Mit der heutigen Kundmachung des Endergebnisses der Nationalratswahl lüften sich auch endgültig die Schleier, wer künftig dem Nationalrat angehört. Denn innerhalb von 48 Stunden müssen jene Kandidaten, die auf mehreren Ebenen (Bundesliste, Landesliste, Regionalwahlkreis) Mandate errungen haben, kundtun, welches sie annehmen. Die meisten haben sich bereits entschieden und wie sich zeigt, wird mehr als ein Drittel des künftigen Nationalrats von neuen Abgeordneten besetzt.
Etwa 60 Abgeordnete dürften weiblich sein, was knapp einem Drittel (32,8 Prozent) entspricht. Die besten Quoten weisen Grüne und Team Stronach auf. Erstere haben sogar eine weibliche Mehrheit, im Stronach-Klub sind 40 Prozent Frauen. Die SPÖ dürfte auf knapp 35 Prozent, die ÖVP auf knapp 32 Prozent kommen. Bei den NEOS zeichnet sich eine Frauenquote von 22 Prozent ab, Schlusslicht wäre die FPÖ mit 17,5 Prozent.
Insgesamt ist derzeit ist von 62 Neuen auszugehen, nach der Regierungsbildung könnten es noch einmal mehr werden. Zählt man die Regierungsmitglieder hinzu, die fürs erste quasi in Doppelfunktion Abgeordnete und Minister oder Staatssekretär sind, erhöht sich die Zahl der "Neuen" bei der konstituierenden Sitzung am 29. Oktober überhaupt auf über 70.
ÖVP mischte kräftig durch
Den größten Austausch gibt es bei der ÖVP und das weniger, weil die Volkspartei vier Mandate eingebüßt hat, sondern weil sich viele erfahrene Mandatare wie der Zweite Nationalratspräsident Fritz Neugebauer, Finanzsprecher Günther Stummvoll, Wirtschaftssprecher Konrad Steindl oder Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein zurückgezogen haben. Andere erhielten wiederum keinen Listenplatz mehr, etwa der langjährige niederösterreichische Abgeordnete Erwin Hornek. Und ein paar scheiterten am Wähler wie Justizsprecher Michael Ikrath.
Nach derzeitigem Stand werden in den Klub der Volkspartei (abgesehen von den Regierungsmitgliedern) fürs erste 13-14 Neue einziehen, darunter bekannte Namen wie Generalsekretär Hannes Rauch, die langjährige Raiffeisen-Managerin Michaela Steinacker, die Wiener Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank, Pensionskassen-Chef Andreas Zakostelsky und mit dem Salzburger JVP-Obmann Asdin El Habbassi der erste Muslim im VP-Klub.
Mögliche Promis: Fekter, Berlakovich, Töchterle
Die Zahl könnte sich noch auf 17 erhöhen, wenn Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich, Finanzministerin Maria Fekter und Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle - wie immer wieder kolportiert - der nächsten Regierung nicht mehr angehören und stattdessen ihr Mandat annehmen.
Bei der SPÖ gibt es zahlreiche unfreiwillige Abgänge erfahrender Mandatare, etwa von Konsumentenschutzsprecher Johann Maier, der streitbaren Oberösterreicherin Sonja Ablinger oder dem Schwechater Bürgermeister Hannes Fazekas. Die Regierungsmitglieder abgezogen kommen 13 Neue zum Zug. Komplett neu aufgestellt ist dabei die Salzburger Riege mit Walter Bacher und Cornelia Ecker, auch Kärnten mit Philip Kucher und Christian Knes, Oberösterreich mit Daniela Holzinger, Markus Vogl und Marianne Gusenbauer-Jäger und Wien mit dem Simmeringer Bezirkschef Harald Troch und der Wiener Gemeinderätin Nurten Yilmaz bieten etliche Neuzugänge.
Frischer Wind durch NEOS
Die . Bei den Grünen hat Kurt Grünewald nicht mehr kandidiert und Karl Öllinger kein Mandat mehr ergattert. Dafür hat der Klub sechs neue Gesichter, darunter den langjährigen Frontmann der Tiroler Grünen Georg Willi, mit Aygül Berivan Aslan die erste kurdisch-stämmige Nationalratsabgeordnete sowie die ehemalige Vorsitzende der Hochschülerschaft, Sigrid Maurer und die bekannte Psychotherapeutin Eva Mückstein.
Parlamentarische Neueinsteiger sind die neun NEOS. An ihrer Spitze steht Klub- und Parteichef Matthias Strolz, ihm zur Seite als Stellvertreterinnen Beate Meinl-Reisinger und Angelika Mlinar. Mit letzterer feiert das LIF ein Comeback im Nationalrat nach fünf Jahren Pause. Zuletzt war das Liberale Forum von 2006-2008 durch Alexander Zach vertreten, dem damals ein Platz auf der SPÖ-Liste zur Verfügung gestellt worden war. Weiteres bekanntes Gesicht im NEOS-Team ist Niko Alm, der sich als PR-Experte einen Namen gemacht hat und zu den Initiatoren des Anti-Kirchenprivilegien-Volksbegehrens zählte.