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"Furrys oder Sex-Szenen mit Tieren zeichne ich nicht"

Ein junger Österreicher verdient im Internet Geld mit pornografischen Darstellungen von japanischen Zeichentrick- und Comichelden. Ein Interview.

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"Man kann als Künstler viel Kohle machen, wenn man seltsame Fetische abholt."
"Man kann als Künstler viel Kohle machen, wenn man seltsame Fetische abholt."
Getty Images/iStockphoto

Im deutschsprachigen Raum gibt es eine große Anime- und Manga-Gemeinde - die japanische Form von Comics. In Fanforen existiert seit längerem ein Hype um erotische Darstellungen solcher Motive. Ein 30-jähriger Grafiker und Art Director aus Österreich erzählt im Gespräch mit "Heute", wie er mit solchen Aktzeichnungen Geld verdient. 

Wie bist du darauf gekommen mit Manga-Aktzeichnungen Geld zu verdienen?

Ich habe gerne gezeichnet und meine Werke in Image Boards veröffentlicht. Viele Kunst-Studenten, die nicht wirklich eine Arbeit finden können, machen es genauso. Oder Leute, die teilweise auf Conventions gehen. Mir geht es nicht primär um das Geld, sondern die Möglichkeit meine Kunst auszuleben und mich selbst zu verbessern. Auch bei anderen hat es nicht immer einen kommerziellen Hintergrund. Viele Künstler stellen das Zeug gratis hoch. Der Qualitätssprung der Zeichner ist verschieden. Von Amateuren bis Hoch-Professionellen ist alles dabei, ich bin in der gesunden Mitte.

Wie und wie viel Geld verdienst du damit? 

Ich zeichne auf Anfrage verschiedene Charaktere in expliziten Situationen Man könnte hergehen und sagen: Ich möchte Micky Mouse in einer sexy Situation haben. Dann beschreibt man, in welcher Stellung oder Akt und das wird gezeichnet. Da kommen jährlich ein Haufen Mangas und pornografische Animes heraus. Lange schon verdiene ich Geld mit Auftragsarbeiten, heute bin ich da weniger aktiv als früher. Je nach Qualität der Skizze gibt es eine Preisspanne von 20 Dollar bis 150 Dollar. Eigene Zeichnungen benötigen viel Recherche, da man die Persönlichkeit des Charakters widerspiegeln soll. Online gibt es teilweise auch Großverdiener wie verschiedene Pathreon-Projekte, die über die Spendenplattform westliche Hentai-Spiele produzieren und 100.000 Dollar pro Monat verdienen. Die Branche ist ein großer Markt. Die Nachfrage besteht auf jeden Fall.

Was ist besonders beliebt?

Ganz beliebt sind von nicht professionellen Zeichnern im Selbstverlag herausgegebene Mangas beziehungsweise Fanart. Hier gibt es bei Lieblingscharakteren wie Sailor Moon die Möglichkeit das Copyright zu umgehen und diese in sexuellen Handlungen zu zeichnen. Diese Werke kommerzieller Natur werden in Japan hauptsächlich auf Messen verkauft. Es gibt keine redaktionelle Beschränkung. Der Grundgedanke ist: Wie sieht es aus, wenn der Charakter deiner Lieblingsserie in eine sexuelle Situation geholt wird. Ich versuche genau dieses Klientel abzuholen. 

Man kann als Künstler viel Kohle machen, wenn man seltsame Fetische abholt.

Welche Leute befinden sich in solchen Communitys? 

Dort finden sich alle möglichen Typen von Menschen: von jungen Leuten, die Abenteuer und Romane lesen, bis hin zu Fans von Verkleidungen beziehungsweise Gospel. Dort gibt es ein Sub-Genre, das pornografische Materialien herstellt. Das wird Hentai genannt. Dahinter steckt ebenfalls eine große Industrie, die großteils aus Japan kommt.

Welche Wünsche haben deine Auftraggeber? 

Die Anfragen passieren aus unterschiedlichen Gründen. Manche finden es lustig, andere erotisch stimulierend. Für mich steht der künstlerische Aspekt im Vordergrund. Ich sehe sowas als künstlerische Aktzeichnung. Proportionen und Gesichtszüge werden überstilisiert. Das bedeutet: große Augen, unrealistisch große Brüste usw. Viele Frauen haben auch Interesse an sowas, meistens an einem Sub Genre mit homosexuellen Handlungen. bei Teenagern geht es mehr um den Liebesaspekt. Da werden keine sexuellen Handlungen explizit gezeigt.Wie viele Fetische ist es ein Nebeneffekt der Sexualität.

Fetische sind ein Nebeneffekt der Sexualität.

Gibt es schwarze Schafe? 

Es gibt schwarze Schafe, die sexuelle Handlungen mit Minderjährigen gezeichnet haben wollen. In Deutschland ist die Verbreitung illegal, aber der Besitz von illegalen Zeichnung nicht. Selbst in Japan brennt seit Jahren die Diskussion über die Darstellung minderjähriger Charaktere. In Japan gibt es die Diskussion, ob solche Dastellungen Pädophilie fördern oder unterbinden. Man hat keine Steigerung von sexuellen Übergriffen nachweisen können, aber es fördert die freiwillige Prostitution von jungen Mädchen, die auf das Klientel abzielen. Ich persönlich zeichne nichts in die Richtung.

Gibt es Grenzen für dich?

Ich habe auch schon Aufträge abgelehnt. Ich nehme Auftragsarbeiten an, verbreitet wird das großteils durch Image Boards und früher bei Tumblr, bevor sie es dort verboten haben. Da wird man mit unterschiedlichsten Fetischen konfrontiert, die meisten sind aber Vanilla. Fantasien können so durch das Fiktive ausgelebt werden Von Verspeisungsfetischen - dass jemand eine Person verschluckt - bis hin zu der erotischen Darstellung mit Tieren siehe My Little Pony und Sado-Maso ist alles dabei. Ich persönlich habe die Regel aufgestellt dass es eine Verhandlungsbasis gibt, aber gewisse Sachen zeichne ich nicht. Bei Furrys gibt es eine riesige Fan-Gemeinde im deutschsprachigen Raum, die zeichne ich nicht. Vergewaltigungen sind auch beliebt, wie auch Mord und Todschlag oder Sex-Szenen mit Tieren. 

Wie ist das Phänomen entstanden? 

Dort ist es dadurch entstanden, dass in den Siebzigern und Achtzigern die Darstellung von Schamhaaren verboten war. Das haben die Künstler so umgangen, indem sie sehr jugendlich aussehende Charaktere gezeichnet haben. Das Gesetz ist irgendwann verschwunden, aber das Sub Genre des Loly Cons und Shota-Con ist geblieben. Der Vorteil im Gegensatz zu normaler Pornographie sind die grenzenlosen Möglichkeiten, da es gezeichnet ist. Den meisten Fans ist auch bewusst, dass es einen Unterschied zwischen einem fiktiven und realen Werk gibt. Sie wollen sich in eine Geschichte einleben und ihre Fantasien stimulieren.