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Rassismus statt Rolex: Ist er der letzte echte Rapper?

Heute Redaktion
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Um den ganzen Hype zwischen Capital Bra, Rin und Mero blenden einige Musikfans aus, dass es in der Szene noch tatsächlich Personen gibt, die nicht über schnelle Autos und teure Uhren rappen.

Der Hiphop hat sich in den letzten Jahren verändert. Das dürfte an niemanden wirklich vorbeigegangen sein. Autotune prägt die Songs der erfolgreichsten Sprachsänger. Afrotrap-Beats sind schon beinahe ein Muss, um in der oberen Liga mitzuspielen. Die Texte handeln von lila Scheinen, vielen Frauen und ein wenig Drogen.

Der Erfolg spricht natürlich für sich und die Songs haben natürlich ihre Berechtigung, aber viel mit Rap haben die Tracks leider nicht mehr zu tun. Da verwundert es nicht, dass sich hier und da ein paar Leute nach dem "echten Hiphop" sehnen. Wo es noch um Geschichten aus dem Leben ging, mit denen sich auch die Bevölkerung identifizieren kann. Denn die meisten Leute fahren keinen Benz und halten dabei ihre Rolex aus dem Fenster.

Tabuthemen nicht im Mainstream

Einer könnte die Veränderung jetzt bringen: OG Keemo. Der 26-Jährige ist aktuell noch ein Geheimtipp in der Szene. Von Kritikern wird er gerne mit Kendrick Lamar und Tyler the Creator verglichen. Also mit "echten" Rappern.

Zugegeben: Auch OG Keemo rappt über Scheine, Drogen und Autos. Jedoch nur darüber, wie er in seiner Jugend klauen musste, um über die Runden zu kommen. Wie er aus einem Honda Civic aus gedealt hat. Aber er hat auch viel mehr zu bieten.

Karim Joel Martin, wie der Musiker mit bürgerlichem Namen heißt, ist authentisch. Er nimmt sich kein Blatt vor den Mund und spricht auch gerne unangenehme Themen an. Da kann es schon vorkommen, dass er über den Tod seiner Mutter rappt und über Depressionen - Tabuthemen im Mainstream. Und somit auch Tabu-Themen im aktuell gehypten Hiphop.

Echte Fans die nicht wegen "dem Hit" da sind

Weiteres wichtiges Thema: Rassismus. In seinem Track "216" rechnet er mit der Gesellschaft auf brutalste Weise ab. Er rappt darin über jene Probleme, die man als dunkelhäutiger Mann hat. Auch attackiert er offen den Moderator Daniel Aminati und kritisiert, dass er seine Kultur verleugnet, indem er sich beispielsweise die Haare glättet.

Das OG Keemo keinen Hype hat, ist offensichtlich. Während Rapper wie Capital Bra und RAF Camora die Stadthalle füllen, muss sich der 26-Jährige mit dem Werk begnügen. Keine 15.000 Fans, die mit einer Mega-Show überschüttet werden. Lediglich 100 Personen standen bei OG Keemo vor der Bühne. Der mächtige Hüne wirkte dadurch aber nur noch eindrucksvoller.

Obwohl die Location deutlich machte, dass Karim (noch) kein Superstar des Rap ist, tat sie genau das, was sich viele wünschten. Der Hiphop kehrte bei dem Konzert zu seinen Wurzeln zurück. Kleine, überschaubare und teils unschöne Räume im Untergrund. Harte Texte über das echte Leben, die aus schlechten Anlagen rauschen. Das macht aber nichts. Denn die paar Leute von der Bühne sind echte Fans. Sie kennen nicht nur "den einen Hit". Sie kennen die Geschichte von OG Keemo. Und die wurde gefeiert.

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