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"Olympische Spiele Tokyo 2020" im Test: Simpel & witzig

Mit der offiziellen Lizenz ausgestattet, ist "Olympische Spiele Tokyo 2020" ein witzig gestalteter Titel, dem es allerdings technisch etwas mangelt.

Rene Findenig
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    Wer sich von Segas neuem Game "Olympische Spiele Tokyo 2020 - Das offizielle Videospiel" eine ultrarealistische und grafisch hochwertige Sport-Simulation erwartet, wird enttäuscht werden.
    Wer sich von Segas neuem Game "Olympische Spiele Tokyo 2020 - Das offizielle Videospiel" eine ultrarealistische und grafisch hochwertige Sport-Simulation erwartet, wird enttäuscht werden.
    Sega

    Gleich vorweg: Wer sich von Segas neuem Game "Olympische Spiele Tokyo 2020 - Das offizielle Videospiel" für PC, PlayStation 4 und 5, Nintendo Switch und Xbox One und Series X|S eine ultrarealistische und grafisch hochwertige Sport-Simulation erwartet, wird enttäuscht werden. Das eigentlich schon zwei Jahre alte Spiel wurde bereits 2019 in Japan veröffentlicht und hat es erst jetzt nach der 2020er-Verschiebung der Olympischen Spiele in den Rest der Welt geschafft. Grafik und Inhalt zeigen dabei einige Mankos, das Gameplay ist aber dennoch witzig gestaltet.

    Ganze 18 Sport-Events bietet der Titel dem Spieler. Das ist zwar immer noch nicht allzu viel Auswahl, dafür macht das Game aber auch etwas besser als viele Kollegen: Die Sportarten unterscheiden sich viel deutlicher voneinander. Hier gibt es nicht Laufbewerbe oder Hürdenläufe in verschiedenen Längen und Ausführungen in Serie, sondern auch "ausgefallene" Wettbewerbe wie Siebener-Rugby, BMX, Hammerwerfen und Sport-Klettern, an denen man sich versuchen kann.

    Ein Spiel, das sich nicht so ernst nimmt

    Realistisch geht es dabei allerdings in kaum einer Sportart zu. Was aber auch bedeutet, dass Neulinge und Anfänger gute Chance haben, gleich mal auf das Podest zu gelangen. So gibt es etwa beim Fußball nur simple Manöver wie Schüsse, Pässe und Tacklings, allerdings kaum Tricks oder taktische Möglichkeiten. Das zieht sich auch quer durch alle anderen Sportarten – und wird auch grafisch passend untermalt: Neben halbwegs detailgetreuen menschlichen Sportlern laufen da auch schon mal der Videospiel-Igel Sonic oder ein Astronaut im Weltraum-Anzug über den Rasen oder die Laufbahn.

    Auch durch die Grafik-Effekte bekommt das Spiel oft einen extrem Arcade-lastigen Touch: Beim Fußball zieht der Ball sichtbare Linien hinter sich her, um seine Wucht zu zeigen, beim Baseball schlagen zwischendurch auch mal Flammen rund um den Spieler hoch, wenn er einen besonders harten Ball wirft. Auch wenn die Effekte und die Darstellung der Sportler Geschmacksfrage sind, eines gefällt: Auch die Steuerung der einzelnen Sportarten ist sehr simpel gehalten und ist superschnell gelernt. Beides, Grafik und Steuerung, zeigen gut, dass sich das Spiel nicht so ernst nimmt – positiv gemeint.

    Der Multiplayer als wahre Stärke

    Nicht so positiv ist dagegen, dass das Spiel mitunter mit etwas verschachtelten und unübersichtlichen Menüs aufwartet, durch die man sich scrollen kann. Das ginge weit besser und einfacher. Dafür darf man allerdings auch seine Spielfiguren, die man mit einem ausführlichen Creator gestaltet, immer weiter personalisieren. Die nötigen Outfits und Accessoires bekommt man über einen Ingame-Shop, in dem man die bei den Disziplinen gewonnenen Punkte ausgibt. Als Einzelspieler kann man zudem die weltweiten Bestenlisten erklimmen, im Mehrspieler gleich gegen bis zu sieben Mitspieler antreten.

    Der lokale Couch-Koop und der Multiplayer sind auch die großen Stärken des Titels, denn egal wie albern die Kostüme und Spielfiguren oder wie minimalistisch die Steuerungs- und Aktionsmöglichkeiten in den Disziplinen sind, beim Spiel gegen menschliche Mitstreiter macht der Arcade-Ansatz einfach richtig viel Spaß. Plus: Jeder kann sofort ohne lange Tutorials und schwierige Tastenkombinationen loslegen! Verwirrend ist allerdings, dass manche Spiele wir Tischtennis flott über den Bildschirm zuckeln, andere wie Tennis dagegen überraschend langatmig mit Wartepausen zu spielen sind.

    Nicht unbedingt Gold, aber witzig gemacht

    Was auch etwas schmerzt ist das Ausbleiben echter Langzeitmotivation, denn Karriere-Kampagnen oder ähnliches gibt es bisher nicht. Einzig so genannte "Spitzenathleten", also besonders herausfordernde Gegner, tauchen in den Übungswettbewerben auf und bescheren uns Zusatzpunkte, wenn wie sie schlagen können. Witzig wiederum sind die Superaktionen, die es in so gut wie jeder spielbaren Disziplin gibt – die besonders starken Angriffe oder schnelle Sprints sind jeweils mit bunten Effekten unterlegt und können ein verloren geglaubtes Spiel schnell wieder herumreißen.

    Picture

    Simulationsfans werden eher die Nase rümpfen, Arcadeliebhaber dafür umso mehr jubeln: "Olympische Spiele Tokyo 2020 . Das offizielle Videospiel" ist zwar technisch etwas angestaubt und verzettelt sich mit einigen Menüs und langgezogenen Disziplinen, ist dafür aber umso leichter auch für Anfänger zugänglich und macht besonders im Multiplayer-Modus jede Menge Spaß. Für Gold reicht es in der Disziplin der Sport-Spiele leider nicht, für Silber mit der Auswahl der nicht so oft vorkommenden Sportarten und den spaßigen Spielfiguren aber allemal.