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Nur 2 Sterne: Starkoch klagt Guide Michelin

Heute Redaktion
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2018 war alles noch in Ordnung: Marc Veyrat hatte drei Sterne erhalten.
2018 war alles noch in Ordnung: Marc Veyrat hatte drei Sterne erhalten.
Bild: picturedesk.com

Am Mittwoch beginnt ein aufsehenerregender Prozess um Cheddar und Safran in Frankreich: Starkoch Marc Veyrat klagt den Guide Michelin, weil er seinen dritten Stern verlor.

In kaum einem anderen Land wird die hohe Kunst des Kochen so ernst genommen wie in Frankreich. Zum ersten Mal in der Geschichte klagt ein Koch den Guide Michelin, und Marc Veyrat ist nicht irgendwer.

Der 69-Jährige ist dank TV-Sendungen und seinem Markenzeichen, dem schwarzen Hut im Stile Udo Lindenbergs, landesweit bekannt. Seinen ersten Michelin-Stern hatte er 1985 erhalten, 1987 den zweiten. Seitdem sammelte er sie wie andere Leute Parkstrafen. 1995 erhielt er seinen dritten Stern und wurde vom Restaurantführer zum "Koch des Jahres" ernannt. Insgesamt erkochte er für drei Restaurants je drei Sterne – ein Spitzenwert – und selbst bei der Konkurrenz von Gault-Millau erhielt er als erster Koch die Höchstnote von 20 Punkten, und das gleich zwei Mal.

Doch der Erfinder der "botanischen Küche" – der Einsatz von Kräutern, Pflanzen und Wurzeln aus der Umgebung – verlor in der heurigen Ausgabe einen Stern bei seinem Restaurant La Maison des Bois in Manigod, was er überhaupt nicht nachvollziehen kann. Er hat aber einen Verdacht: Ein inkompetenter Tester.

Cheddar oder Safran?

Laut Veyrat habe der anonyme Michelin-Tester geglaubt, sein Käsesoufflé wäre mit englischem Cheddar anstatt den üblichen Varianten von Reblochon, Beaufort oder Tomme zubereitet gewesen: "Ich habe Safran hineingegeben und der Herr dachte es handelte sich wegen der gelben Farbe um Cheddar. Und das nennt man Expertise? Das ist einfach nur verrückt."

Der Eintrag im Guide Michelin erwähnt allerdings kein Käsesoufflé. Außerdem bleibt offen, wie Veyrat den Tester erkannt habe. Er verlangte zunächst, aus dem Restaurantführer gestrichen zu werden, doch Michelin erklärte dass man dies nicht tun werde, da man den Lesern verpflichtet sei.

Also zieht Veyrat nun vor Gericht. Er fordert, dass der Guide Michelin alle Unterlagen und Aufzeichnungen des Testers sowie die detaillierte Begründung, wieso er einen Stern verloren habe, aushändigen muss. Außerdem will er die Rechnung als Beweis sehen, ob der Tester überhaupt bei ihm gegessen habe. Gleichzeitig erhofft er, dass im Zuge des Prozesses Michelin gezwungen wird, die Bewertungskriterien und die Ausbildung seiner Tester zu veröffentlichen.

Michelin schießt zurück

"Ich komme aus einer ländlichen Gegend", sagt Veyrat. "Wir haben Ehre. Und wenn diese Ehre in so unfairer Weise verletzt wird, dann schmerzt das fürchterlich." Als man von der Abwertung erfahren habe, sei sein Küchenteam in Tränen ausgebrochen; er selbst habe er acht Monate lang an Depressionen gelitten und nur die Unterstützung seiner Frau habe ihm geholfen, sie zu überwinden.

Als Schadenersatz fordert Veyrat den symbolischen Betrag von einem Euro. Der Guide Michelin verlangt nun hingegen 30.000 Euro von ihm für sein Verhalten. Richard Malka, Anwalt des Restaurantführers, wirft dem Koch "pathologischen Egoismus" vor und eine "narzisstische Diva" zu sein. Er beruft sich auf die verfassungsrechtlich verankerte Meinungsfreiheit.

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