Österreich

Oma-Mord Enkel und Opa laut Psychologin gestört

Heute Redaktion
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Im Prozess um den Oma-Mord in Oberösterreich attestierte eine Psychologin sowohl dem Enkel auch auch dem Opa eine narzisstische Störung. Sie seien voll zurechnungsfähig. Der Enkel sei süchtig nach Bewunderung gewesen. Zur Persönlichkeit seines Großvaters "würde es passen, dass er delegiert", sagte die psychiatrische Gutachterin Adelheid Kastner.

Im Prozess um den Oma-Mord in Oberösterreich attestierte eine Psychologin sowohl dem Enkel auch auch dem Opa eine narzisstische Störung. Sie seien voll zurechnungsfähig. Der Enkel sei süchtig nach Bewunderung gewesen. Zur Persönlichkeit seines Großvaters "würde es passen, dass er delegiert", sagte die psychiatrische Gutachterin Adelheid Kastner am Mittwochnachmittag.

"Er hat ein hohles Zentrum", beschrieb Kastner den 19-Jährigen Enkel, der die Tat ausgeführt haben soll und das auch zugibt. Er sei völlig zurechnungsfähig und schuldfähig, kenne die Bedeutung von Regeln und habe auch keine Aggressivität, so die Sachverständige. Der Teenager sei ihrer Ansicht nach "keine tickende Zeitbombe", von ihm gehe keine hochgradige Gefährlichkeit aus. Seine Schilderungen seien glaubwürdig, weil detailliert, konstant und logisch konsequent. Es sei nicht wahrscheinlich, dass die Tat aus ihm selbst herausgekommen sei.

Ein Bankbeamter bezeugte, dass eine Unfallversicherung für das Opfer existiere, bei der der Witwer mit 40.000 Euro begünstigt sei - sofern er freigesprochen wird.

Brutalität, weil erster Axthieb Oma nicht gleich umbrachte

Wieso die Tötung mit so starker Brutalität ausgeführt worden sei, begründet Kastner so: "Er hatte keine Erfahrung." Der Angeklagte habe, als sein Opfer nach dem ersten Axthieb nicht sofort außer Gefecht war, gemerkt, dass so etwas im wirklichen Leben anders sei als im Fernsehen. Es habe aber nach dem ersten Schlag nicht mehr zurück können, sondern seine Aufgabe zu Ende bringen wollen und deshalb einen regelrechten Overkill gesetzt.

Opas Bedürfnisse sind wichtiger, als die der anderen

Der Großvater wurde von der Psychiaterin ebenfalls als zurechnungsfähig eingestuft. Auch er habe eine narzisstische Störung, aber bereits gelernt, damit zu leben. "Er empfindet sich als Stütze von Taufkirchen und als zentrale Figur." Er habe seine Bedürfnisse über jene der anderen gestellt, daher auch seine Affären. Zu seiner Persönlichkeit würde es passen, dass er delegiere, antwortete Kastner auf die Frage, warum er seine Frau nicht selbst getötet habe.

Der 72-Jährige habe keine Anzeichen von Demenz, so Kastner. Aber: "Der Wunsch nach einer positiven Wirkung ist für ihn stärker als die Realität."

Zeugen sahen Opa gleichzeitig in Kaffeehaus und auf Ausflug

In den Zeugeneinvernahmen zeigten sich am Mittwoch Widersprüche. So will ein 70-Jähriger die beiden Angeklagten am 11. September in einem Kaffeehaus in Schärding gesehen haben. Dort sei auch der von der Staatsanwaltschaft als Mordauftrag gedeutete Satz "Die Oma muss weg" gefallen. Andere Zeugen gaben hingegen an, dass der 72-Jährige an diesem Tag mit ihnen an einem Seniorenausflug teilgenommen habe.

Der nächste und voraussichtlich letzte Prozesstag findet am Freitag statt. Dann sind noch weitere Zeugeneinvernahmen geplant. Ein Urteil gilt als wahrscheinlich.

APA/red.