Wien

Oma starb im Heim – Enkelin erfuhr zwei Wochen nichts

"Heute"-Redakteurin Denise verlor zu Jahresbeginn ihre geliebte Oma. Das Tragische daran: Zwei Wochen lang erfuhr sie davon nichts.

Yvonne Mresch
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Ein Herz und eine Seele: Für Denise H. war ihre Oma "Elfie" die wichtigste Bezugsperson. Umso mehr schmerzt es die 32-Jährige, dass sie vom Tod der geliebten Großmutter nichts erfuhr. 
Ein Herz und eine Seele: Für Denise H. war ihre Oma "Elfie" die wichtigste Bezugsperson. Umso mehr schmerzt es die 32-Jährige, dass sie vom Tod der geliebten Großmutter nichts erfuhr. 
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Elfriede A. und ihre Enkelin, "Heute"-Redakteurin Denise H. (32), waren stets ein Herz und eine Seele. "Ich musste früh von meiner Familie weg, wuchs bei meinem Opa auf", erinnert sich die Wienerin. Die Großmutter, die getrennt von ihrem Mann lebte, war immer eine enge Bezugsperson für das Mädchen. 

Enkelin kümmerte sich um Großmutter

Als Elfriede A. älter wurde und die gesundheitlichen Probleme zunahmen, stand es für die Enkelin außer Frage, sie zu unterstützen. "Ich habe sie fast zwei Jahre lang zuhause gepflegt. Sie hatte einen Schlaganfall, eine Körperhälfte war gelähmt. Ich musste sie füttern, umziehen, mit ihr trainieren." Ein halbes Jahr kämpfte Denise H. um Unterstützung und eine Pflegestufe. "Irgendwann habe ich gesagt: Helft mir, sie stirbt zuhause", berichtet sie. 

Schließlich bekam die 78-jährige einen Platz im Haus Wieden. Wie die Enkelin berichtet, war sie dort überglücklich. "Das Haus ist wunderbar und ich habe sie dort natürlich regelmäßig besucht. Alle kannten mich bereits, meine Daten waren hinterlegt. Ich war ja auch ihre gesetzliche Erwachsenenvertretung."

Elfriede A. lebte in einem Wiener Seniorenheim, wo sie Anfang des Jahres verstarb.
Elfriede A. lebte in einem Wiener Seniorenheim, wo sie Anfang des Jahres verstarb.
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"Ich konnte es nicht fassen und brach zusammen"

Nachdem Denise H. zu Jahresbeginn für wenige Wochen nicht zu ihrer Großmutter konnte, freute sie sich umso mehr auf den Besuch. Doch dann der Schock: "An der Rezeption sagte man mir, dass sie vor zwei Wochen verstorben ist. Ich konnte es nicht fassen, brach zusammen, weinte, zitterte, schrie. Ich wollte nicht glauben, dass es wahr ist", erinnert sie sich.

Die 32-jährige ging umgehend in die Abteilung, in der ihre Großmutter gelebt hatte und fragte auch dort nach. "Ich wollte wissen, warum mir niemand Bescheid gegeben hatte. Aber es hieß nur trocken, man habe mich nicht erreicht." Von einem Anruf wusste die verzweifelte Wienerin nichts.

"Konnten die Angehörige nicht erreichen"

Die zuständigen "Häuser zum Leben" erklären auf "Heute"-Anfrage: "In der Patientenakte wurde der Name der Enkelin hinterlegt. Sie wurde telefonisch kontaktiert, aber leider nicht erreicht. Auch eine Nachricht auf der Mailbox wurde hinterlassen." Verstirbt ein Bewohner, werden die in der Kontaktliste vermerkten Personen umgehend kontaktiert, betont man. So lange, bis jemand erreicht oder zumindest eine Nachricht hinterlassen werden kann. 

"Ich habe große Schuldgefühle"

Was für die junge Frau bleibt, ist ein Berg an Schulden ("ich musste das Kühlhaus zahlen, das Begräbnis und die Schulden meiner Oma übernehmen") und große Trauer. "Ich habe große Schuldgefühle, weil ich sie am Ende ihres Lebens nicht mehr gesehen habe. Ich frage mich immer, ob sie Angst hatte, ob sie mich gerne da gehabt hätte."

Den letzten Wunsch ihrer Oma konnte Denise H. noch erfüllen: Eine Baumbestattung am Kahlenberg. "Jetzt gehe ich öfter am Baum vorbei und umarme ihn. Dann denke ich an sie", sagt sie und appelliert: "Nutzt die Chancen, mit euren Lieben zu sprechen. Ihr wisst nie, wann es zu spät ist!"

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