Österreich

Nur acht Jahre Haft für Wiener Muttermörder

Heute Redaktion
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Bild: Denise Auer

Ein 50-jähriger hypochondrisch veranlagter Wiener wurde am Mittwoch vor einem Wiener Schwurgericht wegen Mordes an seiner Mutter zu acht Jahren Haft verurteilt. Es erfolgt zudem keine Einweisung in eine Anstalt. Wegen finanzieller und gesundheitlicher Probleme habe er beschlossen, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Die 73-Jährige habe er "mitnehmen" wollen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Ein 50-jähriger hypochondrisch veranlagter Wiener wurde am Mittwoch vor einem Wiener Schwurgericht wegen Mordes an seiner Mutter zu acht Jahren Haft verurteilt. Es erfolgt zudem keine Einweisung in eine Anstalt. Wegen finanzieller und gesundheitlicher Probleme habe er beschlossen, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Die 73-Jährige habe er "mitnehmen" wollen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Da die Richter der Ansicht waren, dass in diesem Fall zahlreiche Milderungsgründe vorlagen - die bisherige Unbescholtenheit des Angeklagten, sein Geständnis, die finanziellen Probleme, die Belastung durch die kranke Mutter sowie seine erhebliche Persönlichkeitsstörung -, gelangte das außerordentliche Milderungsrecht zur Anwendung.

Die Einweisung in eine Anstalt ist nicht erteilt worden, der vorsitzende Richter Friedrich Forsthuber empfahl dem 50-Jährigen lediglich, sich im Gefängnis einer psychotherapeutischen Behandlung zu unterziehen, was der Mann mit bejahendem Kopfnicken quittierte.

Der Wiener hat seine Mutter am Abend des 2. Oktober 2013 in einer Wohnhaus-Anlage in der Gersthofer Straße ermordet. Nachdem er bereits im August verfasste Abschiedsbriefe an seine Cousine und die Polizei zur Post gebracht und die 73-Jährige sich schlafen gelegt hatte, betrat der Sohn ihre Wohnung, schritt mit einem Küchenmesser an ihr Bett und wollte "kurz und schmerzlos, wie man es in Filmen sieht" vorgehen.

20 Mal auf Mutter eingestochen

"Es ist gründlich schiefgegangen. Plötzlich war da ein Widerstand. Sie ist aufgewacht", berichtete der Angeklagt. Da sei er "in Panik gekommen". Laut Gerichtsmediziner stach der Sohn der Frau das Messer rund 20 Mal in Brust, Bauch und Hals, angeblich "um zu vermeiden, dass sie schwer verletzt zurückbleibt." Er wollte sich danach die Pulsadern aufschlitzen, konnte es aber nicht.

Nachdem die Polizei den Abschiedsbrief am Tag nach der Tat geöffnet hatte, brachen Wega-Beamte um 10:30 Uhr die Wohnungstür auf. Sie stießen auf die Leiche, neben der Grabkerzen aufgestellt waren. Der 50-Jährige, der den Beamten entgegenkam, ließ sich widerstandslos festnehmen.

Einzelgänger mit Hang zur Hypochondrie

Es sei "von Anfang an grauenhaft, entsetzlich" gewesen, bilanzierte der Mann, der nie in einer Beziehung mit einer Frau gelebt hatte und sich vor den Geschworenen als "Einzelgänger" bezeichnete. Ab 2008 seien bei ihm "allergische Schübe" aufgetreten, die Asthma, eine chronische Nebenhöhlenentzündung und "kaltes Schwitzen" bewirkt hätten, was angeblich bis zur Arbeitsunfähigkeit führte, schilderte der 50-Jährige. Der "beständige Kampf gegen die Allergie" habe zu einer "Angst vor einer Lungenentzündung" geführt.

Daneben plagten den 50-Jährigen, der geraume Zeit als Versicherungsmakler gearbeitet und zuletzt vom Wertpapierhandel gelebt hatte, große finanzielle Sorgen. Nach dem Tod seines Vaters veräußerte er um 215.000 Euro das Elternhaus in Wien-Hietzing und brachte seine Mutter in einer Wohnung im selben Gebäude in Wien-Währing unter, in dem er seit langem lebte. Die gesamten Mietkosten machten jedoch nicht unbeträchtliche 4.500 Euro aus. Aufgrund seiner starken Atemnot habe er es nicht geschafft, eine dritte Wohnung in der Wasagasse zu kündigen.

Selbstmord- und Mordgedanken seit 2012

Als er auch noch beachtliche Verluste im Wertpapierhandel hinnehmen musste, hätten ihn "die finanzielle ausweglose Situation und die gesundheitlich ausweglose Situation" zum Selbstmord bewogen, erklärte der Angeklagte. Gedanken, diesen "Übergang" gemeinsam mit seiner Mutter anzutreten, hätten ihn bereits 2012 ergriffen, gab der Mann zu Protokoll: "Wovon soll man leben, wenn man nicht mehr arbeiten kann? Nach einem vierjährigen Kampf gegen Allergien wird man mürbe."

Seine Mutter habe er ohne deren Wissen in die Tötungsabsichten miteinbezogen, zumal die Frau "seit meiner Kindheit immer krank" gewesen sei. Sie sei manisch depressiv gewesen, habe daneben unter Schizophrenie, Asthma und Altersvergesslichkeit gelitten. Außer ihm habe sich niemand um die 73-Jährige gekümmert: "Da war natürlich die Frage, was ich mit der Mutti mach', wenn ich nicht mehr bin."