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Nobelpreisträger Handke bricht Interview erbost ab

Heute Redaktion
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Am Dienstag eskalierte eine Veranstaltung mit Peter Handke in dessen Kärntner Heimatortschaft Griffen. Jetzt will er nicht mehr mit Journalisten sprechen.

Der frischgebackene Literaturnobelpreisträgter reiste am Dienstag in seine alte Heimat Kärnten. Dort sollte auf den Schriftsteller ein informelles Treffen mit Lokalpolitikern warten.

Politische Fragen unerwünscht

Natürlich ließen sich auch Pressevertreter die Gelegenheit nicht entgehen, dem 76-Jährigen ein paar Fragen zu seiner Auszeichnung, seinem Werk und auch zu seinem kontroversen Verhältnis mit Serbien zu stellen.

Anfangs lief die unangekündigte Pressekonferenz noch relativ gut und Handke beantwortete Fragen nach der Bedeutung des Nobelpreises. "Heimito von Doderer, der große österreichische Epiker, hat einmal geschrieben - von seinen Helden in den Büchern - , er fühlte sich losgebunden vom Pfahl des eigenen Ich. Vielleicht hätte mir der Preis bedeutet, dass man sich losgebunden fühlt von sich selber. Man ist nicht mehr das Individuum, was man ist – was man war", so Handke.

"Stellt mir nicht solche Fragen"

Als die Fragen jedoch politisch wurden, ging das für Handke zu weit. "Ich steh vor meinem Gartentor, und da sind 50 Journalisten – und alle fragen nur wie Sie, und von keinem Menschen, der zu mir kommt, höre ich, dass er sagt, dass er irgendetwas von mir gelesen hat, dass er weiß, was ich geschrieben hab. Es sind nur die Fragen: Wie reagiert die Welt? Reaktion auf Reaktion auf Reaktion. Ich bin ein Schriftsteller, komme von Tolstoi, von Homer, von Cervantes, und lasst mich in Frieden und stellt mir nicht solche Fragen", platzte ihm der Kragen.

Er wolle nie wieder Journalistenfragen beantworten, weil sie sowieso niemand für seine Literatur interessiere, sagte er, bevor er die Veranstaltung verließ. Auch die eigentlich für Mittwoch geplante Ehrung Handkes in Griffen mitsamt offiziellen Medientermin wurde kurzfristig abgesagt.