Szene

Disney lässt "Nussknacker und die vier Reiche" los

Hereinspaziert ins neueste Disney-Weihnachtsabenteuer, das altbekannten Stoff mit einer komplett neuen Geschichte mixt. Leider etwas too much.

Heute Redaktion
Teilen

Vor Freude tanzen Fans bald im Kino an - denn Disney wagt sich an eine vertraute Story: E.T.A. Hoffmanns "Nussknacker und Mausekönig", gemischt mit den anmutigen Ballettschritten von Pjotr Iljitsch Tschaikowskis "Der Nussknacker" - aber im neuen Gewand, mit jeder Menge Animation und hochkarätigem Ensemble. Damit geht der erste Weihnachtsfilm bei noch warmen Temperaturen ins Rennen - "Mary Poppins' Rückkehr" soll dann kurz vor Heiligabend über die Leinwand schweben.

Kleine Clara, große Prinzessin

Und darum geht's: Die 14-jährige Clara Stahlbaum (gespielt von "Twilight"-Beauty und Schneewittchen-Lookalike Mackenzie Foy) langweilt das London des viktorianischen Zeitalters. Sie ist motorisch hochbegabt und ist ganz wie ihre kürzlich verstorbene, geliebte Mutter - eine Erfinderin. Am ersten Weihnachtsfest ohne Mama Marie bekommen sie und ihre zwei anderen Geschwister jeweils ein von ihr hinterlassenes Geschenk überreicht. Und genau das macht den Teenager ratlos: Eine eierförmige Spieluhr, ohne Schlüssel? Zum Haareraufen, denn auch ihr mittlerweile distanzierter Papa kann und will nicht helfen. Wie gut, dass Claras Patenonkel (Morgan Freeman) den Frust versteht und das Mädchen auf eine Reise schickt - Vorhang auf fürs fantastische Abenteuer!

Clara stolpert nämlich in eine Parallelwelt, in der ihre Mutter scheinbar als Königin regiert hat. Wie bitte? Ja, richtig gehört - und damit ist das Mädel plötzlich Prinzessin dreier Reiche. Nur mit dem vierten hapert's, denn die dortige Herrscherin, Mutter Ingwer (Helen Mirren im Schmuddellook), führt mit ihrer Mäusearmee offenbar nur Böses im Schilde. Und so macht sich Clara mit ihrem Nussknacker, dem mutigen Hauptmann Phillip (passender Name: Jayden Fowora-Knight), sowie der süß anmutenden, aber leicht nervigen Zuckerfee (das war schon mal besser, liebe Keira Knightley) daran, den Schlüssel für die Spieluhr zu finden und somit auch alle Reiche zu retten …

Der Trailer von "Der Nussknacker und die vier Reiche":

Mäusekönig ganz groß

Mäuse-Phobiker müssen für den Filmgenuss aber stark sein - denn der Mäusekönig sorgt mit 60.000 (computeranimierten) Viecherln und einer Größe von drei Metern anfangs für das große-grausige Kribbeln. Diese Vierbeiner dienen Mutter Ingwer und lassen vorab einmal nur feindselige Gefühle aufkommen.

Tanzmäuse dürfen auch nicht fehlen

Im großen Stil wird auch getanzt. Die Solotänzerin des American Ballet Theatre, Misty Copeland, dreht in einer längeren Sequenz auf der Bühne auf. "'Der Nussknacker' war das allererste Ballett, in dem ich mit 13 Jahren aufgetreten bin." Passt also. Auf die Ohren gibt's übrigens auch einiges: James Howard sorgt für den Sound, Lang Lang haut in die Tasten und Andrea Bocelli singt mit Sohnemann Matteo die Nummer "Fall On Me".

Stylisch durch die vier Reiche

Die zum Leben erweckten Spielzeuge bevölkern die Reiche - und sehen dementsprechend aus. Allen voran die süßliche Zuckerfee, deren Kleid mit 100 Meter Stoff das pompöseste des ganzen Films ist. Auch Clara hat mit ihrem finalen Krönungskleid ihren großen Auftritt: 13 Leute waren rund 351 Stunden mit der Herstellung beschäftigt, verarbeitet wurden 127 Stoffbahnen feinster Seide im Rock, 10 Meter je Saumumfang je Schicht und 40 Meter um den Saum insgesamt. Außerdem wurden 22 Meter diamantener Ketten entlang des Saums angebracht, 2.500 Swarovski-Kristalle bringen die Robe zum Leuchten. Apropos Leuchten: Insgesamt flackern 1.428 kleine Lichter im Kleid auf.

Wohlfühlkino mit bisschen zu viel Schmalz

Eines vorweg: "Der Nussknacker und die vier Reiche" ist ein Wohlfühlfilm für hauptsächlich Klein, aber auch Groß. Die Inszenierung ist bildgewaltig, fantasievoll und gelungen. Das erfreut das innere Kind, erinnert aber auch sehr an "Alice im Wunderland". Macht ja nichts.

Trotzdem muten die Dialoge teilweise etwas zu gefühlsduselig und schmalzig an, auch, wenn der eigentliche Gedanke (Familie über alles) und die Weihnachtsatmosphäre an sich ja super sind. Vielleicht hilft's, das Movie eher durch die Augen eines Kindes zu betrachten - und somit über teils fehlende Zusammenhänge oder platte Dialoge einfach hinwegzusehen.

"Der Nussknacker und die vier Reiche" startet am 1. November in den österreichischen Kinos (MT)

Mehr zum Thema
;