"Bei der ersten Explosion dachte ich an ein Erdbeben. Die zweite Detonation war wie eine Atombombe. Ich hatte drei Stunden danach noch Ohrenschmerzen", erzählt Franz Gabriel, der seit fast 50 Jahren im Libanon lebt. Die Wohnung seiner Tochter im 28. Stock eines Apartmentkomplexes wurde komplett zerstört.
"Ich habe den Bürgerkrieg in Beirut miterlebt – an so etwas wie gestern kann ich mich nicht erinnern", ist der Geschäftsmann noch immer geschockt. Er ist froh, dass seine Familie körperlich nicht zu Schaden gekommen ist, fürchtet aber um die Zukunft des Landes: "Hier hat gerade niemand Geld. Der Hafen ist zerstört. Es ist eine Tragödie."
Laut Ministerpräsident Hassan Diab waren 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat in einer Lagerhalle im Hafen explodiert – wieso, ist aber noch unklar. Die Chemikalie, die zur Herstellung von Düngemitteln und Sprengstoff verwendet wird, lagerte dort seit 2013. Sie stammte von einem georgischen Frachter, der am Weg nach Mosambik wegen technischer Probleme eingelaufen war. Die Behörden hatten wegen des Zustands des Schiffs jedoch die Weiterfahrt verweigert und die "Rhosus" samt Ladung beschlagnahmt. Trotz Bitten der Zollbehörde wurde das Ammoniaknitrat aber nie weggebracht.