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Offiziell: Iran reichert ab heute wieder Uran an

Nachdem die USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen sind, wird das Land ab sofort verstärkt Uran anreichern.

Heute Redaktion
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Irans President Hassan Rouhani gab bekannt, dass sein Land wieder Uran anreichern werde.
Irans President Hassan Rouhani gab bekannt, dass sein Land wieder Uran anreichern werde.
Bild: picturedesk.com

US-Präsident Donald Trump hat Anfang Mai das Abkommen der internationalen Gemeinschaft mit dem Iran über dessen Atomprogramm aufgekündigt und Sanktionen wieder in Kraft gesetzt. Die EU will den Deal zwar retten, doch der Iran hat jetzt bekanntgegeben, man werde ab sofort seine Kapazitäten zur Urananreicherung erhöhen.

Am Dienstag überreicht der Iran der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in Wien ein offizielles Schreiben, in dem mitgeteilt wird, dass man mehr Uranhexafluorid anreichern werde, bestätigte Behrouz Kamalvandi, Sprecher der iranischen Atombehörde.

Man werde die Prozesse dazu "beschleunigen", um "schneller vorangehen zu können, falls notwendig". Man betonte zwar, dass man sich noch innerhalb der im Atomdeal festgesetzten Grenzen bewege, doch das kann durchaus als Drohung verstanden werden.

Netanjahu wirbt für Ausstieg

Das Abkommen erlaubt eine Anreicherung von Uran auf 3,7 Prozent, was für zivile Zwecke wie Atomkraftwerke ausreichend ist. Vor dem 2015 geschlossenen Deal hatte der Iran zumindest 20-prozentiges Uran angereichert.

Der israelische Geheimdienst Mossad legte aber am Montag aus dem Iran gestohlene Dokumente vor, laut denen die Atombehörde das Militär bereits 2001 angewiesen hatte, 90-prozentiges Uran anzureichern. Und dies ist ausschließlich für Nuklearwaffen notwendig.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu besuchte gestern die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, trifft heute Frankreichs Emmanuel Macron und morgen Großbritanniens Theresa May, um die drei führenden EU-Länder davon zu überzeugen, so wie die USA ebenfalls Abstand vom Atomdeal zu nehmen.

Denn die EU will das Abkommen noch retten, doch der Iran stellte dazu mehrere Forderungen. Eine davon, die wohl unüberbrückbar sein dürfte, ist dass man nicht versucht, über das Raketenprogramm und die iranischen Aktivitäten in der Region zu verhandeln.

Erste Firmen ziehen sich zurück

Die USA sind aus der 2015 nach jahrelangen Verhandlungen geschlossenen Vereinbarung zur Verhinderung einer iranischen Atombombe ausgestiegen, weil sie ihnen nicht weit genug geht. Alle anderen Vertragsparteien wollen das Atom-Abkommen dagegen retten.

Ausländische Firmen ziehen aus dem Ausstieg der USA bereits ihre Konsequenzen: Am Montag gab der französische Autobauer PSA (Peugeot, Citroën, Opel, DS) bekannt, sich aus dem Land zurückzuziehen. Der Prozess zur Beendigung zweier Joint Ventures werde wegen der Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch die USA eingeleitet, teilte das Unternehmen am Montagabend in Paris mit. Der Autobauer verkaufte im vergangenen Jahr 444.600 Fahrzeuge im Iran.

Die USA drohen allen Unternehmen, die weiter mit Teheran zusammenarbeiten, mit Sanktionen. Die EU arbeitet gerade einen Plan aus, wonach europäische Firmen bestraft werden können, wenn sie sich an die US-Sanktionen halten. PSA hatte im vergangenen Jahr dank seiner Rückkehr in den Iran den Absatz gesteigert. Der Iran ist vom Volumen her der größte Auslandsmarkt für den französischen Autobauer.

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