der blitzreichsten Länder Europas.
C.Diendorfer

So gab es zum Beispiel im Juni 2019 ein Blitzunfall in der Steiermark mit mehreren Verletzten. Dabei schlug ein Blitz bei noch trockenem Wetter in rund sechs Kilometer Entfernung vom eigentlichen Gewitterzentrum ein. Es ereignen sich sogar die meisten Unfälle am Anfang und am Ende von Gewittern. Hier wir die Gefahr oft unterschätzt und viele glauben "das geht schon noch" oder "ist eh schon vorbei", weil es zum Beispiel noch nicht oder nicht mehr regnet. Eine grobe Faustregel ist die 30/30-Regel: Wenn zwischen Blitz und Donner nur noch 30 Sekunden liegen, ist das Gewitter nur noch zehn Kilometer entfernt und man sollte schnell Schutz suchen. Diesen sicheren Ort sollte man erst 30 Minuten nach dem letzten wahrgenommenen Blitz wieder verlassen.

Wo blitzt es in Österreich am häufigsten?

Die Experten von ALDIS orten seit 1992 Blitze in Österreich. Alle Normkriterien für Blitzschutz in Österreich sowie aufwändige Blitzschutzsysteme, wie beispielsweise von Energieversorgern, basieren auf den Daten von ALDIS. Acht Sensoren messen das elektromagnetische Feld jedes Blitzes im Land. Sekunden nach der Entladung werden im zentralen Rechensystem die Daten automatisch ausgewertet und der Blitz auf rund 100 Meter genau lokalisiert.

Die Experten von ALDIS orten seit 1992 Blitze in Österreich.
H.Pichler

Teile Österreichs, vor allem Steiermark und Kärnten, gehören mit Oberitalien und Slowenien zu den Regionen mit den meisten Blitzen in Europa. Durch die südliche Lage und die Nähe zur Adria bietet die Atmosphäre hier sehr oft die ideale Mischung für Gewitter: Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit.

Die Bezirke mit der höchsten Blitzdichte (Blitzeinschläge pro Quadratkilometer und Jahr)

Weiz (ST) 3,02

Graz-Umgebung (ST) 2,86

Graz (Stadt) (ST) 2,64

Voitsberg (ST) 2,60

Hartberg-Fürstenfeld (ST) 2,49

Feldkirchen (K) 2,31

Bruck-Mürzzuschlag (ST) 2,30

Sankt Veit an der Glan (K) 2,27

Neunkirchen (NÖ) 2,25

Murau (ST) 2,23

Die Blitzdichte für alle Bezirke Österreichs findest du hier.

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