Wien

ÖAMTC warnt: "50% der Autofahrer an Kreuzung abgelenkt"

Ablenkung und Unachtsamkeit bleiben die Hauptursachen für Verkehrsunfälle. Alleine im April beobachtete der ÖAMTC in Wien 1.600 abgelenkte Lenker.

Louis Kraft
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Unachtsamkeit und Ablenkung im Straßenverkehr bleiben die Hauptgründe für Unfälle. Bei einer Beobachtung des ÖAMTC wurden alleine im April an drei Kreuzungen in Wien über 1.600 abgelenkte Verkehrsteilnehmer "erwischt".
Unachtsamkeit und Ablenkung im Straßenverkehr bleiben die Hauptgründe für Unfälle. Bei einer Beobachtung des ÖAMTC wurden alleine im April an drei Kreuzungen in Wien über 1.600 abgelenkte Verkehrsteilnehmer "erwischt".
Jesús Martinez / Westend61 / picturedesk.com

28 Prozent aller Unfälle im österreichischen Straßenverkehr gehen auf Unachtsamkeit oder Ablenkung zurück. Das geht aus der Unfallstatistik 2020 hervor, die nun vom ÖAMTC präsentiert wurde. In den vergangenen fünf Jahren ereigneten sich im Durchschnitt insgesamt mehr als ein Drittel aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden aufgrund abgelenkter Verkehrsteilnehmer.

Wie oft und wodurch Verkehrsteilnehmer tatsächlich abgelenkt werden, hat der ÖAMTC bei der Beobachtung im heurigen April erhoben. An drei innerstädtischen Kreuzungen in Wien behielten Mitarbeiter die Verkehrsteilnehmer in den Morgen- und Nachmittagsstunden im Blick. Dabei wurden in den Hauptverkehrszeiten über 1.600 abgelenkte Verkehrsteilnehmer erfasst.

Über die Hälfte der Autofahrer durch Gespräche abgelenkt

"Die beobachteten Verkehrsteilnehmer waren mit diversen erkennbaren Zusatzaufgaben befasst oder waren mit Kopfhörern unterwegs", erklärt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Bei den rund 480 Pkw-Lenkern wurde mehr als die Hälfte in einem Gespräch beobachtet. Den Löwenanteil der beobachteten abgelenkten Verkehrsteilnehmer stellten die Fußgänger. Von den insgesamt 870 Passanten waren knapp 43 Prozent mit Kopfhörern unterwegs. Die knapp 270 Fahrradfahrer wurden mehrheitlich (84 Prozent) mit Kopfhörern gesichtet, ebenso wie rund 70 Prozent der 45 E-Tretrollerfahrer.

"Gerade an oder im Nahbereich innerstädtischer Kreuzungen sind Fußgänger, E-Tretroller-, Fahrrad- oder Pkw-Lenker unter fordernden Bedingungen unterwegs und sollten konzentriert und aufmerksam sein, um unfallgefährdende Situationen rasch zu erfassen, ausgleichend und unfallvermeidend reagieren zu können", mahnt die Verkehrspsychologin.

Ablenkung am Nachmittag deutlich höher als in der Früh

Die Beobachtungen des ÖAMTC zeigen auch, dass Verkehrsteilnehmer in den Nachmittagsstunden stärker abgelenkt waren, als das in den Morgenstunden der Fall war. Das deckt sich auch mit den offiziellen Unfallzahlen der Statistik Austria der letzten fünf Jahre: Anteilig über den Tag betrachtet steigen Verkehrsunfälle im Vergleich zu den Vormittagsspitzen (14 Prozent) in den Nachmittagsstunden auf 24 Prozent an.

"Jede ablenkende Tätigkeit, so banal diese auch erscheinen mag, kann negative Auswirkungen auf das Fahrverhalten haben. Die Fehlinterpretation der eigenen Leistung kann zu gefährlichen Unfällen führen, vor allem, wenn schwächere Verkehrsteilnehmer beteiligt sind", gibt Seidenberger zu bedenken.

Lenker wissen theoretisch über Ablenkungen Bescheid, aber Gefahr oft unterschätzt

Wie weit Theorie und Praxis auch im Straßenverkehr auseinander gehen können, zeigt eine repräsentative Online-Umfrage des ÖAMTC. Daraus geht hervor, dass sich die Lenker zwar in der Theorie darüber bewusst sind, welche Ablenkungen zu gefährlichen Fahrfehlern führen können. In der Umfrage wurden Gespräche mit dem Bei-/Mitfahrer, das Bedienen von Geräten und Telefonieren während der Fahrt oder das Hören von Musik mitunter am häufigsten als ablenkende Tätigkeiten eingeschätzt. 

Gleichzeitig wird Unachtsamkeit aber falsch eingeschätzt. "Die Ergebnisse aus unserer Realfahrstudie aus dem Jahr 2020 zeigen, dass Gefahren durch Ablenkung am Steuer unterschätzt werden und nötige Sicherheitsreaktionen nicht richtig zum Einsatz kommen. Die Risiken und möglichen Folgen sollten daher stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit von allen Verkehrsteilnehmern gerückt werden, auch etwa im Rahmen der Fahrausbildung", so die Verkehrspsychologin.

ÖAMTC will Aufmerksamkeit erhöhen

Frühzeitige Schulungen könnten dagegen helfen. Der ÖAMTC schlägt daher vor, schon bei jungen Fahrradfahrern bei der Schulung zur freiwilligen Fahrradprüfung anzusetzen. Anbieter von Leihfahrzeugen sollten ihre Nutzer eindringlich auf die Unterlassung von Ablenkungen beim Fahren hinweisen. Und bei Pkw-Lenkern sollte nach Ansicht des ÖAMTC noch stärker auf das Thema Unachtsamkeit in der Aus- und Weiterbildung eingegangen werden. Etwa mithilfe von anschaulichen Übungen oder Demonstrationen, wie dies in den Mehrphasen-Trainings der ÖAMTC Fahrtechnik gemacht wird.

ÖAMTC als Partner des 10-Jahres-Aktionsplans "Decade of Action for Road Safety"

Der 10-Jahres-Aktionsplan "Decade of Action for Road Safety“ der Vereinten Nationen zur Verbesserung der globalen Verkehrssicherheit verfolgt das Ziel, mindestens 50 Prozent der Todesfälle und Verletzungen im Straßenverkehr von 2021 bis 2030 zu verhindern. Als Partner der Aktion unterstützt der ÖAMTC Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen und Verletzten in allen Verkehrsteilnehmergruppen. Die Anerkennung hoher Sicherheitsstandards zum Nutzen der Verkehrsteilnehmer ist dabei ebenso eine zentrale Aufgabe wie die Weitergabe von neuen technischen Erkenntnissen und allgemeinen Sicherheitsinformationen, die Durchführung von Schulungen, Trainings sowie der aktive offene Dialog mit allen Verkehrsteilnehmergruppen auf Augenhöhe.

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    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com