Wien

Nun bekommt jeder Bezirk einen Energieplan

Die Stadt setzt ihren Weg zur Klimamusterstadt fort. Bis Mitte 2021 soll jeder Bezirk einen eigenen Energieraumplan bekommen. In diesen Klimaschutzgebieten dürfen bei Neubauten nur noch klimafreundliche Energieträger zum Einsatz kommen. 

Louis Kraft
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Der Leiter der Energieplanung Wien Bernd Vogl und Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (G) stellten heute die Schritte zu den neuen Klimaschutzgebieten vor.
Der Leiter der Energieplanung Wien Bernd Vogl und Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (G) stellten heute die Schritte zu den neuen Klimaschutzgebieten vor.
Sabine Hertel

Den Anfang machen die Bezirke Leopoldstadt, Landstraße, Neubau und Ottakring. In einer ersten Tranche wird für jeden dieser Bezirke ein sogenannter Energieraumplan erstellt. Dieser muss in der Folge durch ein Nostrifizierungsverfahren der EU abgesegnet werden. Sobald der Plan in Kraft ist, dürfen in den dafür gekennzeichneten Zonen nur noch umweltfreundliche Energieformen errichtet und verwendet werden. Ein generelles Verbot von Öl und Gas im ganzen Bezirk bedeutet das nicht, die Vorgabe der erneuerbaren Energie gilt vor allem für Neubauten. 

Vizebürgermeisterin und Klimaschutzstadträtin Birgit Hebein (G) stellte heute die geplanten klimafreundlichen Stadtteile vor. "Die Klimaschutzgebiete sind eines der größten Klimaschutzvorhaben dieser Stadtregierung", hält Hebein fest und betont auch die historische Dimension: "Wien hat es in der Nachkriegszeit geschafft, mit dem sozialen Wohnbau Geschichte zu schreiben. Nun schreiben wir wieder Geschichte: Mit Gebäuden in Klimaschutzgebieten, in denen alle Menschen in den nächsten Jahrzehnten gut, gesund, sicher und klimafreundlich leben, arbeiten und einkaufen. Sie werden in Wohnungen leben, die mit klimafreundlicher Energie versorgt werden. Von unseren Maßnahmen heute werden unsere Kinder und Enkelkinder in der Zukunft genauso profitieren, wie wir heute von den visionären Maßnahmen im sozialen Wohnbau des letzten Jahrhunderts profitieren."

"Hitzewellen kein Zufall, sondern Resultat von zuviel CO2"

Die steigenden Hitzewellen und Tropennächte im Sommer seien kein Zufall, sondern das Resultat von zu viel CO2, so Hebein. Das wirksamste Mittel im Kampf gegen die Klimakrise sieht sie in der Reduktion des CO2-Ausstoßes. "Die Stadtregierung hat vergangenes Jahr eine neue Smart City-Strategie beschlossen, die zum Ziel hat, die lokalen Treibhausgasemissionen pro Kopf bis zum Jahr 2050 um 85 Prozent zu reduzieren. Der momentane Anteil des Gebäudesektors an den CO2-Emissionen liegt bei 20 Prozent. Mit den Klimaschutzgebieten schaffen wir es, dass künftig 80 Prozent der Neubauten klimafreundlich gekühlt und geheizt werden und der CO2-Ausstoß stark zurückgeht. Es wird dort kein Öl und kein Gas mehr geben“, so die Stadträtin.

"Rasches und entschlossenes Handeln in der Krise"

Gerade die Corona-Krise habe gezeigt, worauf es wirklich ankommt, hält Hebein fest: "Es ist wichtig, dass wir krisenfest sind und dass wir erkennen, dass rasches, entschlossenes und gemeinsames Handeln Leben retten kann. Das trifft auf die Klimakrise genauso wie auf die Corona-Krise zu".

Die neuen Klimaschutzgebiete sollen aber nicht nur einen Schritt zur Senkung des CO2-Ausstoßes setzen, sie hätten auch das Potenzial für nachhaltige "Green Jobs", die durch die Forcierung innovativer Technologien entstehen. "Der Kampf gegen die Klimakrise ist auch ein Kampf gegen die aktuelle Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrise, die durch Corona ausgelöst wurde. Wir müssen uns aus der Krise herausinvestieren und nachhaltige Konjunkturpakete schnüren, die zu gut abgesicherten Jobs führen", so Hebein.

Bernd Vogl, Abteilungsleiter der Energieplanung der Stadt Wien, unterstreicht die Bedeutung der Maßnahme: "Gerade jetzt, wo in Wien viel gebaut wird, werden die Weichen für die nächsten Jahrzehnte gestellt. Wenn die Energiewende gelingen soll, braucht es die Einschränkung von fossilem Gas. In Wien setzen wir mit den Klimaschutz-Gebieten die ersten Schritte, um erneuerbare Energien und Fernwärme zum Standard zu erheben und damit unabhängiger von Importen aus dem Ausland zu werden."

Bauordnungsnovelle schafft Basis für Klimaschutzgebiete

Die rechtliche Basis zur Umsetzung der Energieraumpläne schaffte eine Novelle der Wiener Bauordnung im Jahr 2018. Damit können nun große Gebiete definiert werden, in denen künftig ausschließlich klimafreundliche Energieformen und Fernwärme zur Heizung und Kühlung von Gebäuden eingesetzt werden können. Von dieser Regelung betroffen sein werden rund 80 Prozent der Neubaugebiete. Öl und Gas werden in diesen Gebieten nicht mehr eingesetzt.

Morgen, Freitag, werden die Klimaschutzgebiete im zuständigen Gemeinderatsausschuss beschlossen, Ende Juni folgt der Beschluss im Wiener Gemeinderat. Bis Mitte 2021 soll jeder der 23 Wiener Bezirke einen eigenen Energieraumplan bekommen.