Gesundheit

Jetzt fünfter Impfstoff gegen Corona verfügbar

Mit "Nuvaxovid" kommt der 5. Corona-Impfstoff auf den Markt. Wie er sich von den anderen unterscheidet und welcher was kann - hier die Übersicht.

Sabine Primes
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Der neue Proteinimpfstoff soll ab Jänner ausgeliefert werden. Österreich hat 750.000 Dosen bestellt.<br>
Der neue Proteinimpfstoff soll ab Jänner ausgeliefert werden. Österreich hat 750.000 Dosen bestellt.
PIXSELL / EXPA / picturedesk.com

In der EU kommt eine weitere Covid-19-Schutzimpfung auf den Markt. Die Arzneimittelbehörde EMA gab grünes Licht für das Vakzin des US-Biotechunternehmens Novavax. Der zuständige EMA-Ausschuss empfahl eine bedingte Zulassung ab 18 Jahren. Die finale Entscheidung muss noch die EU-Kommission fällen, sie gilt aber als Formsache. Es wäre damit der fünfte in der EU zugelassene Covid-19-Impfstoff sowie der erste auf Protein-Basis. Die Auslieferung soll im Jänner starten.

750.000 Dosen bestellt

Österreich hat beim Impfstoff "Nuvaxovid" des Herstellers Novavax für die erste bestellbare Tranche die maximalen Liefermengen abgerufen. "Dies entspricht rund 750.000 Dosen, deren Lieferungen nach letzten Informationen im ersten Quartal 2022 beginnen sollen (gleichzeitig mit den anderen EU-Staaten)", heißt es auf APA-Anfrage aus dem Gesundheitsministerium. "Danach werden weitere Optionen verfügbar sein."

Nach Ankunft in Österreich werde der neue Impfstoff über das Verteilungssystem des Bundes an die Impfstellen ausgeliefert. Ob das Vakzin frei wählbar ist, "wird von der Verfügbarkeit abhängig sein", wurde in der schriftlichen Stellungnahme betont. Dies liege im Ermessen der Bundesländer, die in Österreich für die Organisation und die Durchführung der Impfkampagne verantwortlich sind.

Diese Impfstoffe sind zugelassen

Mit "Nuvaxovid" wird nun also der fünfte Impfstoff im Kampf gegen das Coronavirus in Verwendung kommen. Er zählt zur Gruppe der Protein-Impfstoffe. Die bisher zugelassenen Vakzine gehören der mRNA- oder Vektortechnologie an.

mRNA-Impfstoffe: mRNA-Imfpstoffe zählen weder zu den Lebend- noch zu den Totimpfstoffen. mRNA ist eine eigene Technologie. Unterschiedlich dabei ist, wie die Erreger(-bestandteile) in den Körper transportiert werden: Während diese bei anderen Impfstofftechnologien direkt verabreicht werden, wird mit mRNA-Impfungen nur der Bauplan, die so genannte "Messenger RNA", für bestimmte Eiweißstoffe - im Fall von Corona des Spike-Proteins" - im Labor hergestellt und dem Impfstoff hinzugefügt. Damit können Zellen des menschlichen Körpers diesen Eiweißstoff selbst produzieren. Das wird von speziellen Immunzellen erkannt und regt das Immunsystem an, Antikörper dagegen zu produzieren und spezifische - gegen Teile des fremden Proteins gerichtete - T-Zellen zu erzeugen. Entgegen vieler Mythen wird die mRNA, die über den Impfstoff verabreicht wurde, nach kurzer Zeit (7-10 Tage) vom Körper abgebaut. Danach findet keine weitere Produktion des Virusproteins mehr statt. Zu den mRNA-Impfstoffen gehören BioNTech/Pfizer und Moderna.

Vektor-Impfstoffe: Der Impfstoff besteht aus sogenannten Vektorviren. Diese Viren sind gut untersucht und können sich nicht vermehren. Das Vektorvirus enthält und transportiert die genetische Information für ein einzelnes Eiweiß des Corona-Virus, das sogenannte Spikeprotein. Die vom Vektorvirus transportierte Information wird nach der Impfung nicht ins menschliche Erbgut eingebaut, sondern nach Eintritt in die Zellen "abgelesen". Daraufhin stellen diese Zellen dann das Spikeprotein selbst her. Die Spikeproteine werden vom Immunsystem als Fremd-Eiweiße erkannt. In der Folge werden Antikörper und Abwehrzellen gegen das Spikeprotein des Virus gebildet. So entsteht eine schützende Immunantwort. Das Vektorvirus wird nach kurzer Zeit wieder abgebaut. Dann wird auch kein Viruseiweiß (Spikeprotein) mehr hergestellt. Die Vakzine von AstraZeneca und Johnson & Johnson gehören zu dieser Gruppe.

Sowohl bei Vektorimpfstoffen als auch bei mRNA-Impfstoffen wird der Bauplan für das Spike-Protein des Coronavirus in die Zellen eingeschleust. Sie unterscheiden sich bei der Art des Bauplans (DNA bei Vektorimpfstoffen, mRNA bei mRNA-Impfstoffen) und bei der Umhüllung (Adenovirushüllen bei Vektorimpfstoffen, Fetthülle bei mRNA-Impfstoffen).
Proteinimpfstoff: Nuvaxovid besteht laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) aus virusähnlichen Partikeln, die das Spike-Protein des Coronavirus enthalten. Die Proteine werden vom Körper als fremd erkannt und das Immunsystem wird hochgefahren - spezifische Antikörper und T-Zellen werden gebildet. Damit ist man vor einer echten Infektion besser gewappnet. Novawax ("Nuvaxovid") ist der einzige zugelassene Proteinimpfstoff gegen COVID-19.

Gesamtwirksamkeit von rund 90 Prozent

In einer Zulassungsstudie von Novavax lag die Wirksamkeit in Bezug auf Erkrankungen bei 90 Prozent. Das bedeutet, unter den Probanden der geimpften Gruppe traten 90 Prozent weniger Erkrankungen auf als unter den Probanden einer Kontrollgruppe. Es wurden zwei Dosen im Abstand von drei Wochen verabreicht. Allerdings beziehen sich die Ergebnisse hauptsächlich auf die Alpha-Variante, die so gut wie vollständig von Delta verdrängt wurde.

Schutz gegen Omikron noch offen

In der entscheidenden Phase-III-Studie mit rund 30.000 Teilnehmern hatte das Vakzin eine Gesamtwirksamkeit von rund 90 Prozent gezeigt. Ob der Impfstoff auch vor der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante schützt, überprüft Novavax gegenwärtig in Labortests und rechnet mit Ergebnissen in den kommenden Wochen. Falls nötig, könnte mit der Herstellung eines angepassten Vakzins im Jänner begonnen werden, hatte das Unternehmen vor Kurzem mitgeteilt. Die Daten aus der Zulassungsstudie, die in den USA und Mexiko stattfand, stammen aus einem Zeitraum, als die Alpha-Variante noch das Infektionsgeschehen beherrschte.