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Nun Reisewarnung für ganz Ägypten erteilt

Heute Redaktion
14.09.2021, 02:56

Am Freitag hat das österreichische Außenministerium auf die Unruhen in Ägypten reagiert und eine allgemeine Reisewarnung ausgesprochen. Unterdessen sind mehrere Passagiere aus Österreich aus Ägypten zurückgekehrt. Während eine Frau von Toten in der Urlaubsregion Hurghada sprach, sahen andere in den Touristengebieten keine Gefahr.

Ab sofort gilt eine allgemeine Reisewarnung, wie Außenminister Michael Spindelegger am Nachmittag mitteilte. Damit sind auch die Touristenziele am Roten Meer nicht mehr ausgenommen wie bei der zuvor gültigen partiellen Reisewarnung. Durch die nun ausgesprochene allgemeine Reisewarnung können nun sämliche Urlauber ihre Urlaubsreise kostenlos stornieren. "Sicherheit ist einfach nicht mehr gegeben"

Man habe gesehen, wie rasch eine Situation eskalieren können. Das sei "nicht mehr beherrschbar", sagte Spindelegger gegenüber "Ö1". Die komplette Reisewarnung erfolge "aufgrund der Eskalation der letzten Tage mit so vielen Toten", erklärte Spindelegger. "Die Sicherheit ist einfach nicht mehr gegeben." 

Urlauber, die sich bereits im Land befänden, könnten ihre Reise fortsetzten, so Spindelegger. Er habe am Mittwoch zwei Mitarbeiter in die Tourismusorte Sharm el-Sheikh und Hurghada geschickt, fügte der Außenminister hinzu. "Die Lage dort ist derzeit noch ruhig", für den Notfall habe man jedoch Vorsorge getroffen.

Rund 7.000 Österreicher befinden sich in Ägypten, darunter 5.000 Urlauber. Der Betrieb in der österreichischen Botschaft in Kairo kann derzeit nicht aufrecht erhalten werden. Das Botschaftspersonal sei jedoch weiterhin vor Ort, es gehe im "soweit gut", erklärte Spindelegger.

"Im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse wird vor einem Neuantritt von Reisen nach Ägypten, inklusive in die Badeorte und Fremdenverkehrseinrichtungen am Roten Meer und am Golf von Aqaba, gewarnt", wird nun auf der Website des Außenministeriums verkündet.

Rückkehrer aus Ägypten

Wer am Freitagnachmittag am Flughafen Wien mit Passagieren sprach, die soeben aus Kairo eingetroffen waren, bekam höchst Unterschiedliches zu hören: "Ihr schreibt alle die Unwahrheit. In Hurghada gibt es Tote", meinte eine Österreicherin, die in Ägypten lebt und zu Besuch in die Heimat kam. Sie wollte sich aber nicht mehr genauer äußern, sondern sagte: "Fahrt runter und seht es euch selber an!"

Vor allem an der Berichterstattung im Ausland gab es teils heftige Kritik. Zu freundlich gegenüber den Islamisten empfand sie etwa Ulrike Maller, eine andere Österreicherin, die seit mehr als vierzig Jahren in Ägypten lebt. "Die Moslembrüder sind eine Terroristengruppe", sagte sie. Sie betonte auch, dass es in den Touristenregionen derzeit keine Probleme gebe: "Aber in den Sinai würde ich nicht mehr fahren."

Als "nicht so arg" wertete auch Said Hetaba die Situation. Seit 35 Jahren lebt er nach eigenen Angaben in Österreich, besucht aber jeden Sommer seine alte Heimat. "In den Touristenregionen gibt es keine Probleme", sagte auch er. "Und es wird besser." Das Volk habe die Lage im Griff, 33 Millionen Ägypter seinen gegen die Muslimbrüder auf die Straße gegangen.

Ägyptischer Botschafter einberufen

Spindelegger äußerte sich scharf zu den Vorgängen in Ägypten und forderte alle Beteiligten auf, "an einen runden Tisch zu kommen". Obwohl es schon so viele Tote gegeben habe, sei "noch kein Ende absehbar", beklagte der Außenminister. Er habe auch den ägyptischen Botschafter in Wien einberufen und wolle ihm "klar machen, dass wir diese Gewalteskalation als Land nicht akzeptieren können". Er schloss auch ein Sondertreffen der EU-Außenminister zur Krise in Ägypten nicht aus.

Bei der, durch die Räumung von Protestlagern von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi am Mittwoch ausgelösten, Gewalteskalation sind über 600 Menschen ums Leben gekommen. Auch die USA reagierten scharf auf die Vorgangsweise des Militärregimes und stellten eine gemeinsame Übung mit den ägyptischen Streitkräften ab.

Konflikt zwischen Militär und Islamisten  

Spindelegger sagte dazu, dass "demokratisch gewählte Personen nicht mehr im Amt sind". Dennoch müsse auch gesehen werden, dass der Absetzung Mursis Demonstrationen vorausgegangen waren, "die nicht einmal bei Mubarak so stark waren", sagte der Vizekanzler mit Blick auf den Anfang 2011 gestürzten ägyptischen Langzeit-Autokraten Hosni Mubarak.

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