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NSA hört ganzes Land Wort für Wort ab
Die NSA hat mindestens einen Staat ganz genau im Visier. Der US-Geheimdienst zeichnet sämtliche Telefonate dieses Landes auf und speichert die Milliarden Gespräche einen Monat lang. Damit können die Mitarbeiter die Telefonate auch im Nachhinein belauschen.
Die Information stammt von der "Washington Post". Die Zeitung stützt sich auf Dokumente des früheren .
"Mystic" und "Retro"
Das gewaltige Überwachungsprogramm mit dem Namen "Mystic" funktioniert ganz einfach: Die NSA schneidet "jedes einzelne" Telefonat in dem Land mit und bewahrt die Unterhaltungen der letzten 30 Tage auf. Damit kann der Geheimdienst Gespräche auch dann abhören, wenn er eine verdächtige Person zum Zeitpunkt des Telefonats noch gar nicht im Visier gehabt hat. Möglich macht das ein "Retro" genanntes Instrument, mit dem NSA-Agenten die gespeicherten Gesprächsinhalte durchsuchen und zurückspulen können.
Gigantische Server und Speicher
Die Datenmengen, die beim Anzapfen des kompletten Telefonnetzes eines Landes anfallen, sind schier unvorstellbar. Laut "Washington Post" lagern auf den Servern der NSA zeitgleich die Aufnahmen von "Milliarden" Telefongesprächen. Mitarbeiter der NSA würden außerdem jeden Monat "Millionen" Mitschnitte mit verdächtigem Inhalt an den Langzeitspeicher des Geheimdienstes schicken.
Um welche Länder geht es?
Das "Mystic"-Programm begann im Jahr 2009 und wird seit 2011 im vollen Umfang gegen das erste Zielland eingesetzt. Die "Washington Post" nennt den Namen des Landes auf Bitten der US-Regierung nicht. Auch die Information, in welchen Staaten das Programm ebenfalls zum Einsatz kommen könnte, hält die Zeitung zurück. Im US-Geheimdienstbudget für 2013, das Snowden im vergangenen Jahr enthüllte, finden sich demnach Hinweise auf fünf weitere Staaten. Im vergangenen Oktober habe ein sechstes Land der "Mystic"-Liste hinzugefügt werden sollen.
Privatsphäre wird "respektiert"
Die NSA schweigt zum Bericht der "Washington Post". Der Geheimdienst betont aber, dass die Überwachungsprogramme nicht "willkürlich" sind. Die Privatsphäre von US-Bürgern und Ausländern werde respektiert. Die NSA beklagt sich außerdem erneut, dass die "einseitigen Berichte" über die "rechtmäßigen" Spionageprogramme die nationale Sicherheit der USA gefährden würden.
Seit Juni vergangenen Jahres gelangen durch Snowden-Enthüllungen eine Reihe von Spähaktivitäten der NSA und verbündeter Geheimdienste ans Licht. So überwacht die NSA auf der Suche nach Terrorverdächtigen nicht nur massenhaft E-Mails und Telefonate von unbescholtenen Bürgern rund um die Welt, sondern hört auch Spitzenpolitiker aus befreundeten Staaten ab, . Auf die Empörung aus dem In- und Ausland reagierte Präsident Barack Obama mit einer Überprüfung der Geheimdienstarbeit.
Eine unabhängige Kommission legte im Dezember mehr als 40 Reformvorschläge vor, die der Präsident aber nur teilweise umsetzt. In einer Rede Mitte Jänner versprach Obama unter anderem, ein Programm zur Sammlung der in seiner jetzigen Form zu beenden. Außerdem sagte er einen stärkeren Schutz der Privatsphäre ausländischer Bürger zu und verbot die Überwachung eng verbündeter Staats- und Regierungschefs. Grundsätzlich hält Obama aber an den Spähprogrammen der NSA fest.