In Wien-Ottakring weniger als 40 Prozent, Favoriten: 36,9 Prozent, Margareten: nur noch 26,2 Prozent. So viele Kinder können in der 1. Klasse gerade einmal so viel Deutsch, dass sie ihre Lehrer wenigstes verstehen, von altersgemäßem Bildungsniveau reden wir gar nicht ("Heute" berichtete).
In den fünf Volksschulen in Wien-Margareten (ca. 1.000 Kinder) sprechen also Dreiviertel der Taferlklassler so schlecht Deutsch, dass sie "dem Unterricht nicht folgen" können (a.o. Schüler). Was das Schlimmste ist: 61 Prozent von ihnen sind in Österreich geboren.
Das nenne ich ein Integrations- und Bildungsdesaster. Nein, nicht Wiens. Sondern eines unserer Regierungen der letzten 20 Jahre. Und zwar österreichweit: In Oberösterreich, der Steiermark und Vorarlberg machen die außerordentlichen (a.o.) Schüler bereits 20 Prozent aus. In Tirol haben sie sich in den letzten fünf Jahren von 4,6 auf 14,5 Prozent verdreifacht (!) – und damit stärker als in Wien. Wo angesetzt gehört? Im Kindergarten. Und bei "gewissen" Eltern. Dazu passend zwei Mails aus Oberösterreich und Kärnten.
"Meine Frau leitet einen Kindergarten in Kärnten seit fast 40 Jahren. Wer hier versagt, ist nicht der Kindergarten, sondern die Eltern dieser Kinder, weil sie zu Hause nur Muttersprache sprechen und sich nicht integrieren wollen oder können. Außerdem spielen diese Kinder kaum mit Deutschsprachigen, um wenigsten so ein bisschen Deutsch zu lernen. (…) Die Zeiten haben sich geändert, auch was die Medienreizüberflutung betrifft. Somit gibt es Kinder bzw. Neustarter, die in einem Kinderbuch nicht umblättern, sondern wischen wollen wie bei einem Handy."
Und hier ein Hilferuf aus Oberösterreich: Ingrid P., Geschäftsführerin eines Sprachförderprogramms, war in eine Volksschule in Marchtrenk eingeladen worden: "Die Direktorin bestätigte mir, dass Kinder in der fünften Generation in der Deutschförderklasse landen, weil sie nicht Deutsch können, und das nach drei Jahren Kindergarten. Aber in den Kigas sprechen viele Helferinnen nur rudimentär Deutsch." Auch die ehemalige Lehrerin nimmt vor allem die Eltern in die Pflicht:
Gesamtnote: Nicht genügend
Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
"Den meisten bildungsfernen Familien fehlt die Tagesstruktur. Ich hatte selber sechs Jahre ein türkisch-kurdisches Kind (Fatma) sozusagen als Ziehtochter betreut. Als die Mutter weitere zwei Kinder bekam, erlebte ich, dass sie Fatma für die Schule weckte und dann mit den kleineren Kindern wieder schlafen ging. Frühstück war so gegen 11 Uhr." Ihr Vorschlag: Kinder mit dreieinhalb Jahren und Eltern für verpflichtende dreimal zwei Stunden pro Woche in Kigas bzw. Horte holen – und diese für sensomotorische und handlungsorientierte Sprachförderprogramme mit Geld ausstatten. Die Konzepte gebe es (ihres seit 9 Jahren). Aber Föderalismus, Bürokratie und parteipolitisch motivierte gegenseitige Blockaden würden dafür sorgen, "dass alle reden, sich selbst beweihräuchern und nichts oder das Falsche realisieren". Kommentar überflüssig.