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Notruf per Klick – Kritik an App gegen Gewalt an Frauen

Laut Experten könnten eifersüchtige Partner die App bei der Handy-Kontrolle entdecken. Viele Frauen hätten außerdem kein Vertrauen in die Polizei.

Heute Redaktion
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In Österreich hat bereits jede fünfte Frau ab 15 Jahren körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. (Symbolbild)
In Österreich hat bereits jede fünfte Frau ab 15 Jahren körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. (Symbolbild)
Bild: iStock/Symbolbild

Gewalt gegen Frauen ist in Österreich ein großes und leider alltägliches Problem. Jede fünfte Frau ab 15 Jahren ist hierzulande von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Laut einer Statistik der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser (AÖF) werden jeden Monat durchschnittlich drei Frauen ermordet, die Täter stammen meist aus dem engen Beziehungs- oder Familienkreis. Um Frauen besser zu schützen, will die Regierung einen "stillen Notruf" per App ins Leben rufen. Die Idee: Frauen sollen im Notfall mit nur einem Klick Hilfe rufen. Für Experten ist dieses Projekt jedoch ungeeignet.

Kritik gibt es vor allem von Frauenorganisationen. Maria Rösslhumer vom Verein AÖF erklärte im Ö1 Morgenjournal, dass von Gewalt betroffene Frauen oft kein Vertrauen in die Polizei hätten. Viele hätten bereits negative Erfahrungen gemacht. Das sieht auch die Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, Klaudia Frieben, so. Oft würden Gewaltopfer von der Exekutive einfach nicht ernst genommen. Bemängelt wird außerdem die Handhabung der App. Gewaltopfer müssten sich vorab mit ihrer Adresse registrieren. Erfahrungen hätten aber gezeigt, dass Frauen lieber anonym bleiben, wenn sie um Hilfe ansuchen.

Gefahr durch eifersüchtige Partner

Ebenfalls problematisch sei die Tatsache, dass viele eifersüchtige Partner die Handys ihrer Partnerinnen aus Angst vor Betrug kontrollieren. Diese Männer hätten laut Rösslhumer oft Angst, von ihrer Frau verlassen zu werden. "Wenn er merkt, dass sie sich vielleicht Hilfe holt oder im Notfall Hilfe holen könnte, dann könnte das für die Frau gefährlich werden", so Rösslhumer im Morgenjournal. Statt einer neuen App sei es wichtiger, die bestehende Frauen-Helpline stärker zu bewerben, so ihre Forderung. Dort würden Frauen kostenlos, niederschwellig und vor allem anonym Hilfe erhalten.

Vonseiten des Innenministeriums kann man die Kritik nicht verstehen. Beim Start der App müsse lediglich die Telefonnummer der betroffenen Person verifiziert werden. Ziel des stillen Notrufs sei es, ohne Kommunikation und Rückfragen einen Notruf abzusetzen. Deshalb sei es sinnvoll, bereits im Vorhinein wichtige Informationen in der App einzugeben. Auch der GPS-Standort werde automatisch übermittelt.

Hier erhalten Gewaltbetroffene Hilfe:

Bist du oder jemand aus deinem Umfeld von Gewalt betroffen? Dann lass dich beraten und hol dir Hilfe!

- Frauen-Helpline: 0800/222 555
- Rat auf Draht - Hilfe für Kinder & Jugendliche: 147
- Männerberatung Wien: 01/603 28 28

Im Fall von akuter Gewalt unbedingt die Polizei alarmieren: 133

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