Wirtschaft

ÖGB-Chef an Regierung: "Geht mir auf den Hammer"

Gewerkschaftsbund-Chef Wolfgang Katzian kritisiert, dass in der Corona-Pandemie mehr Geld an die Wirtschaft als für die Arbeitnehmer geflossen ist.

Jochen Dobnik
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ÖGB-Boss Wolfgang Katzian - hier am Sonntag in der ORF-Pressestunde.
ÖGB-Boss Wolfgang Katzian - hier am Sonntag in der ORF-Pressestunde.
Screenshot/ORF

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian kritisiert in der ORF-"Pressestunde" eine sehr ungleiche Verteilung der Corona-Fördergelder und fordert eine Erhöhung des Arbeitslosengelds von 55 auf 70 Prozent Nettoersatzrate, um die Menschen gut durch die Krise zu bringen.

Arbeitslosengeld erhöhen, Reiche zur Kassa bitten

"Mir geht das auf den Hammer, wenn dann immer gesagt wird, es fehle der Anreiz. Wir haben derzeit 500.000 Arbeitslose und 50.000 offene Stellen, da soll mir noch irgendeiner über den Anreiz diskutieren", poltert Katzian. Selbst wenn die Arbeitsuchenden bis in die Fingerspitzen motiviert und lauter Professoren seien, gebe es derzeit keine Jobs. "Da stehen viele vor den Trümmern ihrer Existenz und wenn wir gebetsmühlenartig sagen, wir brauchen ein höheres Arbeitslosengeld, dann machen wir das nicht, um jemanden zu ärgern, sondern da geht es ums Überleben ganz vieler Menschen".

Die Kurzarbeit werde laut ÖGB-Chef auch in der zweiten Jahreshälfte nötig sein, immerhin sei diese auch wesentlich billiger als die Arbeitslosenhilfe. Zur finanziellen Krisenbewältigung will Katzian die "Gewinner der Pandemie", die großen Digitalkonzerne und Vermögende zur Kasse bitten: "Es wird hoffentlich niemand glauben, dass wir diese großen Herausforderungen damit bewältigen, indem man den Arbeitslosen noch etwas wegnimmt oder den Sozialstaat kaputt macht".

Ob der Lockdown weiter gelockert werden soll, wollte der Gewerkschaftsbund-Chef nicht beurteilen: "Ich werde mich hüten, die Arbeit der Virologen zu machen. Wenn es die virologische Lage zulässt, will ich, dass aufgesperrt wird, aber ich werde keine Vorgaben und Forderungen machen." Unzufrieden ist Katzian mit dem Tempo der Impfungen - "viel zu langsam" -, was er teils der Regierung, teils der EU anlastet.