Wirtschaft
Auch Schweizer werfen Chinesen-Räder weg
Die O-Bikes werden nicht nur in Wien zum Ziel von Vandalen. In der Schweiz wurden schon Dutzende Räder beschädigt, aus Groll vor der "chinesischen Invasion".
Als die chinesischen Bikesharing-Giganten kürzlich in Wien starteten, wurden von vielen Seiten Bedenken geäußert, wie die Kunden mit den ausgeliehenen Fahrrädern umgehen werden – das Ergebnis: Vandalen warfen sie in den Wien-Fluss.
Seit die O-Bikes im Juli gestartet sind, steigt auch in der Schweiz der Unmut gegen die chinesische Firma. Bei der Stadt Zürich gingen Reklamationen wegen blockierten Abstellplätzen ein, und jüngst kam es sogar zu Vandalismus gegen die grau-gelben Mietfahrräder.
Auf die Frage von "20 Minuten", warum die Schweizer so heftig auf O-Bike reagieren, weiß Julian Straßfeld, Sprecher des Unternehmens, keine Antwort. Für Christian Fichter von der Kalaidos Fachhochschule ist der Fall jedoch klar – er sei "ehrlich gesagt überrascht, dass die Fahrräder nicht noch mehr vandalisiert werden".
"Einfach ein schlechtes Angebot"
Laut dem Wirtschaftspsychologen lief beim Schweizer Marktstart von O-Bike so ziemlich alles falsch. Das Unternehmen erhielt von Anfang an schlechte Presse. Zudem steht der Verdacht auf Datenhandel im Raum.
Das Geschäftsmodell von O-Bike
O-Bike bietet Leihfahrräder, die nicht auf Docking-Stationen angewiesen sind. Die Radln verfügen über GPS, sodass Kunden sie überall mit dem Smartphone orten können. Für drei Franken (rund 2,6 Euro) pro Stunde können Schweizer ein die Bikes mieten und losfahren. Nach der Fahrt landen die Drahtesel oft auf öffentlichen Abstellplätzen. Zum Ärger von Anwohnern findet man sie aber auch auf Gehsteigen zurückgelassen oder an Hauswände angelehnt.
Dass O-Bike mit seinem Geschäft den öffentlichen Raum besetzt (siehe Box), sorgt ebenfalls für Unmut in der Bevölkerung. "Unterm Strich ist es einfach ein schlechtes Angebot", so Fichter. Die Fahrräder seien für die Schweiz nicht geeignet, weil sie keine Gangschaltung hätten und so nicht bergtauglich seien.
Außerdem stellt das Unternehmen für viele Schweizer eine Art "chinesische Invasion" dar, wie es Fichter formuliert. Das Unternehmen werde als fremde und anonyme Firma wahrgenommen. Die Angst vor dem "großen Unheimlichen aus dem Ausland" habe außerdem tendenziell zugenommen.
O-Bike will trotzdem Angebot ausweiten
Von den negativen Reaktionen lässt sich O-Bike-Sprecher Straßfeld nicht beirren: Die Vorfälle würden das Unternehmen nicht davon abbringen, sein Angebot auf weitere Schweizer Städte auszuweiten.
Wirtschaftspsychologe Fichter glaubt unterdessen nicht, dass sich O-Bike in der Schweiz halten wird. Konfrontiert mit der pessimistischen Prognose, erwidert Sprecher Straßfeld: "Letztlich wird der Markt darüber entscheiden, welches Modell sich durchsetzt." (red)