Österreich

ÖBB-Odyssee – Autor verpasste fast Festival-Eröffnung

Er hat ein Klimaticket, reist viel mit der Bahn: Doch was Autor Franzobel (56) nun erleben musste, war selbst dem Zug-Liebhaber zu viel.

Christine Ziechert
Schriftsteller Franzobel (56) schaffte es trotz Irrfahrt in letzter Sekunde zum Festival nach Klagenfurt. 
Schriftsteller Franzobel (56) schaffte es trotz Irrfahrt in letzter Sekunde zum Festival nach Klagenfurt. 
zVg, picturedesk.com

"Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen …", wusste bereits der deutsche Dichter Matthias Claudius im 18. Jahrhundert. Daran hat sich offenbar bis heute nichts geändert. Denn der österreichische Schriftsteller Franzobel hat eine wahre ÖBB-Odyssee hinter sich, wie der 56-Jährige auf seiner Facebook-Seite berichtet.

"Um lebendig zu bleiben, muss man manchmal die Komfortzone verlassen. Das ist nicht schwer, es genügt, mit der Bahn zu fahren", beginnt der gebürtige Oberösterreicher seine Schilderung und liefert gleich einige Beispiele der vergangenen Tage. Zuerst wollte Franzobel von Klagenfurt nach Kaufbeuren in Bayern.

1/63
Gehe zur Galerie
    <strong>25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko.</strong> Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. <a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251">Die Details &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033229" href="https://www.heute.at/s/jetzt-droht-beliebtem-lebensmittel-das-bittere-aus-120033229"></a>
    25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko. Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. Die Details >>>
    EXPA / APA / picturedesk.com
    "Zug ab Salzburg komplett überfüllt. Leute fluchen oder feiern, der Schaffner lässt sich nicht blicken, versteckt sich vermutlich in seinem Kämmerlein" - Franzobel

    "In Salzburg eine Stunde Warten, weil das DB-Team noch nicht da ist. Zwei Stunden später bleibt der Zug in München Ost stehen, Oberleitungsschaden, Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit verzögert. Kein Internet im Zug. Die Veranstalterin in Irsee sagt, ich müsse mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof, von dort mit einem Regionalzug. Ich hechte in die S-Bahn, es stellt sich heraus, die hält nicht am Hauptbahnhof, keiner weiß warum. Mit der U-Bahn klappt es. Am Hauptbahnhof tausende gestrandete Reisende, Anzeigetafel ist komplett schwarz. Es klappt trotzdem", erzählt der Autor.

    Doch dabei blieb es nicht: Am nächsten Tag, dem 26. Mai, war Franzobel zur Eröffnung eines Pfingstfestivals in Klagenfurt geladen. Es ging also wieder von Kaufbeuren zurück nach Klagenfurt: "Zug ab Salzburg komplett überfüllt. Leute fluchen oder feiern, der Schaffner lässt sich nicht blicken, versteckt sich vermutlich in seinem Kämmerlein", berichtet der Schriftsteller.

    Autor landete in Slowenien

    Laut Franzobel hatte der Zug rund eineinhalb Stunden Verspätung, Durchsagen erfolgten keine: "Ich habe Spaß mit dem Partyvolk, das zu einem Konzert nach Ljubljana fährt, wundere mich noch, dass nach Villach kein Pörtschach kommt, auch an den Tunnel konnte ich mich nicht erinnern. Plötzlich ist die Sprache draußen auf den Häusern Slowenisch. Statt in Klagenfurt lande ich in Jecenice. Ein Bahnhof ohne Taxis. In einer halben Stunde soll ich die Pfingsfestspiele in Klagenfurt eröffnen."

    Franzobel hatte einen falschen Kurswagen genommen, wie er "Heute" erklärt: "Den Kurswagen hab' ich erwischt, weil es keine Durchsagen gegeben hat oder zu laut war (Partyvolk). Die haben übrigens irgendwann mitbekommen, dass ich Schriftsteller bin und mich beim Aussteigen gefeiert. Vorher wollten alle Selfies mit mir machen ... also lustig war es eh", zeigt sich der 56-Jährige gelassen.

    "Ja, wenn man lebendig bleiben will, muss man nur mit der Bahn fahren" - Franzobel

    Der Autor hatte Glück: Der Schaffner und ein Lokführer bestellten für ihn und eine Geigerin aus Weimar (D) ein ÖBB-Taxi nach Villach: "Sonst wären wir dort wirklich gestrandet", so der Schriftsteller, der gerade noch rechtzeitig in Klagenfurt ankam. Doch auch die Rückfahrt nach Wien am nächsten Tag verlief nicht reibungslos: "Durchsage: Wegen eines Feuerwehreinsatzes kommt es zu einer Verspätung von ca. 30 Minuten, nach 50 Minuten ist von einer defekten Zugsgarnitur die Rede (Chris Lohner, I love you)." Sein Fazit: "Ja, wenn man lebendig bleiben will, muss man nur mit der Bahn fahren."